„Hakuna Matata“ (es ist alles gut), wenn Father Alleluja zu Besuch kommt.

Father Alleluja

Publiziert in 16 / 2006 - Erschienen am 9. August 2006
Pater Adolf Pöll (66 J.), ein St. Josefsmissionär (MHM) und Bruder des Arztes in Naturns, verbringt in diesen Tagen seinen verdienten Urlaub in seiner Heimat in Hinterpasseier. Er nützte die Zeit, sich gleich zu Beginn einem gründlichen Gesundheits-Check zu unterziehen, um dann im September beruhigt und gut erholt wieder in seine Missionsstation Witu (Kenia) zurückzukehren. Im Krankenhaus Schlanders wurde er erfolgreich auf „Herz und Nieren“ untersucht und war voll des Lobes über die gewissenhafte, ärztliche Kompetenz sowie die freundliche, familiäre Betreuung unter der Aufsicht von Schw. Maria-Renate mit ihrem Team auf der medizinischen Station. Beeindruckt war er von der Funktionalität und dem technischen Fortschritt im neuen Krankenhaus Schlanders, das er in guter gesundheitlicher Verfassung wieder verlassen konnte, nachdem er noch eine Abendandacht, assistiert von Schw. Maria-Renate, in der hübschen KH-Kapelle feierte. Höhepunkt seines Heimaturlaubs war am 06. August die 40-Jahr-Feier seiner Priesterweihe. In anregenden Gesprächen mit den Stationsschwestern und Zimmernachbarn erzählte er eindrucksvoll von seinem nun seit 38 Jahren währenden Wirken in der Mission in Afrika. Er berichtete über seine Kindheit in der Passeirer Bergwelt, sein Entschluss zum Studium, vom Abschied von daheim, seine Entbehrungen, von den verschiedenen Studienzeiten im Johanneum in Dorf Tirol, im St.-Josefs-Missionshaus in Brixen und schlussendlich seiner Zeit der eigentlichen Theologie- und Philosophiestudien. Die offizielle Missionssprache Englisch perfektionierte er in der Ordenszentrale Mill Hill/London (UK). Nach der Priesterweihe 1966 in der Heimat konnte er es kaum erwarten, bald in eine Missionsstation entsandt zu werden und hatte sich alternativ für Kamerun (Afrika), Borneo (Indonesien) oder nach Südamerika gemeldet. Groß war seine Enttäuschung, als man ihn vorerst als Erzieher im St. Josefs-Missionshaus in Brixen festnagelte. Ende 1968 war es dann so weit und nach 4-wöchiger Schiffsreise, die um den gesamten afrikanischen Kontinent führte, traf der junge Missionar Pöll zusammen mit 3 anderen Tiroler Mitbrüdern in Mombasa (Kenia) ein. Father Adolf – inzwischen perfekt englischsprechend – wobei er seinen urtypischen Psairer Dialekt (auch das „houu“) bis heute beibehalten hat – war also nicht für Kamerun bestimmt, sondern übernahm mehrere Missionsstationen in Kenia, wo er bis heute wirkt und arbeitet. Auch die Ausbildungsstätte der St. Josefs-Mission wurde erst kürzlich von Mill Hill/London in die kenianischen Hauptstadt Nairobi verlegte. Seine Erzählungen über Land und Leute, die klimatischen Schwierigkeiten, das Zusammenleben der Großfamilien bei den Eingeborenen, die Armut, die Feindseligkeiten zwischen den Stämmen, die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die Verhältnisse zu anderen Religionen (Islam, aber auch Naturreligionen), das sich rapid entwickelnde Gefälle zwischen Reichtum und totaler Verarmung, könnten Bücher füllen. Das enorme AIDS-Problem (die Lebenserwartung liegt max. bei ca. 40 Jahren) mit seinen menschlichen Schicksalen stellt ihn unter große psychische Belastung. Dazu kommt Pater Adolfs Sorge um den Nachwuchs in den Missionen und seine Befürchtung, die ihm liebgewordenen Menschen wieder ihrem eigenen Schicksal überlassen zu müssen, wenn er in einigen Jahren aus Altersgründen den Schwarzen Kontinent für immer verlassen wird. Missionäre leben bekanntlich gefährlich und so lauerten auch auf Pater Adolf lebensbedrohende Gefahren im Urwald und er berichtete von: einem schweren Sturz mit dem Motorrad auf einem entlegenen Buschpfad, der schwierigen Rettung und dem langen Krankentransport nach Naiobi; vom Bauchdurchschuss bei einer Polizeikontrolle während der immer wieder aufflammenden Bandenkriege und das Chaos bei den anschließenden Notoperationen im russischen Spital von Mombasa; von der Pythonschlange, die sich im Missionsjeep plötzlich um das Lenkrad schlängelte. Das sind nur einige Episoden aus dem abenteuerlichen Leben von Pater Adolf. Erst kürzlich wurde er von Räubern in der Missionsstation überfallen und seiner Habseligkeit beraubt. Ein glücklicher Zufall rettet ihn vor dem Schlimmsten, denn meist enden diese Überfälle im Busch tragisch! Die Schönheit des Landes, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt im Busch täuscht über die schwierigen