„Vinschger Kunstmaler“
Erinnerungstafel für Alois Kuperion
Galsaun - „Erinnerung an den Vinschger Kunstmaler Alois Kuperion (*1891 + 1966), der hier am Öttlhof – Galsaun, von 1949 bis 1957 lebte.“ Dies Inschrift trägt eine Erinnerungstafel aus Marmor, die am 26. November beim Öttlhof in der Brunnengasse in Galsaun enthüllt wurde. „Mit dieser Tafel wollen wir ein bleibendes Zeichen in Erinnerung an Alois Kuperion setzen“, sagte Kathi Donà, die Vorsitzende des Bildungsausschusses Kastelbell-Tschars. Entstanden war diese Idee im Rahmen des „Zeitzeugenabends Alois Kuperion“, den der Bildungsausschuss 2016 veranstaltet hatte und den Eva Baur aus Meran moderierte. Über 20 Zeitzeugen von überall her hatten sich damals auf Schloss Kastelbell eingefunden. Gar einige von ihnen sind mittlerweile gestorben. Stets auf die Umsetzung der Idee gedrängt hat Emilia Tappeiner vom Bildungsausschuss. Spendiert hat die Tafel und die Anfertigung derselben Burkhard Pohl von der Göflaner Marmor GmbH. Das Gebäude, in dem Alois Kuperion lebte, war zwischen 1900 und 1915 als Zubau des Öttlhofs beim Moarhof errichtet worden. Die Hofstelle des Öttlhofs, den Rosmarie Telfser 1992 übernommen hatte, gehört seit 2013 zum Moarhof. Der Moarhof-Bauer Georg Tappeiner, der die Tafel zusammen mit Rosmarie Telfser enthüllte, sicherte zu, dass die Tafel einen würdigen und sichtbaren Platz finden werde, „auch später, falls es zu Umbauarbeiten kommt.“ Das Zimmer, wo Alois Kuperion wohnte, war nur ein kleiner Bretterverschlag im Dachgeschoss, in dem lediglich ein Bett Platz hatte. Gearbeitet hat der „Kunstmaler“, wie er sich selbst bezeichnete, im Freien. Im Abschluss an die Enthüllung der Tafel lud Georg Tappeiner in den „Moarkeller“ ein, wo Eva Baur im Beisein mehrerer Zeitzeugen auf das Leben und Schaffen des zu Lebzeiten weitgehend verkannten Künstlers Alois Kuperion zurückblickte. Von Oktober 2015 bis zum Jänner 2016 hatte bei Kunst Meran eine große Retrospektive über das Leben und Werk des „Vinschger Wandermalers“ stattgefunden, bei der ca. 100 Farbabbildungen und viele historische Porträtfotos gezeigt wurden. Kuperion hatte seine Kindheit und Jugend zuerst im Vinschgau und dann in Österreich verbracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Südtirol zurück. In den 1950er-Jahren lebte er in Galsaun und zog dann nach Meran, wo er 1966 im „Versorgungshaus“ starb. Während seiner Zeit in Galsaun gelang es ihm laut Baur, eine abstrakte Malerei zu entwickeln. Wie die Zeitzeugin Paula Wielander berichtete, bezeichnete Alois Kuperion seine Zeichnungen als „Phantasie“. Sie erinnert sich auch daran, wie der „Bettelmaler“, den unter anderem bei der Montecatini arbeitete und auch sonst allerlei Arbeiten verrichtete, beim „Unterwirt“ für „Touristinnen“ Bilder gemalt hat und sie gegen eine Suppe oder einen Kaffee abtrat. Franz Tappeiner sagte, dass der Maler genau wusste, auf welchem Hof es wann und was zum Essen gab. Bis heute vor Augen hat Martin Forcher die Szene, als Alois Kuperion ein Bild, das er von der Gräfin Elvira von Hendl gemalt hatte, vor deren Augen „zerrupfen“ musste. Er hatte die Comtesse als schöne Meerjungfrau mit Fischflosse gemalt. Auch Johann Weithaler und weitere Zeitzeugen warteten mit Erinnerungen und Anekdoten auf. Es wurde u.a. erzählt, dass Alois Kuperion seine Bilder gegen Pausenbrote verschenkte. Antonio Manfredi schrieb 1954 über Kuperion: „Sein Werk ist eine Rarität in der Geschichte der Malerei und zeigt, wie ein Einzelgänger weitgehend frei von kulturellem und intellektuellem Ballast - Kuperion war ein einfacher landwirtschaftlicher Arbeiter - aus innerer Antriebskraft und Leidenschaft im abgelegenen Vinschgau dichte Farbwelten - von ihm Phantasien genannt - hoher Qualität schuf.“ Der Traum, Künstler und nicht mehr Bauernknecht zu sein, sei für ihn in Meran zeitweise in Erfüllung gegangen. Alkohol und Armut führten ihn jedoch auch in Meran in die Einsamkeit. In Meran hatte Kuperion Kontakt mit seinen „Kunstfreunden“: Antonio Manfredi, Luigi Serravalli, Anton Frühauf, Oswald Kofler, Emilio Dall’Oglio und Karl Plattner. 1954 war er teils mit dem Zug und teils zu Fuß bis nach Venedig gekommen, wo er sich über längere Zeit auf der Biennale aufhielt. 1961, dem Jahr seiner ersten Ausstellung im Meraner Kursaal, waren die Schulden so groß, dass man ihn vor die Tür setzen wollte. Die Stadtgemeinde wies ihm dann aber einen Platz im Altersheim zu. Die Ausstellung von Meran wurde dann auch in Lugano, Florenz und Rom gezeigt. – Bürgermeister Gustav Tappeiner lobte die Initiative des Bildungsausschusses: „Mit dieser Erinnerungstafel wird dem seinerzeit verkannten Künstler Alois Kuperion eine späte, aber würdige Ehre zu Teil.“