Patrick Cassitti beendet das Unternehmen „Forgotten Colours“ in der Prokulus-Kirche von Naturns.
Luca Villa, Patrizia Moretti und Giovanni Cavallo (v.l.) auf Spurensuche
Patrick Cassitti, Museumsleiterin Tanja Flarer und die Vorsitzende des Prokulus Kulturvereins Naturns, Maria Theresia Kreidl (v.l.)

St. Prokulus und seine Beziehungen

Publiziert in 19 / 2022 - Erschienen am 25. Oktober 2022

Naturns - „St. Prokulus in der Tumb“ soll einmal mehr eine Quelle werden, die wieder von Wissenschaftlern zum Sprudeln gebracht wird. Vor und nach dem „Tag der Romanik“ am 8. Oktober wurde das Kirchenschiff zum Labor. Ein Gerüst war aufgebaut, Projektoren waren auf die Malerei gerichtet, Wissenschaftler tippten Ergebnisprotokolle in die Computer. Es wurden Methoden angewandt, die auf Deutsch Zungenbrecher sind oder nur in Englisch benannt werden. Mit der Multispektralanalyse und der Röngtenfluoreszenzanalyse - um nur zwei zu benennen - sollten Pigmente und Bindemittel der frühromanischen Malerei identifiziert und ihre Anwendung und Veränderungen festgestellt werden. Man erhofft sich bis 2024 nicht nur die Lokalisierung der Herkunft der verwendeten Rohstoffe, sondern auch „ein Erschließen des kulturellen Kontextes und der historischen Bedeutung der Wandmalereien in Churrätien“. Dazu wurden 7 Kirchen ausgewählt. Vermutlich bildeten sie einst ein „Netzwerk“. St. Stefan in Chur, St. Martin in Disentis, St. Peter in Alvaschein, St. Johann in Müstair, St. Benedikt in Mals und St. Prokulus in Naturns liegen alle an wichtigen Pass- und Verbindungsstraßen und mit Ausnahme von Prokulus sind alle ziemlich genau datiert. Die Drahtzieher und wissenschaftlichen Partner der Untersuchungen sitzen großteils in der Schweiz. Dreh- und Angelpunkt der Spurensuche unter der Bezeichnung „Forgotten Colours“ (vergessene Farben) ist die „Stiftung Pro Kloster St. Johann– UNESCO Weltkulturerbe“ in Müstair. Der Archäologe Patrick Cassitti koordiniert als deren wissenschaftlicher Leiter die Zusammenarbeit mit der SUPSI, der Scuola Universitaria Professionale Svizzera Italiana mit Sitz in Mendrisio, Kanton Tessin, der Universität Bern, der Hochschule für Künste Bern, aber auch mit der Universität Trient und mit der „Universität  del Piemonte Orientale“ in Alessandria. Seinen Vortrag im Prokulus-Museum beendete Cassitti mit einem Ausblick auf „spannende Ergebnisse“, die sogar in der intensiv untersuchten Kirche von St. Prokulus zu erwarten seien.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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