Sonnenaufgang am Grionkopf; alle Fotos: Hubert Pilser
Am Grionkopf wollten auch einige Schafe verewigt werden.
Zwei junge Steinböcke unterhalb des Piz Rasass
Ein Selfie am Piz Rasass

Von Gipfel zu Gipfel

15-stündige Tour abseits von Stress und Hektik. „Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein.“

Publiziert in 34 / 2020 - Erschienen am 6. Oktober 2020

Oberland - Eine „Tankstelle“, sprich Einkehrmöglichkeit, gab es entlang der rund 15-stündigen Berg- und Gipfelkamm-Tour, die der Physiotherapeut Hubert Pilser und seine Lebenspartnerin Ilse am 13. September im Oberland und Obervinschgau absolvierten, keine. Dennoch kehrten sie „vollgetankt“ zurück. „Es braucht eigentlich nicht viel, um glücklich zu sein,“ sagte Hubert nach der Tour. Die Bergwelt und die weitgehend unberührte Natur bieten ideale Voraussetzungen, allem Stress und aller Hektik zu entfliehen, die Schönheiten der Natur zu erleben und Menschenansammlungen zu vermeiden. Auf nur 5 Personen sind Hubert und Ilse während der langen Tour gestoßen. Aufgebrochen sind sie um 4.15 Uhr auf dem Parkplatz in Rojen. Mit Stirnlampen gingen sie durch das Griontal. Entlang des Gipfelgrates zum Grionkopf begann die Morgendämmerung. Auf dem 2.896 hohen Gipfel hieß es bei knapp 0 °Celsius in kurzen Hosen rund 20 Minuten warten. Dann aber kam sie endlich, die Sonne. Sogar einige Schafe gesellten sich am Gipfel zum Paar. Der Sonnenaufgang am Grionkopf war das prägendste Erlebnis des Tages. Mit diesen unvergesslichen Eindrücken im Kopf ging es zunächst über Stock und Stein hinunter in Richtung Vallungscharte und dann wieder hinauf zur Vallungspitz (2.637 m), wo sich das Paar mit Palabirnen und Vinschger Paarlbrot stärkte. Beim Austief über die Rasasserscharte zum Hahnenkamm (2.884 m) und weiter zum Piz Rasass (2.941 m) befanden sich Hubert und Ilse im Gebiet zwischen dem Graubündner „Grüezi“ und dem Südtiroler „Griaß di“. Kurz unterhalb des Piz Rasass wurden sie von zwei jungen Steinböcken überrascht. Der Ausblick auf die nahe und ferne Bergwelt im Umkreis des Piz Rasass war überwältigend. Nach einer längeren Pause ging es über den Vernung Kopf (2.870 m) zur Vernungspitze. Um nicht wieder zur Rasass Spitze zurückzugehen, entschieden sich Hubert und Ilse, über das schroffe Gelände mit Felsen und Steinplatten durch das Krippaland abzusteigen. Dieser Abstieg war mühsam, zeitraubend und nicht ganz ungefährlich. Nach der Ankunft im Schaftal, einer Verlängerung des Zerzertals, ging es sogleich hinauf zur Schafhütte, wo endlich die Getränkeflaschen mit kaltem, frischem Bergwasser aufgefüllt werden konnten. Das war die einzige „Tankstelle“ entlang der Tour. Nach dem Aufstieg zum Schwarzkopf ging des den langen Gipfelgrat entlang bis zur Seebodenspitz (2.859 m), weiter zur Nördlichen Seebodenspitze, zum Plaschwerdakopf, zur Haider Scharte und von dort steil hinauf zur Elferspitze (2.926 m). Am Gipfel konnte man ein weiteren, wunderschönen Rundumblick genießen. Froh waren Hubert und Ilse, dass sie nun zum Zwölferkopf absteigen konnte, denn dieser liegt mit 2.783 m etwas tiefer als die Elferspitze. Das letzte Teilstück der Tour führet über Almböden zurück zum Ausgangspunkt in Rojen. „Wir haben eine sehr lohnende und schöne Berg- und Gipfelkamm-Tour unternommen“, resümiert Hubert. Was es brauche, seien eine gute Kondition, Trittsicherheit und Orientierungssinn.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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