„Rodeln hat einen großen Stellenwert“
Der Partschinser Andreas Castiglioni geht heuer in seine dritte Saison als Direktor des internationalen Rodelverbandes.
PARTSCHINS - Der Sommer ist vorbei, die heimischen Naturbahnrodler befinden sich mitten in der Saisonvorbereitung. Auch für FIL-Direktor Andreas Castiglioni gibt es derzeit eine ganze Menge zu tun. Der Partschinser kennt den Naturbahnrodelsport wie wenig andere. Bereits im Alter von sechs Jahren entdeckte er diesen für sich. Eine lange Karriere folgte. Castiglioni erlebte Erfolge und bittere Niederlagen. Bei den Heim-Weltmeisterschaften 2005 in Tarsch jubelte er über die Silbermedaille. Vor rund zehn Jahren beendete der heute 39-Jährige seine aktive Laufbahn und arbeitete fortan als Funktionär bei seinem Heimatverein, dem ASV Latsch. Castiglioni kennt den Naturbahnsport von allen Seiten und wurde in der Saison 2017/2018 vom internationalen Rodelverband (FIL) zum neuen Direktor für Sport und Technik Naturbahn ernannt. Während der stressigen Zeit der Saisonvorbereitung hat er sich Zeit genommen für ein Interview mit dem der Vinschger.
der Vinschger: Wie blicken Sie heute auf die WM-Medaille 2005 zurück?
Andreas Castiglioni: Im ersten Moment war ich enttäuscht. Ich habe alles richtig gemacht, bis auf den entscheidenden dritten und letzten Lauf. Obwohl mir ein Weltcupsieg bis dato verwehrt geblieben ist, wäre bei dieser Heim-WM der Sieg drin gewesen. Im Nachhinein habe ich mich aber gefreut. Es war mein größter und schönster Erfolg.
Was hat sich im Vergleich zu damals geändert?
Materialtechnisch hat sich eine ganze Menge verändert. Heute ist man zum Beispiel auf einer Strecke wie in Tarsch rund zwei Sekunden schneller als damals. Das ist auf einer Bahn von knapp einem Kilometer sehr viel. Auch das Drumherum hat sich geändert. Das Interesse am Rodelsport hat zugenommen. Jedes Weltcuprennen wird heute via Livestream übertragen. Die Live-Übertragungen sind auf einem hohen Niveau und werden entsprechend angenommen. Auch die Präsenz in den sozialen Netzwerken bringt dem Naturbahnrodeln viel Aufmerksamkeit. Alles wurde professioneller. Auch mehr Nationen sind heute mit dabei. Bei der letzten WM waren es 25. Frühere Exoten wie Kanada, die USA oder Slowenien fahren mittlerweile auf einem guten Niveau mit.
Was ist Ihre Aufgabe als FIL-Direktor?
Ich bin für die Überwachung und Organisation der internationalen Rennen, wie eben der Weltcups, zuständig. Zudem geht es um die Weiterentwicklung des Rodelsports, das Regelwerk und einiges mehr.
Apropos Weiterentwicklung: Wie steht es um die Olympische Anerkennung?
Wir lassen nicht locker. Zuletzt sind wir knapp gescheitert und bis zur letzten Instanz gekommen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sucht naturnahe Sportarten, die jeder auf der Welt ausüben kann und welche ohne kostspielige Infrastrukturen und gröbere Natureingriffe stattfinden können. Das Naturbahnrodeln würde diese Kriterien erfüllen. Für 2026 werden wir wieder um die Olympische Anerkennung ansuchen. Wir sind zuversichtlich. Dass die Spiele in Italien stattfinden, dürfte ein Pluspunkt sein.
Wo steht der Rodelsport im Vinschgau?
Das Naturbahnrodeln hat hier nach wie vor einen großen Stellenwert. Die Nachwuchsarbeit kann sich durchaus sehen lassen. Allen voran die Laaser lassen immer wieder aufhorchen. Wir haben hier tolle Infrastrukturen und viele Möglichkeiten. Es wäre schön, wenn sich hinsichtlich internationaler Rennen noch mehr tun würde. Das Potential ist da. Latsch bzw. die Rodelbahn in Tarsch eignet sich zum Beispiel ideal für Weltcuprennen. Ich habe Weltcuprennen dort schon als Athlet und als Sektionsleiter erlebt. Es ist mein Wunsch, auch bald Weltcuprennen als Verbands-Funktionär in Tarsch zu erleben.
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