Ihren Weg nach Südtirol schilderten die Ehepaare Nikolic und Lepir, die Inderin Audrey Lobo und der Marokkaner Abdelouahed El Abchi (von rechts).

„…die Welt zu entdecken ist wunderbar“

Publiziert in 45 / 2009 - Erschienen am 16. Dezember 2009
Prad – Das Gedicht, das ­Chiara und Indira aus der 4. und 5. Klasse vortrugen, begann mit den Sätzen: „Spannend ist es, das ist klar, die Welt zu entdecken ist wunderbar“. Spannend war es in dem bis auf den ­letzten Stehplatz besetzten Raiffeisensaal des Nationalparkhauses vor allem für Direktorin Verena Rinner, Projektkoordinatorin Dominique Wallnöfer, Lehrerinnen und Lehrer des Schulsprengels Prad und für Waltraud Plagg, Moderatorin des Abends. Zusammen mit Kulturreferentin Tanja Ortler waren sie beeindruckt vom Besucherandrang und eben gespannt, wie die Hauptdarsteller reagierten, wenn fast 400 Grund- und Mittelschüler, darunter 18 Kinder und Eltern anderer Kulturen, einander so nahe kamen. Nach dem trommelnden Einzug ­einer Schüler­gruppe mit Musik­lehrer Hannes Ortler half erstmals der Rhythmus die Menge zu bändigen. Nach den Trommelklängen war es das Schauspielerische, das die Zuschauer fesselte. Die Italienischlehrerin Annamaria Burgo hatte ein „Teatrino“ einstudieren lassen, in dem ein Gast mit schlechten Manieren nicht reagierte, obwohl er in allen möglichen Sprachen angeredet wurde, bis sich herausstellte, dass er taub war. Nach dem Sketch gab es praktischen Geographie-Unterricht. Schüler aus Bosnien, Tunesien und Serbien fragten ihre Mitschüler nach dem Land ihrer Herkunft. Aufgelockert wurde das ­Ganze durch die Trommeleinlage einer Schülergruppe mit dem interkulturellen Moderator Abdelouahed El Abchi aus ­Marokko. „Man möchte es nicht glauben, sogar in Mathematik kann man interkulturell arbeiten“, kündigte Moderatorin Plagg an und ließ Dominik, Leonhard und Johannes über eine Statistik aus dem Meldeamt erklären, dass die größten Gruppen der 211 Neubürger in der Marktgemeinde Prad aus Deutschland (33), Tunesien (30), Bosnien-Herzegowina (28) und der Slowakei (25) kämen. Menschen aus 16 Nationen zwischen Indien und Brasilien würden in Prad leben und arbeiten. Den Rechenbeispielen im Exel-Programm folgten Gedichte und durch die Mädchen der 4A und 4B das Lied „Amico mio“, eingeübt von der Italienischlehrerin Irene Scaduto. Malik Dahari aus Tunesien las ein Märchen in Arabisch vor und Abdel aus dem Nachbarstaat Marokko fasste in Deutsch zusammen. Die kroatische Geschichte von Mirko Lepir übersetzte ­Valentin ­Ruepp. Dann traten Erwachsene auf den Plan. Gordana ­Nikolic und Gordana Lepir, beide aus ­Bosnien, schrieben und erklärten die kyrillische Schrift. Sie wird an den Schulen in ­Bosnien-Herzegowina und in den Gebieten der serbischen und rumänischen Minderheiten im Wechsel mit der lateinischen Schrift unterrichtet. Dazu Moderatorin Plagg: „Ihr seht, wir Südtiroler bilden nicht die einzige Minderheit in Europa“ und lud die beiden orthodoxen Christinnen ein, über ihr Weihnachtsfest zu erzählen. Zu den Ehepaaren Gordona und Radenko Lepir und Gordona und Bojan Nikolic, der zur rumänischen Minderheit in Serbien gehört, gesellten sich Audrey Lobo und Abdelouahed EL Abchi. Sie schilderten, wie und warum sie nach Südtirol gekommen sind. Besonders beeindruckte Audrey Lobos Geschichte. Bei ihrer Geburt befanden sich ihre indischen Eltern in Afrika; aufgewachsen ist sie aber in London; ihren Mann aus Meran hat sie in Indien kennen gelernt und ihre Kinder in Südtirol zur Welt gebracht. Sie, derzeit Englischlehrerin an der Handelsoberschule in Schlanders, war es auch, die in drei Stunden mit 17 Mittelschülerinnen ein indisches Buffet für 120 Personen vorbereitet hatte. Valentina und Natalie, passend mit Sari bekleidet, stellten die indischen Spezialitäten vor. Der „interkulturelle Abend“ in Prad gehe auch auf die Be­mühungen des früheren ­Direktors Reinhard Zangerle zurück, wie Koordinatorin Dominique Wallnöfer mitteilte. Der Bildungsausschuss Prad unter der Leitung von Irmgard Niederegger und die Kulturreferentin Tanja Ortler hatten die Veranstaltung in das Bildungsprojekt „Das Dorf in Bewegung“ aufgenommen. Die Leiterin des Sprachenzentrums Waltraud Plagg begleitete und betreute. Materialien und finanzielle Mittel wurden vom Pädagogischen Institut für die deutsche Sprachgruppe zur Ver­fügung gestellt.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.

Close