Stand Rede und Antwort: Heiko Hauser beim Interview in seinem Büro.

Vieles realisiert, vieles ist noch zu tun

Vollendete und geplante Großprojekte, Verkehrsprobleme, touristisches Potenzial, die Churburg und mehr: BM Heiko Hauser im Interview.

Publiziert in 19 / 2024 - Erschienen am 22. Oktober 2024

SCHLUDERNS - Heiko Hauser ist wohl das, was man ein politisches Urgestein nennen könnte. Seit 24 Jahren ist er im Gemeinderat in Schluderns tätig. Drei Amtszeiten arbeitete er als Referent. Seit 2020 ist Hauser Bürgermeister des „Sonnendorfs“, wie er zu sagen pflegt. Hauser, der ein Doktorat in Mathematik besitzt, zeigte sich bestens vorbereitet für das Interview mit dem der Vinschger, hatte Überlegungen angestellt und Notizen gemacht. Im Zeichen mathematischer Gründlichkeit sprachen wir mit ihm darüber, was sich in Schluderns in den letzten Jahren getan hat und demnächst noch tun wird.

der Vinschger: Ihre erste Verwaltungsperiode als Bürgermeister neigt sich dem Ende zu. Gibt es eine zweite?

Heiko Hauser: Das ist durchaus möglich. Ich traue mich zu sagen, dass wir, mit wir meine ich den Gemeinderat und Gemeindeausschuss, viele kleine und große Projekte in dieser Verwaltungsperiode realisieren konnten. Einige größere Projekte haben wir in dieser Verwaltungsperiode bürokratisch und finanziell vorbereitet und es wäre schön, wenn man diese bereits vorbereiteten Projekte in der nächsten Verwaltungsperiode umsetzen dürfte. Der Gemeinderat und Gemeindeausschuss arbeiten gut mit und wir haben ein stimmiges Team. Aufgrund all dessen könnte ich mir eine weitere Periode als Bürgermeister gut vorstellen.

13 Sitze im Gemeinderat gingen bei den letzten Wahlen an die SVP, 2 an die Gemeinschaftsliste Schluderns. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Es gab von Anfang an ein gutes Verhältnis zwischen den Listen und es gab in dieser Verwaltungsperiode ein gutes Miteinander. Alle im Gemeinderat bringen sich ein und arbeiten, wenn Bedarf ist, in den verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Man spürt im Gemeinderat kein Parteidenken. Ich glaube, an vorderster Stelle steht für alle das Allgemeinwohl für unsere Bürgerinnen und Bürger. So ist die Arbeit angenehm.

Sie unterrichten nebenbei in Mals als Mathematiklehrer. Geht sich dies zeitlich aus?

Die ersten drei Jahre war ich Vollzeitbürgermeister, habe jedoch gemerkt, dass es zeitlich ein bisschen Spielraum gibt und da meine Arbeitsstelle nur in Mals ist und eben nur 5 Minuten vom Rathaus entfernt liegt, habe ich entschieden, 8 Stunden pro Woche am Oberschulzentrum Mals zu arbeiten. Es geht sich zeitlich recht gut aus. Vieles ist Planungssache, es gilt, fokussiert und effizient zu arbeiten. Wir sind mit knapp 1.900 Einwohner/innen eine eher kleine Gemeinde und haben keine Fraktionen und ich schaue, so gut wie immer verfügbar zu sein.

Sie haben ein Doktorat in Mathematik, wie hilfreich ist dies für ihre Arbeit als Bürgermeister?

Es ist in vielerlei Hinsicht nützlich. Als Mathematiker ist man es gewohnt, genau und strukturiert zu arbeiten. Das ist im Verwaltungsapparat schon eine große Hilfe.

In der letzten Verwaltungsperiode hat sich einiges getan. Was waren die größten und wichtigsten Projekte?

