Im Zeichen des Erfinders
Publiziert in 22 / 2012 - Erschienen am 6. Juni 2012
Die Vorstellung bzw. die Ausstellung des Schreibmaschinenmodells „UT Dresden“ war das Highlight des 8. Schreibmaschinen-Sammlertreffens in Partschins. Im Museum herrschte bei den Veranstaltungen großer Andrang.
Partschins - Das 8. Internationale Schreibmaschinen-Sammlertreffen in Partschins stand im Zeichen des 190. Geburtstages von Peter Mitterhofer. Dementsprechend wartete die Leitung des Schreibmaschinenmuseums mit einem interessanten und auf den Erfinder zugeschnittenen Rahmenprogramm auf. Den Auftakt am 18. Mai bildete die Eröffnung der Fotoausstellung „Der Teisenpeter“ des Theaterfotografen Peppi Gander im Schreibmaschinenmuseum. Es handelt sich dabei um 31 Eindrücke von den Partschinser Freilichtspielen 1993 mit dem gleichnamigen Titel. Diese wurden damals bekanntlich im Garten der Stachelburg mit rund 120 Beteiligten aufgeführt. Eine Szene davon wurde auch bei der Eröffnung dieser Fotoausstellung durch die Volksbühne Partschins im ersten Obergeschoss im Museum gezeigt. Eine weitere Theateraufführung (diesmal eine gekürzte Version der Freilichtspiele 1993) folgte am 20. Mai. Diese Fotoausstellung weckte auch bei den Einheimischen große Neugierde, viele wollten sich wohl als Darsteller vor fast 20 Jahren wiedersehen. In Kombination mit dem Museumstag war dies ein bemerkenswertes Event, das sehr gut angenommen wurde.
Sammler aus sechs Nationen anwesend
Rund 70 Schreibmaschinensammler/innen kamen zum 8. Treffen vom 18. bis 20. Mai ins Sportzentrum nach Partschins. Darunter befanden sich einige Privatsammler, die bis zu 400 Exemplare besitzen. Bei der Begrüßung am Samstagvormittag stellte ihnen der Partschinser Vizebürgermeister Luis Forcher auch die Gemeinde vor. In seinem Jahresbericht über das Museum erwähnte Ewald Lassnig u. a. den Ankauf des „Leonhard Dingwerth“-Archivs, des bisher größten Archivs zum Thema Schreibmaschinen. Dies sei nur mit Unterstützung der öffentlichen Hand und Geldinstituten möglich gewesen. Diese Sammlung habe Experten zufolge einen Schätzwert von rund 110.000 €, der Ankauf ging schlussendlich zum Sonderpreis von 69.000 Euro über die Bühne. Durch die Dingwerth-Sammlung und den bereits vorhandenen Archivalien ergeben sich fantastische Forschungsmöglichkeiten - mit dem Schreibmaschinenmuseum Partschins als Forschungszentrum für Rechen- und Schreibmaschinen. Museumsdirektor Kurt Ryba informierte über die Neuigkeiten im Museum. Aufgrund der Krise müsse man sich bei Ankäufen an gewisse Schwerpunkte halten. Aus diesem Grund konnte der Bestand im letzten Jahr laut Ryba nur mehr um 60 Schreibmaschinen erweitert werden.
Angefangen von exotisch anmutenden Schreibgeräten und kuriosen Rechenapparaten, entsprechender Fachliteratur und verschiedenem Zubehör war bei der Ausstellung alles zu sehen und zu haben. Auf die Frage, was eigentlich der Beweggrund für eine doch eher seltsam anmutende Schreibmaschinensammlung ist, bekam man sehr unterschiedliche Antworten, meistens ist es die Faszination der Technik und Funktionsweise. „Alte Schreibmaschinen haben immer etwas Interessantes an sich, denn es lief ja alles noch mechanisch ab“, sagte ein Teilnehmer. Für Schreibmaschinensammler stand zudem eine Seilbahnfahrt zum Giggelberg mit Wanderung auf dem Programm.
Vorstellung des Schreibmaschinenmodells
TU Dresden
Bis zum Jahre 2006 ging die Fachwelt von fünf Mitterhofermodellen,
d. h. von ihm erbauten Schreibmaschinen aus. Diese These wurde durch die Diplomarbeit von Aicke Hermann im Fach Restaurierung technischen Kulturguts an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin jedoch widerlegt. Vermittelt und betreut durch die Kustodie der TU Dresden untersuchte der Diplomand das historische Stück nach dem Stand wissenschaftlicher Methoden. Hierzu zählten sorgfältige Materialanalysen, ein typologischer Vergleich mit anderen Modellen, ein dendrochronologisches Gutachten sowie eingehendes Aktenstudium über die Herkunft. Diese Untersuchungen ergaben, dass der Großteil der verwendeten Holzteile aus Südtirol stammt. „Somit ist der Beweis erbracht, dass Mitterhofer sechs Schreibmaschinenmodelle anfertigte, das Modell TU Dresden ist irgendwie eine Sensation“, erklärte Ewald Lassnig, Faktotum des Schreibmaschinenmuseums Partschins dem „Vinschger“ gegenüber. Das Modell TU Dresden dürfte um 1865 entstanden sein, meinte er. Wir haben dann natürlich „drauf gspitzt“ und bei der Uni Dresden, die 1933 das 2. (originale) Modell erworben hat, um deren Überlassung nachgefragt. Diesem Wunsch wurde entsprochen, das Schreibmaschinenmodell „TU Dresden“ wurde uns vorerst als Leihgabe auf fünf Jahre zur Verfügung gestellt“, so Lassnig. Dieses 6. Modell war bei der Eröffnung des Sammlertreffens im Sportzentrum von Partschins auch Inhalt eines Vortrages von Klaus Mauersberger, Leiter der Kustodie der TU Dresden. Neben diesem, in der Öffentlichkeit noch kaum bekannten Modell, ist im Partschinser Museum auch eine von Peter Mitterhofer angefertigte Honigschleuder zu sehen. In seiner Form sei das Partschinser Schreibmaschinen laut Lassnig weltweit einmalig. Es gebe kein Museum, wo ausschließlich Sammlungen von Schreib- und Rechenmaschinen ausgestellt sind. Viele Einheimische und auch Feriengäste können sich beim Schreibmuseum oft recht wenig vorstellen. Einmal drinnen gewesen, kommen sie dann fast alle begeistert heraus. Abgerundet wurde das dreitätige Programm mit einer Jazzmatinee.
Oskar Telfser

Oskar Telfser