Die Skulptur ist bereits im Stein, man muss sie nur befreien ...
Publiziert in 24 / 2002 - Erschienen am 19. Dezember 2002
Eine treffendere Aussage für die Erfolgsstory von Alexander Gamper wird es wohl kaum geben, und vielleicht steckt gerade in ihr das Geheimnis für ein Leben wie aus dem Bilderbuch.
Vor genau fünf Jahren gründete er zusammen mit drei weiteren Kollegen ein Unternehmen für visuelle Kommunikation in Wien. Projekt 21 Mediendesign GmbH besteht heute aus einem Team von 15 Mitarbeitern und mittlerweile gehören bekannte Konzerne wie Constantin Film, RTL, Gasteiner Mineralwasser, Nestlé Foodservices, ORF usw. zum Kundenstock des Unternehmens. Die Firma beschäftigt sich hauptsächlich mit visueller Kommunikation, wobei sich zusammengefasst folgende Tätigkeitsbereiche ergeben: Mit Kunden sprechen und eine Analyse machen, die Erkenntnisse in ein Ziel umformulieren, dieses Ziel im Unternehmen mit diversen Personen besprechen, verfeinern und dem Kunden einen Umsetzungsvorschlag präsentieren. Um ein Projekt erfolgreich abschließen zu können ist die Mitarbeit von Grafikern, Textern, Regisseuren, Fotografen usw. gefragt.
Wie kam es überhaupt dazu, dass ein gebürtiger Kastelbeller seiner Heimat beruflich den Rücken kehrt und sich in Wien eine Existenz aufbaut?
Die ersten 15 Lebensjahre verbrachte er bei Mutter und Schwester in Kastelbell. Er besuchte dort die Grundsschule, anschließend die Mittelschule in Latsch und nach einem Jahr Handelschule in Schlanders, ergab sich für ihn die Möglichkeit, in Bozen einen 3-jährigen Lehrgang für Handel und Grafik zu absolvieren. Der praxisbezogene Weg war und ist für ihn immer der Passendste, denn erst dadurch konnte er gewisse Abläufe erkennen, und so kam es, dass er anschließend eine wiederum 3-jährige Lehre als Reprofotograf machte. Dem Drang nach Selbstständigkeit und Selbstverwirklichung folgend, eröffnete er in Meran sein eigenes Grafik- und Werbestudio. In dieser aufregenden Zeit lernte er auch die Gründungsväter des "Vinschgers" kennen und half beim Aufbau des visuellen Erscheinungsbildes der Zeitung mit. Diese Zeit war von großer Bedeutung für ihn um zu erkennen, wie man eine Idee in die Tat umsetzt, d.h. wie man aus einer theoretischen Möglichkeit ein Werk schaffen kann, das für andere Menschen etwas darstellt. Genau diese Erkenntnis hat ihn immer einen Schritt nach vorne gebracht. Leider funktionierte die Firma in Meran nicht nach den Vorstellungen des Inhabers, es fehlte der Horizont und somit war die Arbeit auch unbefriedigend. Das Lebensumfeld und die Möglichkeiten in Südtirol waren damals zu beschränkt. Es gibt für jede Sache den richtigen Ort und laut Gamper ist Südtirol für junge kreative Menschen nicht unbedingt das Traumpflaster der Welt, um sich entfalten zu können. Seine Vorstellung vom Berufsleben ist unweigerlich an Notwendigkeiten gebunden, die nur Großstädte bieten können.
So zog es ihn in die Ferne und nach Abwägen mehrerer Möglichkeiten nahm er ein Arbeitsangebot beim ORF in Wien an. In der Abteilung für Design bekam er die Möglichkeit zu lernen, wie Fernsehen funktioniert, er arbeitete in einem kreativen Umfeld, und war an der Relaunch eines der international erfolgreichsten Radiosender, dem Ö3 beteiligt. Nach drei Jahren interessanter Arbeit wagte er erneut den großen Schritt in die Selbstständigkeit und landete dort, wo wir ihn heute finden.
Erfolg ist für Alexander eine sich ständig wandelnde Größe, sei es der berufliche oder persönliche Erfolg. Er ist eine der grundlegendsten Eigenschaften des Menschen, und zwar deshalb, weil der Mensch der Evolution unterliegt und somit ist Erfolg zu haben eine logische Konsequenz. Egal ob die ersten Schritte eines Kindes oder ein neues interessantes Projekt, Erfolg ist für jeden vorhanden. Wichtig ist, dass man nicht die Freude an den kleinen Dingen des Lebens verliert. Eine perfekte Karriere gibt es nicht. Jeder soll das tun was er für richtig hält, aber ohne sich dabei selbst etwas vorzumachen. Jeder wird an sein Ziel kommen, wenn er nur will. Dazu erzählte Alexander Gamper von einem Mann, der viele Jahre als Taxifahrer gearbeitet hat, und heute zu den besten Textern der Welt gehört. So viel zur perfekten Karriere. Wahrscheinlich ist es sogar so, dass die allzu perfekte Ausbildung mit den allzu perfekten Erfahrungen in ein allzu perfektes Berufsleben führt. Nur Menschen sind nicht perfekt.
Es kann durchaus sein, dass ihn seine Wurzeln eines Tages wieder zurück in seine Heimat bringen. Er liebt die Berge, die Luft, die Natur und vor allem das Licht. Dort wo er aufgewachsen ist, gibt es das schönste Licht, das er jemals sah.
Claudia Tapfer