Die Schanzer (in weiß) im Testspiel gegen die Vinschgau-Auswahl.
Hat alles im Griff: Trainerin Sabrina Wittmann bei einer Ansprache in Latsch.
Die erste Cheftrainerin im deutschen Profifußball: Sabrina Wittmann.
Werner Kiem, ehemaliger Biathlon-Profi, und Sportdirektor Ivica Grlic, ehemaliger Fußballprofi.
Gruppenfoto im Latscherhof (v.l.) Simon Schatzer (Betriebsleiter Viva:Latsch), Roman Schwienbacher (Präsident Tourismusverein), BM Mauro Dalla Barba, Sportreferent Manuel Platzgummer, Jürgen Pichler (Verwaltungsrat Viva:Latsch) mit dem FCI-Tross. Rechts im Bild die beiden Latscherhof-Gastgeber Alex und Werner Kiem.
Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer kamen zum Testspiel.
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Trainingslager und Novum

Der FC Ingolstadt mit der ersten Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball erstmals bei Vorbereitung in Latsch.

Publiziert in 14 / 2024 - Erschienen am 31. Juli 2024

LATSCH - „Das Wetter ist super, das Panorama schön“, betonte Sabrina Wittmann. Sie ist die Trainerin des deutschen Drittligisten FC Ingolstadt 04 und sorgte damit als erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball für ein Novum. Das Wichtigste sei aber freilich, dass die Vorbereitung optimal laufe. In Latsch holte sich der FCI vom 14. bis 21. Juli den Feinschliff für die bereits Anfang August beginnende Drittligasaison. Fast 50 Ingolstädter, rund 30 Spieler sowie Trainerteam und Betreuer waren zu Gast, untergebracht im Latscherhof.

„In Etappen denken“  

„Wir fühlen uns sehr wohl. Hier herrschen optimale Bedingungen und die Menschen sind alle sehr freundlich“, lobte FCI-Sportdirektor Ivica Grlic, der früher selbst Fußballprofi war und zahlreiche Bundesliga- sowie Zweitligaspiele, unter anderem für Alemannia Aachen und den MSV Duisburg, absolvierte. Zudem stand der ehemalige Mittelfeldspieler 16 Mal für die Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina auf dem Feld. Er weiß worauf es im Fußball ankommt: „Wir wollen in Etappen denken, das Wichtigste ist erstmal eine gute Vorbereitung zu absolvieren.“ Konkrete Saisonziele wollte er nicht aussprechen. Es gelte, gut in die am ersten Augustwochenende beginnende Saison zu starten. Nach den ersten Ligaspielen geht es im Pokal auch bereits gegen den Zweitligisten und diesjährigen Finalisten Kaiserslautern, der wie berichtet in Mals zum Training war. „Natürlich sind wir Außenseiter, aber der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, so der FCI-Sportdirektor, der selbst mit dem damaligen Zweitligisten Aachen 2004 sensationell im Pokalfinale stand. Dieses ging damals gegen Werder Bremen verloren. Der FC Ingolstadt, der 2004 aus einer Fusion zwischen dem MTV und dem ESV Ingolstadt entstand und von 2015 bis 2017 in der Bundesliga spielte, will jedenfalls mittelfristig zurück in die 2. Liga.

Eine besondere Geschichte im Profifußball

„Wir möchten uns im oberen Tabellendrittel festsetzen. Wir zählen uns zu den Teams, die die Qualität haben, oben mitzuspielen“, so Sabrina Wittmann. Die 33-Jährige durchlief mehrere Jugendmannschaften beim FCI als Trainerin, zuletzt arbeitete sie von 2021 bis 2024 erfolgreich als Trainerin der U19. In der Saison 2023/24 wurde sie nach der Entlassung von Michael Köllner zur vorläufigen Cheftrainerin der Herrenmannschaft befördert und übernahm das Drittliga-Team Anfang Mai nach dem 35. Spieltag, in den darauffolgenden drei Spielen blieben die Schanzer unbesiegt, schlussendlich landete der FCI auf dem 10. Tabellenplatz. Zudem konnte der erste Landespokal-Triumph der Vereinsgeschichte bejubelt werden. Das Management um Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer entschied sich, Wittmann fix zur Cheftrainerin zu ernennen und mit ihr in die neue Saison zu gehen. Kein Wunder, dass der Medienrummel seitdem größer ist, handelt es sich schließlich um ein Novum im deutschen Profifußball. Ganz neu ist dies im europäischen Top-Fußball jedoch nicht, die Französin Corinne Diacre trainierte 2014 bis 2017 den französischen Zweitligisten Clermont Foot.