Ein großes Projekt welches abgeschlossen werden konnte, war das Wasserkraftwerk Konfall. Das Kraftwerk konnte 2022 in Betrieb gehen, die Kosten beliefen sich auf 3,9 Millionen Euro. Dafür erzeugt das Werk jährlich rund 7 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Gemeinde ist beim Wasserkraftwerk Konfall mit 76 Prozent beteiligt, das VEK (Vinschgauer Energie Konsortium) und die Energiegenossenschaft SEG mit jeweils 12 Prozent. Die Vorlaufzeit für die Errichtung des Wasserkraftwerks betrug etwa zehn Jahre, es gab viele Herausforderungen. In der letzten Verwaltungsperiode wurde auch die Upi-Alm für 600.000 Euro umgebaut. Neu errichtet wurde im Dorfzentrum die Wohnanlage Finstergasse, wo wir auf leistbares Wohnen setzen und günstige Wohnungen zur Verfügung stellten. Ein weiteres Großprojekt, das kürzlich abgeschlossen werden konnte, ist die Kindertagesstätte. Die Kita ist für bis zu 20 Kleinkinder ausgerichtet und seit Mai geöffnet. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 650.000 Euro. Es ist wichtig, auch für die Kleinen etwas zu tun. Weiter tat sich einiges bei unserer Kirche. So wurden Kirchendach und Kirchenfassade restauriert, auch die Katakombenheiligen wurden erneuert, zudem wurden neue Urnengräber errichtet (siehe Bericht auf Seite 26). Bereits Anfang 2022 fand die Segnung der sanierten Friedhofsmauer, der Arkadengräber und des Kriegerdenkmals statt. Im Frühjahr 2024 wurde der neue Natur-Erlebnis-Pfad im Schludernser Biotop mit 19 Stationen eröffnet. Aufwendige Instandhaltungsarbeiten für insgesamt rund 1,1 Millionen Euro wurden an Straßen, etwa in Konfall, bei der Meraner Straße, der Andreas-Hofer-Straße, der Halmergasse und der Schmelzgasse durchgeführt. Auf der Grundschule und auf dem Kulturhaus wurden Fotovoltaikanlagen realisiert. Auch Arbeiten beim Vuseum standen auf dem Programm. Aufwendig war natürlich die Aussiedlung des Altersheims Schluderns in die Alte Mühle, die Kosten hierzu beliefen sich auf rund 700.000 Euro. Damit ist nun alles für das neue Pflegewohnheim vorbereitet, das am Standort des vorherigen neu errichtet wird.

Mit dem Neubau des Pflegewohnheims wartet ein Mega-Projekt von rund 20 Millionen Euro. Wann wird es realisiert?

Ich denke, dass wir mit den Ausschreibungen noch in dieser Verwaltungsperiode, sprich bis Mai 2025, beginnen können. 2025 könnte dann noch mit den Bauarbeiten begonnen werden; wenn alles glatt läuft, dürften diese in drei Jahren abgeschlossen sein. Die Kosten von ursprünglich rund 27 Millionen Euro konnten auf etwa 20 Millionen reduziert werden. Finanziert wird dies vom Land sowie den drei Gemeinden Schluderns, Prad und Stilfs. Insgesamt entstehen 50 Betten. Die Vorbereitung des Projekts war in den vergangenen vier Jahren ein wahnsinniger Aufwand für uns. Es ist ein wichtiges und sicherlich das größte Projekt für die kommende Verwaltungsperiode.

Welche weiteren Projekte stehen an?

Neben dem neuen Pflegewohnheim gibt es eine Reihe weiterer Projekte, die derzeit noch laufen bzw. in der nächsten Verwaltungsperiode angegangen werden sollen. So wird der Kletterturm in der Sportzone erweitert, bei der Flugplatzstraße entsteht ein neuer Parkplatz, in Richtung Recyclinghof ein Gehsteig. An Bergstraßen, etwa vom Marseilhof in Richtung Gialhof, stehen Instandhaltungsarbeiten an. Auf der Vinschger Staatsstraße, zwischen Loki und dem Weinhof, kommt eine Schallschutzwand. Damit wollen wir der Lärmbelästigung durch den Verkehr entgegenwirken. Ein weiteres wichtiges Verkehrsprojekt ist die Neugestaltung an der Kreuzung im Bereich der Staatsstraße und der Meraner Straße. Anfang Oktober wurden bereits die Ausschreibungen vom Land gemacht. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. Die Gemeinde Schluderns beteiligt sich gemäß einer Vereinbarung mit insgesamt 165.000 Euro am Projekt.

Was ist dabei vorgesehen?

Eine ganze Reihe von Maßnahmen. Zusätzlich zur Schaffung eigener Fahrstreifen für eine sichere Dorfeinfahrt und -ausfahrt ist auch der Bau neuer Gehsteigteilstücke geplant, eine neue Beleuchtung sowie Eingriffe bei der Bushaltestelle. Es geht darum, mehr Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden zu schaffen.

Bleiben wir beim Verkehr, dieser ist in Schluderns – und freilich im ganzen Vinschgau – ein Dauerproblem. In Ihrer Gemeinde jedoch ist das Dorf durch die Vinschger Staatsstraße in zwei Teile getrennt. Was ist zu tun?

