Wie geht es jetzt weiter?
Nach dem verheerenden Feuerinferno bei St. Martin im Kofel stehen nun kurz- und mittelfristige Maßnahmen an.
Latsch - Vor rund einer Woche konnten die Nachlöscharbeiten des gewaltigen Waldbrandes, der sich am 6. März am Sonnenberg bei St. Martin im Kofel ausgebreitet und Waldflächen im Ausmaß von rund 90 Hektar erfasst hatte, beendet werden. Eine Woche zuvor, am 12. März, war nach 7 Einsatztagen im SportForum in Latsch Bilanz gezogen worden. Übereinstimmend hervorgehoben wurden dabei der ehrenamtliche und beherzte Einsatz der vielen Feuerwehrleute, Bergrettungshelfer, des Weißen Kreuzes, der Notfallseelsorge und weiterer Einsatzkräfte sowie das gute Zusammenspiel mit der Berufsfeuerwehr, der Forstbehörde, den Zivilschutzinstitutionen, verschiedenen Landesämtern und Sicherheitsbehörden.
„Gekämpft wie die Löwen“
„Vor allem die Feuerwehrleute des Zuges St. Martin der Freiwilligen Feuerwehr Latsch und auch Bauern und andere Bewohner des Weilers haben gekämpft wie die Löwen“, sagte der Feuerwehrbezirkspräsident Roman Horrer. Das größte Augenmerk legten die Einsatzkräfte darauf, das Feuer von den Höfen, die bedroht waren, fernzuhalten. Lediglich ein Holzschuppen brannte ab. Landesfeuerwehrpräsident Wolfram Gapp sprach zusammenfassend von einem „sehr erfolgreichen Einsatz.“ Es sei ein Glück gewesen, dass niemand schwerere Verletzungen erlitten hat. Wie berichtet, waren 59 Personen vorübergehend evakuiert worden. Von einer enorm guten Zusammenarbeit sprach auch der Latscher Feuerwehrkommandant Alexander Mantinger: „Wir haben auf Augenhöhe gut zusammengearbeitet. Ich kann mich nur bei allen bedanken.“ Ähnlich äußerte sich auch der Latscher Bürgermeister Mauro Dalla Barba: „Es wurde Großartiges geleistet. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft vieler gab uns während dieser kritischen Tage Mut und Kraft. Die Zusammenarbeit zwischen allen Einsatzkräften war hervorragend.“
„Mehr als nur Hab und Gut“
Laut Landesrat Luis Walcher hat der Einsatz gezeigt, „wie wichtig es ist, dass wir Menschen vor Ort haben, die bei der Feuerwehr sind und die Gegend kennen.“ Auch viel Kreativität haben die Bewohner von St. Martin an den Tag. So wurden zum Beispiel Güllepanzen, Transporter und Traktoren zur Brandbekämpfung eingesetzt. Landeshauptmann Arno Kompatscher hob drei Aspekte hervor: „Wir haben gute Leute; jeder Einsatz ist anders; die Investition hat sich bezahlt gemacht.“ Nicht unerwähnt ließ er auch die psychischen Belastungen der Bewohner und Rettungskräfte vor Ort: „Es ging darum, die Heimat zu schützen und zu retten. Heimat ist mehr als nur materielles Hab und Gut.“ Insgesamt haben die 6 Löschhubschrauber 119 Einsatzstunden mit Gesamtkosten von rund 640.000 Euro absolviert. Es wurden alle 3 Minuten ca. 12.000 Liter Löschwasser abgeworfen.