Lebensverhältnisse der Bevölkerung hinweg. Eine Plage für die Plantagen bzw. Gärten sind die vielen Affen, die alles klauen und fressen, was nicht niet- und nagelfest ist. Als Abwehr werden die Gärten mit Drähten und Netze abgedeckt und mit „elektrischen Hütbuben“ unter Strom gesetzt. Speziell die angerichteten Schäden an den Kulturen durch Nilpferde, aber auch durch Elefanten, treibt die Eingeborenen zur Verzweiflung, wenn sie machtlos zusehen müssen, wie nach dem Durchzug dieser Dickhäuterherden ihrer Hände Arbeit, die trotz ungünstigen klimatischen Verhältnissen endlich einmal etwas Ertrag erhoffen ließ, auf einem Schlag verwüstet und zerstört wurde. Daneben lauern Gefahren wie Krokodile, Großkatzen (Löwen, Tiger) und Schlangen. Erst kürzlich konnte ein 8-jähriges Mädchen in letzter Sekunde durch den mutigen Einsatz ihres größeren Bruders aus dem Maul eines Krokodils gerettet werden, nachdem er dem Reptil mit aller Kraft eine Speerspitze in den Nacken rammte. Heute betreibt Pater Adolf eine Missionsstation, wo er in erster Linie humanitäre Hilfe anbietet, den Eingeborenen mit Rat und Tat bei der Bestellung der Felder zur Seite steht, um sie auch bei widrigen klimatischen Bedingungen (totale Trockenheit im Wechsel mit verheerenden Monsunregen, Infekten, Ungeziefer etc.) zum Ackerbau anzuhalten. Er spricht fließend einige der vielen Stammessprachen, kümmert sich um den Kindergarten (60 Kinder) mit vielen AIDS-Waisen und die Schule (Unterrichtssprachen ist Englisch und Kiswahili), versorgt die Missionsstation mit Wasser aus den selbstgebauten Ziehbrunnen, betreibt eine kleine 12-V Sonnenkollektor-Anlage (es gibt keine weitere Stromversorgung), leistet Erste Hilfe und fährt mit seinem von der Christophorus-Aktion gespendetem Pick-up-Kleinlaster die Kranken in die nächst-größere Krankenstation. Seine Hauptaufgabe, die Verkündigung und Verbreitung des christlichen Glaubens steht natürlich an oberster Stelle. Unterstützt wird er bei seiner Tätigkeit von 3 Ordensschwestern aus verschiedenen Kontinenten. Daneben nimmt er mit den Dorfältesten an allen wichtigen Versammlungen teil, die bekanntlich sehr ritenvoll und ausdauernd sind, und freut sich, dass er eingeladen wird, diese immer mit einem christlichen Gebet zu eröffnen oder zu schließen (obwohl der Grossteil der Bevölkerung durch den Einfluss aus dem arabischen Küstengebiet im Norden und Osten dem Islam angehört). Größte Freude und Genugtuung erfährt er, wenn er das Sakrament der Taufe spenden darf und so wieder ein Korn für ein christliches Leben säen konnte. Erst kürzlich war die Überraschung groß, als im Zuge eines offiziellen Regierungsbesuch in der Region ein Delegationsmitglied plötzlich auf ihn zutrat und ihn fragte, ob er denn wirklich „Father Alleluja“ sei (so wird Pater Adolf nämlich seit langem von den Eingeborenen genannt). Der ranghohe Besucher umarmte ihn herzlich und erzählte freudestrahlend, dass er vor ca. 20 Jahre von ihm getauft worden war. Seine große, hagere, ja beinahe asketische Missionarsfigur steht somit oft im Mittelpunkt. Er ist Bezugsperson, wenn es um den Dorfausbau und das Anlegen neuer Felder und Weiden sowie den Ankauf von Maschinen, Saatgut, Dünge- und Spritzmittel sowie um das Schulwesen, den Unterricht und die Weiterbildung geht. Zu gerne würde er etwas modernere Hilfsmittel für den Unterricht einsetzten, aber Laptop, Beamer und Großleinwand bleiben weiterhin Zukunftsmusik im afrikanischen Busch. Wie soll er so etwas auch mit einer 12-V Solaranlage betreiben? Die Annehmlichkeiten eines Mobiltelefons erlebt Pater „Alleluja“ jetzt erstmals im Urlaub, in seiner Wahlheimat im afrikanischen Busch, herrscht dafür jedoch noch weitgehend..............Funkstille. Pater „Alleluja“ ist auf Geldspenden angewiesen und freut sich über jede Unterstützung, auch aus Südtirol. Zuwendungen erreichen ihn persönlich über das St. Josef-Missionshaus in Brixen (s.u.), sofern sein Name Adolf Pöll/Kenia vermerkt ist, damit er die Spende auch gezielt einsetzen kann. Wir wünschen Pater Adolf einen erholsamen Aufenthalt in der Heimat, eine gute und gesunde Rückkehr in den schwarzen Kontinent und Kraft und Mut für seine Aufgaben der Nächstenliebe. (inge) (Josefs-Missionare von Mill Hill – 39042 BRIXEN Bahnhofstr. 24 - Postfach 165 - Tel. O472 270 811 - E-mail: josefsmissionshaus@hotmail.com Bankverbindung: RAIKA Eisacktal K/K 03/00/28.372-0 mit Hinweis: ADOLF PÖLL-Kenia)
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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