Geschlecht spielt keine Rolle

 „Ob ich eine Frau oder ein Mann bin spielt keine Rolle“, betont Wittmann selbstbewusst. Die 33-Jährige ist Trainerin aus Überzeugung und eine ausgewiesene Fachfrau in Sachen Fußball, dies wurde beim Beobachten des Trainingslagers in Latsch schnell klar. „Sie steht für einen offensiven und mutigen Fußball, den sie mit ihrer authentischen sowie leidenschaftlichen Art des Coachens vermittelt und das Team mitreißen kann“, erklärte auch Ivica Grlici bei ihrer Beförderung. Was der Unterschied zu männlichen Berufskollegen sei? „Ich bin kein Mann, daher kenne ich auch den Unterschied nicht. Ich kenne es nur so“, so die Trainerin. Ein persönliches Ziel sei für sie auch die UEFA Pro-Lizenz, die sie demnächst machen wolle.

Vinschger abgeschossen – Überraschung gegen Empoli

Dass das Trainingslager in Latsch bereits Früchte trug, war schon in den Testspielen zu erkennen. Eine Vinschgau-Auswahl wurde – standesgemäß – problemlos mit 9:0 besiegt. Die Vinschger Auswahl wehrte sich tapfer, schlussendlich waren aber Klassenunterschied und Trainingsrückstand der Vinschger beim Spiel in Latsch ersichtlich. Bedeutend schwerer wurde es für den FCI freilich gegen Serie-A-Klub Empoli, der sich in Natz auf die neue Saison vorbereitete. Beim hochklassigen Testspiel, welches in Kaltern stattfand, wusste der FCI gegen den Favoriten durchwegs zu überzeugen und überraschte mit einem Unentschieden. Der Klub aus der Toskana, der sich in der vergangenen Saison erst in letzter Minute den Klassenerhalt gesichert hatte und aufgrund der erst am 17. August beginnenden Serie A später ins Training einstieg, hatte erwartungsgemäß ein Chancenplus. Schlussendlich endete die Partie aber torlos, 0:0. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, meinte Cheftrainerin Sabrina Wittmann gegenüber dem „Donaukurier“. Was das Team sich im Training erarbeitet habe, „haben wir im Spiel umgesetzt.“

Große Medienpräsenz

Neben der Mannschaft waren auch Teile des Vorstands und der Geschäftsführung nach Latsch gekommen; sie waren für einige Tage im Jagdhof untergebracht. Rund 30 Sponsoren und Unterstützer waren im Matillhof zu Gast, zudem wurde eine Fanreise  mit rund 50 Fans organisiert. „Es ist gut für Latsch, wir präsentieren uns einmal mehr als Sportdorf“, freute sich Bürgermeister Mauro Dalla Barba über den Besuch der Fußballprofis. Die Infrastrukturen in Latsch seien vorhanden, der Name Latsch werde nach außen getragen. „Allein die Medienpräsenz ist riesig“, unterstrich auch David Stocker, der Geschäftsführer vom Tourismusverein Latsch-Martell. In den sozialen Medien – der FC Ingolstadt 04 hat auf Instagram fast 100.000 Follower und auf Facebook über 80.000 – wurde regelmäßig aus Latsch berichtet. Auch in den deutschen Regionalzeitungen waren Trainingslager und Spiele in Südtirol großes Thema. „Die Bemühungen einen professionellen Fußballverein nach Latsch zu holen, waren schon seit vielen Jahren da, heuer hat es endlich geklappt“, freute sich auch Sportreferent Manuel Platzgummer. Die Vorbereitung von großen Teams habe Tradition in Latsch, in den vergangenen Jahren ist diese Tradition aber eingeschlafen. Noch vor über 20 Jahren waren immer wieder Profiklubs zu Gast, unter anderem Atalanta, Vicenza und Greuter Fürth.

„Ein voller Erfolg“

Im Eishockey kommt der DEL-Klub ERC Ingolstadt bereits seit 2015 nach Latsch, die Kooperation mit dem Deutschen Meister von 2014 machte sich bereits bezahlt. Auch das erste Trainingslager des FCI in Latsch sei ein voller Erfolg gewesen, bestätigt Platzgummer. Die Partnerschaft zwischen Latsch und den Schanzern beläuft sich auf ein Jahr und werde gegebenenfalls jährlich erneuert. Latsch bzw. die Ferienregion Latsch-Martelltal ist auf Werbeflächen im Ingolstädter Stadion etc. vertreten. Man hoffe, dass die Fußballprofis eine erfolgreiche Saison spielen und auch im nächsten Jahr wiederkommen.

Michael Andres
Michael Andres

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