Digitaldiktatur

Publiziert in 37 / 2015 - Erschienen am 21. Oktober 2015
„Die Verlierer haben stets ein viel größeres Wissen als die Sieger, wenn du siegen willst, musst du eins und nur dieses eine wissen und darfst keine Zeit damit verlieren, auch noch alles andere zu lernen“, so schreibt Universitätsprofessor und Autor Umberto Eco in seinem neuesten Buch. Wer heute zum Beispiel „Digitalisierung!“ schreit, kann getrost mit breiter Zustimmung aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft rechnen. Die Generation, die ohne Computer aufgewachsen ist, sitzt heute an den wichtigsten Stellen, und stimmt in den Chor ein, wie schwierig doch früher alles war und wie leicht heute alles gehe (und gehen müsse). Für den, der nur diese eine Sache weiß, gibt es deshalb auch nur ein Credo. Wer aber nicht nur Sprachrohr des Zeitgeistes ist, und sich mit Themen wie Datenschutz, Big Data, den Geschäftspraktiken der großen Internet-Konzerne, dem CO2-Fußabdruck digitaler Medien, Data Fusion, dem Energieverbrauch einer Google-Abfrage, der Sinnhaftigkeit in konkreten Fällen, neurologischen Studien uvm. befasst – also ein wesentlich umfassenderes Bild zum Thema besitzt –, der hat schon verloren. Früher wurden die Überbringer schlechter Nachrichten getötet. Heute werden sie – wie zivilisiert! – überschrien oder ignoriert.z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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