Wir haben zuletzt auf kurzfristige Maßnahmen gesetzt, Speedboxen aufgestellt, Geschwindigkeitstafeln errichtet, neue Beleuchtungen beim Zebrastreifen installiert etc. Jedoch braucht es auch langfristige Maßnahmen, um die Lebensqualität der angrenzenden Wohnbevölkerung zu erhöhen. Hier sind das Land, der Bezirk und auch die Gemeinden selbst gefordert, gute und sinnvolle Lösungen für den gesamten Raum Obervinschgau, sprich Mals, Tartsch, Laatsch, Glurns, Schluderns und Prad auszuarbeiten. Prad hat etwa die Herausforderung mit der Stilfser-Joch-Straße, Laatsch durch die Pendler/innen aus der Schweiz. Die Vinschger Staatsstraße ist ohnehin mittlerweile ein Problem für alle und so gut wie immer überlastet. Und der Verkehr wird nicht weniger, sondern eher immer mehr. Daher müssen wir langfristige Lösungen suchen, ob das nun Umfahrungen oder Tunnellösungen sind, das müssen uns die Experten sagen. Aber es muss etwas passieren.

Urlauber/innen, die nach Schluderns kommen, dürften jedenfalls kaum ein wesentlicher Faktor in Sachen Verkehr sein. Ihre Gemeinde gilt nicht gerade als touristische Hochburg.

Das stimmt. Wir sind in Sachen Tourismus unterentwickelt. Betriebe und Betten wurden aus unterschiedlichsten Gründen abgebaut, insbesondere Kleinbetriebe. So gab es 1990 noch 30 Betriebe mit 536 Betten, mittlerweile sind wir bei 21 Betrieben mit 339 Betten. Wir haben noch drei gut arbeitende Hotels, einige kleinere Betriebe, Urlaub auf dem Bauernhof etc. Aber natürlich könnten es noch mehr sein. Schluderns ist nämlich stets einen Besuch wert. Wir haben viele Wandermöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung, die Waalwanderwege sind zum Beispiel etwas ganz Besonderes. In Sachen Veranstaltungen haben wir einiges zu bieten, für Gäste gleich wie für Einheimische. Heuer kamen zu den Ritterspielen um die 18.000 Gäste, auch das Beachvolleyballturnier mit Konzerten begeistert jährlich tausende junge Besucher/innen. Nicht zuletzt konnten wir uns heuer mit dem Haflingerfestival zum 150-jährigen Jubiläum der Haflingerpferde weitum einen Namen machen. Zirka 12.000 Besucher/innen aus nah und fern waren dabei. Auch kulturell sind wir sehr gut aufgestellt, mit dem Vintschger Muserum und vor allem der Churburg.

Stichwort Churburg: Johannes Graf Trapp von Matsch starb am 18. Jänner im Alter von 78 Jahren unerwartet. Wie geht es weiter?

Die Trauer, dass unser Johannes Trapp gestorben ist, war und ist groß. Ich sage übrigens bewusst unser Graf. Er ist ja auch hier begraben. Zum Glück hat sein Sohn Gaudenz die Churburg übernommen und führt diese im Sinne seines Vaters weiter. In den Sommermonaten war er mit seiner Familie so gut wie immer hier und lebte sich als neuer Burgherr ein. Er sucht den Kontakt mit der Bevölkerung und den Vereinen. Es läuft somit weiter, wie es auch Johannes Graf Trapp gewollt hätte.

Themenwechsel: Wie geht es der Landwirtschaft und dem Handwerk bzw. der Industrie in ihrer Gemeinde?

Wir haben hier eine gute Mischung aus Äpfeln, Gemüse, Milchwirtschaft und Wein. Der Weinanbau ist im Steigen, in den letzten Jahren wurden einige Hektar neu angelegt. Heimische Weinbauern liefern gute Qualität. Ich denke, in der Landwirtschaft sind wir gut aufgestellt. Wir haben auch innovative Handwerksbetriebe. In der Industriezone, die gut angebunden ist, finden zahlreiche Menschen aus Schluderns und von außerhalb eine Arbeit.

Was tut sich in den letzten Monaten der Verwaltungsperiode?

Noch einiges. Wir arbeiten intensiv am Gemeindeentwicklungskonzept weiter. Zudem stehen die Vorarbeiten für die Ausschreibungen des Großprojektes Neubau Pflegewohnheim an, auch die Arbeiten in Sachen Neugestaltung Kreuzungsbereich Vinschger Straße/Meraner Straße gilt es jetzt umzusetzen. Nicht zuletzt gilt es noch Instandhaltungsarbeiten bei Dorf- und Bergstraßen zu realisieren.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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