Am 15. April ging während der Dreharbeiten an der Nordwand des Ortlers zufällig eine Lawine ab. Foto: Paul Hanny.

„Der Berg ist unser Hauptdarsteller“

Publiziert in 15 / 2009 - Erschienen am 22. April 2009
Sulden ­– Wer sich nach einem weiten Horizont sehnt, aber nur Berge vor den Augen hat, dem bleibt nur ein Ausweg: Hinauf auf die Gipfel. Für die Brüder Reinhold und Günther Messner war der erste „Gipfel“ die Friedhofsmauer von St. ­Peter in Villnöß. Reinhold war 13 Jahre alt und Günther 11, als sie 1957 die Friedhofsmauer erklommen. Mit solchen Szenen aus der Kindheit der Messner-Brüder beginnt der Spielfilm, an dem der bayerische Filmemacher und Regisseur Joseph Vilsmaier derzeit in enger Zusammenarbeit mit Reinhold Messner arbeitet. Der Film bringt die dramatische Ex­pedition der Messner-Brüder auf den Nanga Parbat (8125 Meter) ins Kino. Bei dieser Expedition, die 1970 erfolgte, verlor Günther Messner das Leben. Die ersten Dreharbeiten für das Berg-Drama haben im Vorjahr am Nanga Parbat in Pakistan stattgefunden. In der vergangenen Woche wurde in Sulden am Ortler gedreht. Weiter geht es ab Ende April mit Dreharbeiten in Villnöß und in den Dolomiten und später am Großvenediger und in Film­studios in München. Joseph Vilsmaier, der unter anderem mit den Filmen „Herbstmilch“, „Comedian Harmonists“, „Schlafes Bruder“ und „Stalingrad“ bekannt geworden ist, möchte mit seinem neuen Filmprojekt eine „authentische Südtiroler Geschichte“ auf die Leinwand bringen: „Es geht um die Geschichte und Beziehung zweier Brüder, um den Traum und die Sehnsucht junger ­Burschen, aus der Enge ihrer Heimat auszubrechen und um eine Expedition, die tragisch endet. Unser Hauptdarsteller ist aber der Berg.“ Das Drehbuch fußt laut Vilsmaier auf genau recherchierten Daten und Fakten. Das am Nanga Parbat gedrehte Filmmaterial werde eins zu eins den am Ortler entstandenen Szenen zugeordnet. Die über Jahre hinweg gegen Reinhold Messner erhobenen Schuldzuweisungen, wonach er seinen Bruder Günther am Nanga Parbat im Stich gelassen habe, sind laut Reinhold ­Messner nicht das Thema des Films: „Seit dem Fund der Leiche von Günther im Jahr 2005 ist diese Geschichte aufgeklärt. Ich weiß, wofür ich verantwortlich bin und ich trage meine Verantwortung. Können das auch jene von sich sagen, die gelogen und einen Skandal aufgebaut haben und jene tausende Journalisten, die Unwahrheiten nachge­plappert oder nachgeschrieben haben? Die Geschichte, die der Film erzählt, ist viel zu stark, so dass es ein Thema wie dieses gar nicht braucht. Wäre es mir um dieses Thema gegangen, hätte man einen anderen Film drehen müssen.“ Im Film von Vilsmaier gehe es um die Geschichte junger Burchen, die der Enge entfliehen wollen, es gehe um Rivalität, um das Bergsteigen, auch um Gipfelsiege, „aber nie um irgendwelche moralische Botschaften oder darum, mit erhobener Hand auf irgendjemanden zu zeigen. Moral-­Heinis sind mir allesamt zuwider.“ Seine eigene Aufgabe beim Film umschreibt Messner so. „Das ist ganz und gar eine Sache von Vilsmaier. Ich selbst sehe mich mehr als Zuträger, Helfer und Kontrolleur.“ Vilsmaier seinerseits kann sich die Filmarbeiten ohne Reinhold Messner nicht vorstellen: „Er ist in jeder Sekunde dabei, er ist äußerst vorsichtig, sehr genau und in höchstem Maße verantwortungbewusst. Was ich an ihm besonders schätze: Er ist ein Mensch, der seinen Weg geht.“ Für die Dreharbeiten am Nanga Parbat war Vilsmaier mit über einem Dutzend von Spezialisten nach Pakistan gereist, darunter natürlich auch Reinhold Messner, der den Berg wie kaum ein anderer kennt. Gedreht wurde in über 6500 Metern Höhe mit speziellen Kameras und Equipment und der Unterstützung von Hubschraubern. Auf ähnliche Weise erfolgten auch die Dreharbeiten in Sulden an allen Wänden des Ortlers und zum Teil auch an der Königspitze. Als Double-Darsteller standen in Sulden die Bergsteiger Hanspeter ­Eisendle (Reinhold Messner), Pauli Trenkwalder (Günther Messner), Oswald Santin (Felix Kuen) und Ingo Irsara (Peter Scholz) im Einsatz. Tatkräftige Unterstützung leisteten der Bergrettungsdienst Sulden mit Olaf Reinstadler an der Spitze sowie der Aiut Alpin mit Gabriel Kostner am Steuer­knüppel des Hubschraubers. In den Hauptrollen des Spielfilms „Nanga Parbat“ werden zu sehen sein: Florian Stetter („Der Seewolf“, „Sophie Scholl“) als Reinhold ­Messner, Volker Bruch als Günther ­Messner und Karl Markovics („Die Fälscher“) als Expedi­tionsleiter Karl Maria ­Herrligkofer. Der Film kostet rund 7 ­Millionen Euro. Im Jänner 2010 soll er in die Kinos kommen. Dankbar ist Vilsmaier, der 2006 übrigens mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde (Spezialpreis der Jury für „Der letzte Zug“), unter anderem auch dafür, dass er im schönen Sulden drehen durfte und dass er auch auf die Mitarbeit der SMG (Südtirol Marketing Gesellschaft) zurückgreifen konnte. Neu entdeckt hat Vilsmaier, „dass auch ein Mensch eine Marke sein kann. Reinhold Messner ist eine Marke, eine große Marke aus Südtirol für die ganze Welt."
Josef Laner
Josef Laner

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