Bürgermeister Andreas Heidegger mit seiner Familie: Birgit, Rosi (sitzend), Franziska und Barbara (von links).

„In die Qualität des Dorfes investieren“

Publiziert in 4 / 2006 - Erschienen am 22. Februar 2006
Naturns – Andreas Heidegger (52 Jahre) ist seit den Gemeinderatswahlen im Mai 2005 neuer Bürgermeister der Marktgemeinde Naturns. Er ist gebürtig aus Kaltern, aufgewachsen im Bergweiler Aschbach, verheiratet mit Rosi und hat drei Töchter: Birgit (28 Jahre ), Barbara (24) und Franziska (19). Birgit ist Erzieherin im Vinzenzheim in Schlanders, Barbara ist Integrationslehrerin in der Grundschule und Franziska studiert Sozialpädagogik in Brixen. Er selbst ist pensionierter Grundschullehrer. Andreas Heidegger wurde 1985 in den Gemeinderat gewählt, ab 1990 folgten drei Amtsperioden als Assessor (Gemeindereferent). Seit 2005 ist er nun Bürgermeister. „Der Vinschger“ hat mit ihm gesprochen. „Der Vinschger“: Was hat sich als Bürgermeister für sie geändert im Vergleich zum Gemeindereferenten? Heidegger: Für mich hat ein neuer politischer Lebensabschnitt begonnen. Mein Arbeitsrhythmus hat sich geändert; die neue Führungsaufgabe ist für mich eine große und interessante Herausforderung. Vorher war ich als Referent für die öffentlichen Arbeiten und für Umweltfragen zuständig. „Der Vinschger“: Haben Sie diese beiden Ressort beibehalten? Heidegger: Nein, die habe ich als Bürgermeister delegiert. Meine Zeit verwende ich vor allem, um die Gemeinde nach innen und außen zu vertreten, auch in übergemeindlichen Gremien. Zudem muss man als Verwalter einer aufstrebenden Gemeinde ständig und rechtzeitig über neue Perspektiven nachdenken und neue Konzepte entwickeln, dies gilt auch für eine bürgernahe und effiziente Verwaltung. Ich muss auch die immer knapper werdenden finanziellen Mittel vor Augen haben. Wichtig ist auch, dass die Bürger im Vorab über Entscheidungen informiert werden. „Der Vinschger“: Der Wechsel zum Bürgermeister ist also ein positiver? Heidegger: Ja, ich fühle mich stark motiviert und übernehme gerne Koordinierungsaufgaben. Es ist für mich wichtig noch mehr mit den Bürgern zu reden und auf sie zuzugehen. Viele kommen zu mir in die Sprechstunde. „Der Vinschger“: Woher nehmen sie die ganze Kraft? Heidegger: Einen Teil schöpft man aus dem persönlichen Erfolg. Auch meine Familie gibt mir einen starken Rückhalt. Sie steht hinter mir und verfolgt mit Interesse meine Arbeit, wenn auch die Töchter bei weitem nicht immer einverstanden sind mit den politischen Entscheidungen, die ich in der Gemeinde treffe. „Der Vinschger“: Glauben Sie, dass sie gute Voraussetzungen als Bürgermeister haben? Heidegger: Das müssen in erster Linie die Bürger entscheiden. Ich bin jedenfalls keinem Interessenzwang ausgesetzt und insofern frei in meiner Entscheidungsfindung. Ich komme aus einer sozialen Ecke und bin auf einem Bergbauernhof aufgewachsen. Die Wirtschaft ist für mich eine wichtige tragende Säule unserer Gesellschaft und unserer Gemeinde, deshalb braucht sie gute Voraussetzungen. Sehr wichtig sind für mich die vielen Vereine, die zur Harmonie einer Dorfgemeinschaft wesentlich beitragen. „Der Vinschger“: Wie kommen sie mit der Verantwortung zurecht? Heidegger: Ich musste lernen, mit Verantwortung umzugehen. Ich arbeite sehr viel, habe aber auch die nötige Zeit dazu, da ich vollzeitlich für meine Aufgabe als Bürgermeister zur Verfügung stehe. Alles ist Einteilungssache. Ich fühle mich in der Lage, diese Verantwortung zu tragen, das muss man auch selbst spüren. So wie der Schreibtisch am Abend aufgeräumt sein muss, so versuche ich auch jeden Tag „in meinem Kopf aufzuräumen“. Ich stehe in gutem Kontakt zu meinen Bürgermeisterkollegen, zum Landeshauptmann, zu den Landesräten und habe gute Mitarbeiter im Gemeindeausschuss. Ich kann auch konsequent „nein“ sagen, wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin. „Der Vinschger“: Die Vorhaben in dieser Amtsperiode? Heidegger: Dazu zählen die Fertigstellung des Alten- und Pflegeheimes, das Einsetzen einer Arbeitsgruppe zum Erhalt alter Bausubstanz als Ensembleschutz, in Staben soll gemeinsam mit der Bevölkerung ein Dorfentwicklungskonzept erstellt werden; die Errichtung einer Kindertagesstätte, ein kleines Kulturzentrum in Tabland, ein innovatives Gründungszentrum für Betriebe, die Schaffung der „Naturnser Kultur & Freizeit GmbH“ und die Ideensammelung zur Dorfgestaltung. „Der Vinschger“: Gibt es dazu schon welche? Heidegger: Derzeit wird ein sogenannter Wunschkatalog zur Gestaltung und Aufwertung der Hauptstraße und des Zentrums mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen erstellt. Naturns soll als Wohnort, aber auch als Tourismus- und Einkaufsort noch attraktiver werden. Bis im Juni soll die Grundvoraussetzung für einen Ideenwettbewerb geschaffen werden. „Der Vinschger“: Was gefällt Ihnen an Ihrer Aufgabe sehr gut? Heidegger: Es ist für mich wichtig, wenn der Erfolg auch von Seiten der Bevölkerung bestätigt wird. Ich kann ganz vorne aktiv mitgestalten und entscheiden. Ich bin gerne unter Menschen und arbeite gerne mit ihnen zusammen. Es geht mir um allgemeine Interessen, um die Dorfgemeinschaft und um das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger. Die finanziellen Ressourcen in den Gemeinden werden knapper, automatisch müssen und können wir weniger in Beton und Bauten, aber umso mehr in die Köpfe und in die Qualität des Dorfes investieren. Wir haben in unserer Gemeinde sehr viele Infrastrukturen, jetzt geht es darum, diese gut zu erhalten. „Der Vinschger“: Gibt es etwas, was ihnen nicht gefällt? Heidegger: Wenn Bürger Entscheidungen kritisieren, ohne sich genügend darüber informiert zu haben, oder den Zusammenhang zu kennen, wie diese entstanden sind. „Der Vinschger“: Eine letzte Frage: Es heißt ja, die Naturnser sind lieber Burggräfler als Vinschger… Heidegger: Politisch gehören wir zum Burggrafenamt. Ich glaube aber, dass die Entwicklung eines Tales nicht bei der Bezirksgrenze aufhört. Im Gegenteil, ich werde verstärkt als bisher mit meinen Bürgermeisterkollegen im Vinschgau zusammenarbeiten. Interview: Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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