30 Hektar Waldfläche vollständig zerstört
Auch Amtsdirektor Georg Pircher (Forstinspektorat) bestätigte, „dass dank des raschen und massiven Einsatzes von Feuerwehren und dank des guten Zusammenspiels aller Organisationen der Waldbrand vom Weiler St. Martin ferngehalten und in den folgenden Tagen eingedämmt werden konnte.“ Das gesamte Ausmaß der betroffenen Waldfläche bezifferte er mit 90 Hektar, „wobei es sich zum Teil um rasch weiterziehendes Bodenfeuer handelte und zum Teil um Kronenfeuer mit Vollbrand und gesamter Zerstörung des Waldes auf rund 30 Hektar.“ Die gesamte betroffene Fläche sei Schutzwald. Neben einem kleinen Teil Buschwald im unteren Bereich habe das Feuer vorwiegend Bestände mit Waldföhre heimgesucht und nach oben hin auch Lärchenwald. Die Zufahrtsstraße nach St. Martin sei auf einer Länge von 2 Kilometern betroffen. Innerhalb der Brandfläche gibt es zudem Hofzufahrten und Forstwege (1,5 km) und auch Wanderwege (etwas mehr als 1 km). Der erste Hubschrauber, angefordert über den forstlichen Bereitschaftsdienst, war bereits 45 Minuten nach dem Brandbeginn vor Ort. In unmittelbarer Umgebung der Brandfläche konnten 4 Löschteiche genutzt werden, die der Forstdienst in Eigenregie errichtet hatte. „Faltbecken und auch die Container der Berufsfeuerwehr kamen dazu, sodass dauernd genügend Wasser und Wasseraufnahmestellen zur Verfügung standen“, so Pircher.
Kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen
Bereits im Zuge der Nachlöscharbeiten haben Forstarbeiter des Forstinspektorates Schlanders die Feuerwehrleute beim Bekämpfen der hartnäckigen Glutnester unterstützt. Nun wird ein vom Forstdienst erarbeitetes Integralprojekt schrittweise umgesetzt. Das Projekt sieht waldbauliche und technische Maßnahmen vor. Kurzfristig wird der Forstdienst die Waldbrandinfrastrukturen, die sich laut Pircher als ungemein wichtig und sehr nützlich erwiesen haben, warten und instandsetzen. Zudem sind die Zufahrtsstraßen zu sichern und instandzusetzen sowie instabile und verkohlte Bäumen zu fällen. Durch die Querfällung dieser Bäume soll das Steinschlagrisiko vermindert werden. Geplant ist zudem die händische Säuberung bzw. Entfernung von losen Steinen auf den Straßenböschungen, die Instandsetzung der Wanderwege sowie die Wiederaufforstung in den am stärksten betroffenen Schutzwaldbereichen, wobei hauptsächlich Laubholz zur Unterstützung der Naturverjüngung gepflanzt wird, vor allem die Flaumeiche, „die den Anforderungen des zukünftigen Klimas besser gewachsen ist und auch wirksamer gegen Erosion und Steinschlag ist als ein Nadelwald.“
Mischwald mit viel Laubholz
Zum Paket der mittel- und langfristigen Maßnahmen gehören: Monitoring des Restwaldbestandes und der Naturverjüngung; Beobachtung der Ausbreitung von eventuellen Sekundärschädlingen; Förderung der Umwandlung in Mischwald mit hohem Laubholzanteil, der trockenheitsresistent, aber auch weniger brandanfällig ist; Pflege des Waldes, um zu viel Totholz oder Äste als „Waldbrandfutter“ zu vermeiden und feuchteres Mikroklima zu schaffen; Instandsetzung des Forstweges nach St. Martin über „Ratschill“ als Notzufahrt; Anpassung und Ausbau des Löschbeckens inklusive LKW-tauglicher Zufahrt am „Albl“ oberhalb von St. Martin; technische Maßnahmen gegen Steinschlag - wo notwendig - in kurzen Abschnitten; Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Bezug auf das Waldbrandrisiko, „denn die allermeisten Waldbrände werden von Menschen verursacht“, sagte Georg Pircher. Die Kosten für die kurzfristigen Maßnahmen, die über Regiearbeiten des Forstdienstes abgewickelt werden, bezifferte er mit rund 150.000 Euro. Für die mittel- bzw. langristig umzusetzenden Baumaßnahmen werden Investitionen in Höhe von 500.000 Euro veranschlagt.
