„Die Opposition ist wie das Salz in der Suppe“
Publiziert in 16 / 2010 - Erschienen am 28. April 2010
Prad – Fünf Vertreter konnte die Liste „Für Prad“ 2005 auf Anhieb in den Gemeinderat entsenden. Eine Vertretung im Ausschuss gestand die Mehrheitspartei der Liste damals nicht zu, „aber vielleicht wird es dieses Mal möglich, denn es muss eigentlich möglich sein“, sagte Karl Bernhart, der Bürgermeisterkandidat der Liste, bei der Vorstellung der Kandidaten/innen und des Wahlprogramms am 22. April im Lehrsaal der Feuerwehrhalle. Über 80 Bürger waren gekommen, darunter auch etliche SVP-Vertreter.
„Wer sich für die Gemeinde einbringen will, soll das auch dürfen. Bisher geschah dies leider nur teilweise. Alle guten Köpfe einer Gemeinde sollen ihren Beitrag leisten dürfen“, so Karl Bernhart weiter. Auf der Liste „Für Prad“ scheinen neben dem Bürgermeisterkandidaten und den bisherigen Räten Udo Thoma (Lehrer) und Wunibald Wallnöfer (Arzt) noch 13 weitere Namen auf: Anna Nigg Stillebacher (Bäuerin), Tobias Stecher (Student), Arnold Gander (Pensionist), Adelina Wallnöfer (Lehrerin), Christoph Wunderer (E-Werk-Mitarbeiter), Annegret Rück (Lehrerin), Corrado Morelli (Geologe), Margot Tanzer (Sekretärin), Adalbert Theiner (Unternehmer), Peter Pobitzer (KFZ-Mechaniker), Martin Andres (Magazineur), Dietmar Raffeiner (Behindertenbetreuer) und Norbert Kofler (Tischler). Wunibald Wallnöfer blickte auf 5 Jahre Oppositionsarbeit zurück. Eine Opposition brauche es in jeder Gemeinde, sie sei das Salz in der Suppe. Die Opposition kontrolliere nicht nur die Arbeit der Verwalter, sondern fördere die offene Diskussion im Gemeinderat, trage dazu bei, dass „heiße Eisen“ auf den Tisch kommen, dass Alternativen aufgezeigt werden und dass die Regierungspartei nicht alle ihre Vorhaben und Beschlüsse stromlinienförmig durchsetzen kann. Eine Opposition, die kritisch und konstruktiv arbeitet, werte die Bedeutung des Gemeinderates insgesamt auf.
Zu den Themenschwerpunkten der Liste „Für Prad“ gehören: besseres Trinkwasser für alle, zumal das jetzige teils arsenhaltig und uranbelastet ist (Verwendung des ungenutzten Überwassers des Lichtenberger Trinkwassers); Ausbau von Geh- und Radwegen im Dorf; Rad- und Fußgängerübergang über die Etsch zum Bahnhof Spondinig; Umgestaltung von Plätzen im Dorf zu Orten der Begegnung; keine „große Umfahrung“ allein über Prader Gemeindegebiet; Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft; stärke Zusammenarbeit aller Wirtschaftszweige und Förderung der kleinen Kreisläufe; Weiterentwicklung der E-Werk-Genossenschaft, wobei lokale Ressourcen und erneuerbare Energien noch mehr genutzt werden sollen; ein Haus für die Jugend (hinaus aus den derzeitigen Kellerräumen); gemeinsames Vorgehen bei den Themen Alkohol und Sucht; zusätzliche Strukturen für Senioren. Aufhorchen ließ Anna Nigg Stillebacher mit dem Vorschlag, das Hotel Garden als Wohn- und Pflegeheim für Senioren zu nutzen. Alfred Gander beanstandete, dass der Bau der derzeitigen Seniorenstruktur viel zu lange gedauert hat. Den Bau eines Wohn- und Pflegeheims hätten die bisherigen Verwaltungen in Prad - im Gegensatz zu anderen Gemeinden - nie ernsthaft ins Auge gefasst. Als „leere Schachteln“ - weil sie kein Geld zur Verfügung haben - bezeichnete Tobias Stecher die Beiräte, unter anderem auch jenen für die Jugend. Udo Thoma, der die Themen Trinkwasser und Verkehr vertiefte, äußerte sich auch zum Leitbild: „Das Leitbild enthält viele gute Ansätze, verstaubt aber offensichtlich in einer Schublade.“
Karl Bernhart sprach sich für eine Förderung des Fremdenverkehrs aus und für ein Gesamtkonzept für eine bessere Positionierung und Entwicklung des Wirtschaftsgefüges im gesamten Obervinschgau. Die Gemeinde Prad müsse mehr agieren und nicht reagieren.
Die rege Diskussion verlief sehr sachlich. Auch mehrere SVP-Vertreter lobten das Programm der Liste „Für Prad“, es gebe viele gleiche bzw. ähnliche Anliegen. Mehrere Diskussionsteilnehmer meinten, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen SVP und „Für Prad“ möglich sein sollte. Karl Bernhart schloss den von der scheidenden Gemeinderätin Dominique Wallnöfer moderierten Abend mit einer Vision: „Vielleicht wird es eines Tages doch wahr, dass sich die Parteien auf Gemeindeebene auflösen und die Personen in den Mittelpunkt rücken.“

Josef Laner