Interpretationselastik

Publiziert in 45 / 2014 - Erschienen am 17. Dezember 2014
Das Jahr ist noch nicht vorbei und doch hat man sich – zumindest in Österreich – bereits für das Wort und das Unwort des Jahres entschieden. Seit 2005 werden diese auch in Südtirol für alle drei Sprachgruppen ermittelt. Sieht man sich die Gewinner der letzten Jahre an, zeigt sich, dass seit 2007 alle deutschen Wörter aus dem politischen Bereich stammen. Wer erinnert sich nicht an „Mandatsbeschränkung“, „Wählbarkeit“ oder „Ära“, den Gewinner des letzten Jahres? Welche verbalen Ergüsse werden es dieses Jahr an die Spitze schaffen? Man muss weder Prophet noch Hellseher sein, um stark anzunehmen, dass auch 2014 die Politik noch immer die beste Lieferantin ist. Rund um den Rentenskandal sind Ausdrücke und Aussprüche entstanden, die gute Chancen auf einen Podestplatz haben. Wie immer aber die Wahl auch ausgehen mag, es wird sicherlich schwierig zu entscheiden sein, ob sich Wort und Unwort des Jahres nicht decken. Ein Ausdruck wie „erworbene Rechte“ zum Beispiel ist – in Anspielung an den österreichischen Gewinner „situationselastisch“ – eben doch sehr „interpretationselastisch“. z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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