Nicht alles ist im Lot
HGV-Bezirk Meran/Vinschgau blickt zurück und nach vorne. „Wir lassen uns nicht in die Schuldecke drängen.“
Forst - „Wir hatten einen guten Sommer und Herbst und sind auch im Hinblick auf den Winter gut unterwegs, aber es gibt auch eine Reihe von Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.“ So brachte Bezirksobmann Hansi Pichler bei der gut besuchten Versammlung des HGV-Bezirks Meran/Vinschgau, die am 6. Dezember im Sixtussaal der Spezialbier-Brauerei Forst stattgefunden hat, die derzeitige Situation des Fremdenverkehrs auf den Punkt. Landesweit steuere man in Richtung 34 Millionen Nächtigungen zu. Im Vinschgau und Burggrafenamt könne man auf „sehr, sehr gute“ Ergebnisse bzw. Nächtigungszahlen zurückschauen. Nachzulegen gelte es im Bezirk Vinschgau in Bezug auf die Aufenthaltsdauer und die Auslastung: „Im Burggrafenamt liegt die Aufenthaltsdauer im Durchschnitt bei 5 Tagen, im sind es 4.“ Qualitative Erweiterungen und quantitative Entwicklungsmöglichkeiten für Kleinbetriebe sollten laut Hansi Pichler auch in Zukunft möglich sein. Als weitere Herausforderungen nannte er u.a. die Energiekosten, den steigenden Mitarbeiterbedarf, die vermehrte Auflassung von Gastronomiebetrieben und die Mobilität: „Es kann doch nicht sein, dass es so lange dauert, für kleinere Problempunkte, wie es etwa der Radwegübergang auf der Töll ist, Lösungen zu finden.“ Dass die Bahnlinie im Abschnitt Meran-Töll bis zum Sommer 2023 gesperrt bleibt, „tut weh.“
„Mehr Mut zum Preis“
Was die Preisgestaltung betrifft, so rief der Bezirksobmann die Mitgliedsbetriebe zu mehr Mut auf. Mehrfach gewehrt hat sich Pichler gegen immer wiederkehrende pauschale Äußerungen, wonach der Tourismus für alles die Schuld trage: „Wir können nicht alles ausbaden, was auf der Welt passiert.“ Noch deutlicher wurde zu diesem Thema HGV-Präsident Manfred Pinzger: „Wir lassen uns nicht von ein paar ‚Gscheidn’ in die Schuldecke drängen.“ Zum Thema Verkehr und Mobilität erinnerte er daran, dass im Vinschgau tägliche Hunderte von LKWs unterwegs sind: „Es ist natürlich zu begrüßen, dass sich der Obstbau, das Gewerbe und die Industrie in den vergangenen Jahrzehnten gut entwickelt haben.“ Maßnahmen für eine bessere Verkehrsflüssigkeit im Vinschgau habe es aber nicht gegeben „und es ist daher nicht richtig, jetzt den Tourismus als alleinigen Sündenbock hinzustellen.“
Wie sähe es ohne Tourismus aus?
Wer das tut und von Over-Tourismus spricht, sollte sich vor Augen führen, „wie es ohne Tourismus wäre.“ Auch Pinzger brach eine Lanze für Erweiterungsmöglichkeiten in der Tourismusbranche. Im Besonderen nannte er Klein- und Kleinstbetriebe. Zum Thema der Neuausrichtung der IDM, der Hansi Pichler als Präsident vorsteht, meinte Pinzger, dass die Vermarktungsstrategie angesichts der Nächtigungszahlen offensichtlich funktioniert hat. Landesrat Schuler meinte zur Causa IDM (der Landtag hatte dem Antrag des Team K zur Aufteilung der IDM kürzlich mehrheitlich zugestimmt), dass man sich ein einer „unguten Situation“ befinde, „aber wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Im Zusammenhang mit Erweiterungsmöglichkeiten für Betriebe kündigte Schuler an, dass die entsprechende Durchführungsverordnung neu geschrieben wird. Die Voraussetzungen für die Erhöhung der Ortstaxe sind laut Schuler geschaffen worden. Die Einnahmen sind weiterhin für die Interessen des Tourismus bestimmt: „Es ist der Tourismus-Sektor, der entscheiden kann.“ Die Zahl der Tourismusvereine im Land - derzeit sind es 74 an der Zahl - ist laut dem Landesrat eindeutig zu hoch. Es seien Zusammenschlüsse anzustreben.
Die „Trinkgeld-Geschichte“
Längst überfällig ist in Italien laut Manfred Pinzger eine Regelung für die unkomplizierte Weitergabe von Trinkgeld an die Mitarbeitenden. Er bezog sich auf Gäste, die ihre Rechnungen mit Kreditkarten begleichen und dabei auch das Trinkgeld miteinschließen. „Während es in anderen Ländern Europas kein Problem ist, das Trinkgeld an die Mitarbeitenden weiterzuleiten, gibt es in Italien dabei Schwierigkeiten, etwa im Zusammenhang mit der Frage der Besteuerung. Laut Pinzger habe ihm die Tourismusministerin Daniela Santanchè kürzlich im Zuge einer Aussprache zugesichert, sich dieser „Trinkgeld-Geschichte“ anzunehmen und sich für eine Lösung des Problems einzusetzen.
Verdiente Funktionäre geehrt
Zu den Höhepunkten der Bezirksversammlung zählte neben einem Referat des Sternekochs Stephan Zippl - er war in voller Biathlon-Ausrüstung in den Sixtussaal gekommen - zum Thema „Vom Biathleten zum Sternekoch - Was Leistungssport und Kochen miteinander zu tun haben“ auch die Ehrung langjähriger Funktionärinnen und Funktionäre des HGV-Bezirkes. Als einen Mann, „der immer mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand“, würdigte Manfred Pinzger den vielseitigen Einsatz von Karl Pfitscher aus Schlanders. Pfitscher war von 1989 bis 2021 Obmann der HGV-Ortsgruppe Schlanders. Von 2009 bis 2021 war er außerdem Obmann des HGV-Gebietes Vinschgau und von 2009 bis 2021 zudem Mitglied des Landesausschusses des HGV. Eine Ehrenurkunde konnte auch Josef Thöni als Langtaufers entgegennehmen. Er war von 2013 bis 2021 Obmann der Ortsgruppe Graun. Nicht anwesend sein konnten Alexander Mair (Obmann der Ortsgruppe Martell von 2001 bis 2021) und Thomas Rinner (Obmann der Ortsgruppe Latsch von 2009 bis 2021).