Es war „a reglrechts Massaker“, das zwei Hirten am 23. September im Gebiet des Zwölferkopfs in Reschen entdeckten.
Es war „a reglrechts Massaker“, das zwei Hirten am 23. September im Gebiet des Zwölferkopfs in Reschen entdeckten.

„A reglrechts Massaker“

Erneut Wolfsrisse im Oberland. Entnahmedekret bleibt ausgesetzt. „Durchbruch in Brüssel“.

Publiziert in 18 / 2024 - Erschienen am 8. Oktober 2024

Reschen - Es war am 23. September, als sich zwei Hirten aufmachten, um im Gebiet des Zwölferkopfs in Reschen die Schafherde des passionierten Schafbauern Markus Albl aus Reschen nach Hause zu bringen. Als sie am Berg ankamen, entdeckten sie „a reglrechts Massaker“. Von 38 Schafen waren 13 Mutterschafe und 7 Sommerlämmer vermutlich von einem oder mehreren Wölfen gerissen bzw. verletzt worden. 3 der Mutterschafe waren tot, 3 Schafe mussten von Forstbeamten von ihrem Leid erlöst werden. 6 Schafe waren nicht auffindbar und ein verletztes Tier war derart verängstigt, dass es nicht geborgen werden konnte. Die erneuten Wolfsrisse im Oberland haben zu teils heftiger Kritik geführt. Wenngleich die Zahl der Wölfe in Südtirol von 2020 bis 2023 bereits von 18 auf 78 Individuen gestiegen sei und jeder 4. Almbetrieb in Südtirol seine Zukunft nicht mehr gesichert sehe, „bleiben die lauten Forderungen unzähliger Südtiroler Bauern für die Entnahme von Problemtieren ungehört.“

Weiterbestand der Almen in Gefahr

Man müsse sich die Frage stellen, „was am Ende im ach so schönen Südtirol übrigbleibt“ und „was passiert, wenn die Landschaft nicht mehr von unseren Bauern und Weidetieren gepflegt wird.“ Womit wollen Tourismustreibende dann Werbung machen? Warum sind die Bergbauern mit ihren Tieren, die seit jeher dieses wunderbare Land pflegen, so wertlos geworden? Warum geht es nicht mehr Hand in Hand? Es könne doch keinem Tierschützer egal sein, „wenn unschuldige Schafe und Lämmer auf grausame Weise verrecken und die Almen zu Grunde gehen.“ Die Entschädigungen „sind mit Blut beschmutzt, denn kein Geld der Welt kann das Leid wieder gut machen und den grausamen Anblick eines Bauern seiner Tiere ersetzen.“ Es brauche dringend klare Regelungen. „Jeder Hund, der jemanden beißt, muss erschossen werden, ein Wolf, der eine Herde reißt, wird beschützt.“ Tierschutz sei wichtig und gut, aber zu welchem Preis?

Aussetzung bleibt aufrecht

Bereits am 9. August hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher die Ermächtigung erteilt, in den Gemeindegebieten von Mals (Planeil) und Graun 2 Wölfe zu entnehmen. Tierschutzaktivisten haben gegen das Wolfsentnahmedekret rekurriert und das Verwaltungsgericht setzte das Dekret am 14. August aus. Just an diesem Tag war auf der Planeiler Alm ein neuer Wolfsriss bekannt geworden. Von Mitte Mai bis Ende Juli waren im Gebiet insgesamt 41 Schafe und Ziegen von Wölfen gerissen worden. Die Anwaltschaft des Landes wollte die Entnahmeermächtigung zwar vor dem Bozner Verwaltungsgericht verteidigen, dieses hat jedoch am 10. September entschieden, dass das Entnahmedekret ausgesetzt bleibt. Die Verhandlung in der Sache wurde für den 29. Jänner 2025 anberaumt.

„Weg frei für Absenken des Schutzstatus“

Von einem „Durchbruch in Brüssel“ berichtete der Europaparlamentarier Herbert Dorfmann am 25. September. Der Europäische Rat hat an diesem Tag den Weg für das Absenken des Schutzstatus des Wolfes freigemacht. „Das ist der Durchbruch, auf den wir so lange und so hart hingearbeitet haben“, sagte Dorfmann. Mit dieser Entscheidung könne das Verfahren zur Änderung der Berner Konvention eingeleitet werden, „die wiederum Staaten und Regionen mehr Spielräume im Rahmen des Wolfsmanagements geben würde.“ Erfreut über die Entscheidung in Brüssel zeigten sich auch Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher: „Nach jahrelangem Einsatz haben die EU-Mitgliedstaaten jetzt mehrheitlich für die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes gestimmt.“ Dies sei ein erster wichtiger Schritt, um die Wolfspopulation wirksam zu regulieren, und eine wichtige Voraussetzung, die bewirtschafteten Almen und Bergweiden langfristig zu sichern. Es sei das Ergebnis gemeinsamer, grenzüberschreitender Arbeit, so der Landeshauptmann. Laut Walcher hätten sich „Vernunft und Sachlichkeit gegenüber anderen Denkweisen durchgesetzt.“ Abzuwarten bleibt allerdings, ob überhaupt und bis wann die Folgemaßnahmen, die man sich von der Entscheidung in Brüssel erwartet, zur konkreten Umsetzung kommen werden.

Josef Laner
Josef Laner

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