Vergangenheit und Gegenwart
Archäologisches Wanderwegenetz im Vinschgau: Leader-Projekt vorgestellt.
Schlanders - Was vor mehr als 20 Jahren vom Kulturverein Schnals im Schnalstal initiiert worden war, wurde nun – auch dank Fördermittel aus dem europäischen Leader-Programm – erfolgreich fortgesetzt bzw. neu erfunden. Gemeint sind die archäologischen Wanderwege im Schnalstal. Diese wurden im Rahmen eines Leader-Projekts saniert und wiederhergestellt. Zudem wurden die archäologischen Wanderwege samt Kupferstelen auf den gesamten Vinschgau ausgeweitet. Die Stelen entlang der Wege und Fundplätze informieren über Besonderheiten und erhöhen den kulturellen Erlebnisfaktor. „Dabei handelt es sich nicht nur um touristische Highlights, sondern es geht vor allem auch um kulturelle Bildung“, unterstrich Roselinde Gunsch, die Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, bei der Projektvorstellung in der Bibliothek Schlandersburg. Es sei alles Teil der Vision eines nachhaltigen Tourismus. Zudem gehe es um eine „Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart“. Manfred Waldner, Direktor der Tourismusgenossenschaft Schnalstal, wies auf den Ötzifund als „Vision und Ausgangslage“ der archäologischen Wanderwege hin. Nun habe man die Wanderwege auf alle wichtigen Funde im Vinschgau ausgeweitet. „Ein archäologisches Wanderwegenetz ist entstanden“, freute sich Waldner. Auch der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer unterstrich, dass in Schnals und darüber hinaus seit dem Ötzifund zahlreiche Ausgrabungen gemacht wurden, die „erkennen und erleben lassen“. Träger für das aktuelle Projekt sei zwar die Gemeinde Schnals, „aber alle Gemeinden im Vinschgau sind dabei“.
Passende Orte gefunden
Architektin Heike Pohl, die zuständige Planerin, stellte das Wegenetz vor. Rund 50 neue Stelen wurden aufgestellt, 10 wurden ausgetauscht. Hierfür waren mehrere Lokalaugenscheine notwendig. Nicht alle Stelen befinden sich bei den Fundstellen, sondern es wurde darauf geachtet, dass sie direkt bei den Wanderwegen liegen. „Es galt, die passenden Orte für die Stelen zu finden“, so Heike Pohl. Auf den jeweiligen Stelen sind kurze Texte vorhanden. Zudem findet man einen QR-Code, der zu ausführlicheren Berichten über die Funde etc. führt. „Jede Stele erzählt eine tolle Geschichte“, unterstrich Tourismus-Direktor Waldner. Die Kosten für das Projekt von rund 300.000 Euro wurden durch die Leader-Fördergelder finanziert.
Im Zeichen der Transhumanz
Auch ein zweites Leader-Projekt, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet, wurde vorgestellt - und zwar zum Kulturerbe Transhumanz. Bei diesem zwischen dem Ötz- und dem Schnalstal länderübergreifenden Projekt wurde unter anderem eine Internetplattform geschaffen. Wobei es freilich um mehr als nur um eine Website geht. „Ein ganzes Dokumentationszentrum zur Transhumanz wurde angelegt, damit auch alles für die Nachwelt erhalten bleibt“, erklärte Manfred Waldner. Den Löwenanteil an Arbeit habe die umfangreiche Recherche gemacht. Die Informationen, Geschichten, Bildmaterial und vieles mehr, wurden dann schließlich auf die Website gepackt. „Es tut sich aber noch viel. Es handelt sich um ein dauerhaftes Projekt“, stellte Waldner klar. So solle es zahlreiche weitere Treffen mit den Verantwortlichen aus dem Ötztal geben. Um die bisherige Recherchearbeit kümmerten sich vor allem der weitum bekannte Vinschger Fotograf Gianni Bodini sowie Barbara Haid vom Ötztaler Kulturverein Pro Vita Alpina. Die Kosten von fast 100.000 Euro konnten zu einem großen Teil durch Leader-Gelder – durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Vinschgau sowie die LAG Imst – gestemmt werden. Einen Teil übernahmen auch die Tourismusgenossenschaft Schnals und der Tourismusverband Ötztal. Die Internetseite, realisiert vom Latscher Studio Peppermint, kann unter transhumanz.eu abgerufen werden.