Zahlreiche Bauern waren der Einladung gefolgt.
Luis Walcher (Bildmitte) forderte eine schnelle Wolfs-Entnahme, links Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser, rechts Bezirksobmann Joachim Weiss.
Markus Bernhart appellierte, die Kandidaten und Kandidatinnen der Bauern zu unterstützen.

Wahlaufrufe und Kopfschütteln

Malser Bauern rüsten sich für die Wahl und diskutieren über brennende Themen. 

Publiziert in 6 / 2025 - Erschienen am 25. März 2025

Tartsch - „Geht wählen und unterstützt unsere Bauernbundkandidaten“, appellierte Markus Bernhart, der Malser SBB-Ortsobmann am 10. März im Mehrzwecksaal des Schulgebäudes in Tartsch. Die SBB-Ortsobmänner der Gemeinde Mals hatten zu einer Versammlung geladen. Zahlreiche Landwirte aus allen Fraktionen waren der Einladung gefolgt. Einerseits ging es darum, aktuelle Themen zu besprechen, andererseits vor allem aber um die Kräfte für die Gemeinderatswahlen am 4. Mai zu mobilisieren. So stellte Bernhart die Kandidaten für die bevorstehenden Wahlen vor und betonte die Bedeutung einer starken landwirtschaftlichen Vertretung in den Gemeinderäten. Der Bauernbund schickt demnach vier Kandidaten und zwei Kandidatinnen ins Rennen, und zwar: Günther Wallnöfer (Laatsch), Erwin Theiner (Matsch), Hannes Noggler (Mals), Christian Peer (Schlinig), Nicole Peer (Plawenn) und Sara Trafoier (Matsch).  

Kurs, um Tiere zu halten 

Ein zentrales Thema der Versammlung war die Veränderung der Landwirtschaft durch neue Vorschriften und Herausforderungen. Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser informierte über die verpflichtende Ausbildung für Nutztierhalter. Auf EU-Ebene war eine Verordnung erlassen worden, die alle Akteure dazu verpflichtet, Kurse zu Tiergesundheit und Tierwohl zu absolvieren. In der Folge wurde diese Verordnung vom Staat übernommen, im Herbst des vergangenen Jahres führte die Landesregierung diese Verpflichtung für Südtirol ein. Bis Ende 2025 gilt eine Übergangslösung, dann startet das breite Kursprogramm. Die Tierhalter werden von den Zuständigen auf dem Laufenden gehalten. „Es gab viel Kopfschütteln, weil viele von uns ohnehin mit Tieren aufgewachsen sind“, so Gasser. Es sei zwar nicht unbedingt realitätsnah für ländliche Gegenden wie es sie in Südtirol gibt, doch die Verordnung sei nun mal da. Unter anderem der landestierärztliche Dienst hatte sich in Rom dafür eingesetzt, dass Südtiroler Besonderheiten, wie die Kleinstrukturiertheit der Betriebe und die Zweisprachigkeit, berücksichtigt werden. So konnten einige Anpassungen erreicht werden. Wer Tiere zur Lebensmittelproduktion züchtet bzw. hält, ist dazu angehalten, einen Kurs, der 18 Unterrichtseinheiten umfasst, zu absolvieren. Bei „kleineren“ Viehbeständen (bis 49 Rinder, 49 Schafe/Ziegen, 9 Einhufer, 39 Schweine, 499 Stück Geflügel oder Hasen, 9 Laufvögel, 19 Bienenstöcke, 50 Tonnen Fisch) wird die Stundenanzahl um 30 Prozent reduziert. Die Kurse werden u.a. vom Südtiroler Bauernbund online angeboten, Informationen gebe es bei den Ortsgruppen. Auch die Prüfung wird online absolviert. Wer bereits seit zehn Jahren als Tierhalter eingetragen ist, muss ausschließlich die Prüfung bewältigen. Ein weiteres Thema war die „ClassyFarm“. Dabei handelt es sich um ein vom italienischen Gesundheitsministerium eingeführtes System zur Klassifizierung von Tierhaltungsbetrieben. Die Klassifizierung erfolgt in erster Linie hinsichtlich Tiergesundheit und Tierwohl und wird auch an einzelne Beiträge gekoppelt.  

Über Wegenetz, Milch, Wolf und geschlossene Höfe

Landwirtschafts-Landesrat Luis Walcher informierte über verschiedene Maßnahmen seitens des Landes. Das ländliche Wegenetz etwa sei ein zentraler Punkt für die Erhaltung landwirtschaftlicher Betriebe. „In diesem Jahr stehen dafür 30 Millionen Euro im Landeshaushalt bereit.“ Gleichzeitig warnte er vor der schwindenden Zahl an Milchbauern, auch weil große Konzerne deutlich mehr in Werbung investieren könnten als lokale Produzenten. In Sachen Großraubwild müsse man „Nägel mit Köpfen machen“, forderte er. Die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention war die Voraussetzung für eine Änderung der Wolfs-Politik in der EU. Man „kämpfe“ einmal auf EU-Ebene mit Herbert Dorfmann sowie auch mit Südtirols Vertretungen und Interessensverbänden auf staatlicher Ebene, dass sich hier so schnell wie möglich was tue. „Wir müssen unbedingt schauen, noch heuer die ersten Entnahmen zu machen, ich bin guter Dinge, dass es klappt“, so Walcher. Weitere Themen des Landesrats waren der Borkenkäfer, die Zusammenarbeit mit dem Tourismus und der Verkauf geschlossener Höfe. Letzteres kritisierte Walcher scharf: „Man hat als Hofeigentümer auch eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation“. Das Geld sei nicht immer alles. „Das Geld geht, der Hof bleibt“, so der Landesrat. Die Politik müsse auch die Grundlagen schaffen, damit sich die Landwirtschaft lohne. Joachim Weiss, seit vergangenem Jahr der neue SBB-Bezirksobmann, stellte sich vor, Florian Thomann, Mitglied in der Landesführung der Südtiroler Bauernjugend, sprach über die Aktionen des Landesverbandes. Der Malser Bürgermeister Josef Thurner, selbst Landwirt, informierte u.a. über das Gemeindeentwicklungsprogramm und wies auf die Bedeutung eines guten Wegenetzes sowie eines funktionierenden Personentransports, wie etwa zum Kindergarten oder zur Tagespflege für Senioren, hin. Dies habe für die Gemeinde großen Stellenwert und sei wichtig. 

Michael Andres
Michael Andres

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