„Wir sind Brückenbauer“
Publiziert in 7 / 2017 - Erschienen am 1. März 2017
Die Arbeit geht den Heimatpflegern nicht aus.
Laas - „Wir Heimatpfleger sind keine Ewiggestrigen, sondern Brückenbauer. Auf der Grundlage der natürlichen, geschichtlichen und kulturellen Schätze versuchen wir, Brücken zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu bauen.“ So brachte Bezirksobmann Franz Fliri am 25. Februar im Gasthof „Zur Sonne“ in Laas das Wirken der Ortsgruppen und Ortsvertreter im Heimatpflegeverband auf den Punkt. Besonders im Vinschgau gelte es, die noch vorhandene Baukultur sowie Natur- und Kulturlandschaft zu schützen. Rückblickend auf 2016 erinnerte der Bezirksobmann u.a. daran, dass die Monokultur mit Obst- und Kirschanlagen im Großraum Mals weiter gewachsen sei. „Dadurch stirbt langsam, aber sicher die von allen geschätzte Natur- und Kulturlandschaft“, warnte Fliri. Um den noch vorhandenen Bestand zu erhalten und nicht der Gewinnmaximierung zu opfern, seien alle gefordert, die Bevölkerung ebenso wie die Bauern und die Tourismustreibenden.
Monokultur wächst weiter
Es sei höchst an der Zeit, über andere Möglichkeiten zur Bewirtschaftung der Wiesen und Felder nachzudenken und diese auch zuzulassen. Es gebe gar einige im Tal, „die außerhalb des ‚Systems’ ihren Weg gefunden haben.“ Der Gesetzgeber täte gut daran, alternative Möglichkeiten aufzuzeigen und diese „salonfähig“ zu machen. Ein großes Anliegen ist den Heimatpflegern weiterhin die Erhaltung von alter Bausubstanz, sei es in den Ortskernen oder auch als Einzelgehöfte. Die Gemeinden Glurns und Schluderns hätten in diesem Bereich beispielhafte und nachahmenswerte Maßnahmen ergriffen. Es gelte, leerstehende Baukubatur zu nutzen und Grünland zu schonen. Allerdings müsse der Gesetzgeber die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Fliri hofft, dass dies im Rahmen des neuen Raumordnungsgesetzes geschehen wird. Weiterhin tatkräftig einsetzen will sich der Heimatpflegebezirk für den Erhalt bäuerlicher Kleindenkmäler. Der Heimatpflegeverband wurde erneut der Abwicklung der Gesuche beauftragt. Im Vinschgau sind dafür Josef Bernhard, Franz Fliri und Ernst Pohl als ehrenamtliche Sachbearbeiter tätig. Als positiv wertete der Bezirksobmann auch die Unterschutzstellung der „Oberen Au“ in Glurns. Bereits im Frühjahr wolle die Gemeinde auf den gemeindeeigenen Flächen mit der Umsetzung des entsprechenden Projektes beginnen. „Vielleicht gelingt es, auch die Besitzer des restlichen Auwaldes über die Vorteile einer Unterschutzstellung zu überzeugen“, sagte Fliri. Großen Dank zollte er dem Bürgermeister Luis Frank, dem Ortsobmann des Heimatpflegevereins Glurns, Karl Sagmeister, dem Amt für Landschaftsökologie und der Umweltschutzgruppe Vinschgau. Zumal es nicht gelungen sei, den Palabirn-Anger in Lichtenberg in seiner Gesamtheit als Ensemble zu erhalten, „bleibt nur zu hoffen, dass mit einer sanften und rücksichtsvollen Bauweise der 4 geplanten Wohnhäuser und des Feuerwehrgerätehauses doch etwas vom restlichen Baumbestand verbleiben kann.“
Nein zu Langtaufers-Kaunertal
Wogegen sich die Heimatpfleger im Vinschgau, aber auch der Landesverband sowie weitere Verbände und Organisationen dies- und jenseits der Grenze weiterhin mit aller Vehemenz stemmen, ist ein skitechnischer Zusammenschluss Langtaufers-Kaunertal. „Das Projekt in der vorgelegten Form ist ein massiver Eingriff in eine der wenigen verbliebenen intakten Landschaften Südtirols mit einer irreversiblen Beeinträchtigung des sensiblen Ökosystems“, gab sich Fliri überzeugt. Langtaufers brauche keinen Massentourismus. Auch vor einem erhöhten Verkehrsaufkommen und einer Fremdbestimmung warnte der Bezirksobmann: „Die angenommene Wertschöpfung für Langtaufers fließt ab und kommt dem Kaunertal zu Gute.“ Es sei höchst an der Zeit, zum wiederholten Male über eine sanfte Tourismuserschließung im Tal nachzudenken bzw. vorhandene Initiativen besser zu nutzen: Ganzjahresnutzung der Erlebnisschule, Skilanglauf und Schneeschuhwandern, Bergwandern und Naturbeobachtung, Erlebnis- und Bildungsprogramme.
„Derzeit keine Visitenkarte“
Alles eher als eine Visitenkarte präsentiere sich derzeit der Einfahrtsbereich in das Schnalstal. Der Heimatpflegeverband möchte verhindern, dass das private Areal von ca. 5.000 Quadratmetern verbaut wird. Es sei über eine alternative Nutzung nachzudenken. Aus Sicht der Heimatpflege sollte eine wirklich ansprechende Visitenkarte geschaffen werden. Dafür müsste das Grundstück vom Land und den Gemeinden Naturns und Schnals übernommen werden. Auch Touristiker und Wirtschaftstreibende sollten mithelfen. Nutzungsvorschläge haben die Heimatpfleger bereits auf Lager: Informationsstelle, Aufzeichnung der Schnalser Straßenbaugeschichte, Stele für den Naturnser Künstler Simon Ybertracher, dessen Geburtshaus dort stand, Parkplatz mit öffentliche Toiletten für Pendler aus Schnals und Tagestouristen sowie für Begeher des Klettersteiges „Hoachwool“. Begrüßt hat der Bezirksobmann die Bemühungen einer Initiativgruppe in Laas, das dortige „Doktorhaus“, das der Gemeinde gehört, unter Denkmalschutz zu stellen, zu sanieren und dem öffentlichen Dorfleben zur Verfügung zu stellen. Vermehrt bemühen will sich der Heimatpflegebezirk für Neugründungen von Ortsvereinen. So soll etwa der stillgelegte Heimatpflegeverein Prad wiederbelebt werden.
Obmann und Vorstand bestätigt
Bei den Neuwahlen wurden sowohl Franz Fliri als Obmann sowie auch Angela Weber aus Latsch, Roland Peer aus Burgeis und Roland Angerer aus Stilfs als Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt. Fliri wurde zudem als Kandidat für die Vize-Obmannschaft auf Landesebene nominiert. Die Landesversammlung findet am 8. April statt. Landesobmann Peter Ortner tritt nicht mehr an. Laut Franz Fliri hat Ortner über 20 Jahre lang eine sehr gute Arbeit für die Heimatpflege im Land geleistet. Bei der Diskussion brachte Ludwig Wilhalm das Thema der Kapelle auf Unterfrinig in Tanas zur Sprache, die sich in einem desolaten Zustand befindet. Der Hof soll offensichtlich verkauft werden. „Wir können derzeit somit nichts anderes tun als abwarten“, so Franz Fliri. Aufgelockert wurde die Versammlung mit der Vorführung eines Films über die 20-jährige, beispielhafte Tätigkeit des Heimatpflegevereins Naturns-Plaus. Sepp
Josef Laner