Einige Mitglieder der „Arbeitsgruppe Arbeitgeberkonzept Vinschgau“ (v.l.): Lukas Gerstl, Mara Theiner, Manuel Pazeller, Thomas Strobl und Herta Steiner.
Viele sind zur Vorstellung des „Kommunikationskonzeptes“ in die Aula Magna der Fürstenburg gekommen.

Image „radikal“ verbessern

Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel in der Tourismusbranche.

Publiziert in 23 / 2023 - Erschienen am 19. Dezember 2023

Burgeis - Der Tourismus gehört zu jenen Branchen, die am stärksten unter dem Arbeitskräftemangel leiden. Um dagegen anzukämpfen, wurde auf Initiative der Ferienregion Obervinschgau in Zusammenarbeit mit der Ferienregion Reschenpass eine eigene Strategie entwickelt, um das Image des Tourismus als Arbeitgeber zu verbessern und weitere gezielte Maßnahmen zu setzen, damit Mitarbeitende für die Branche gewonnen werden können. Wie Lukas Gerstl, der Präsident der Ferienregion Obervinschgau am 13. Dezember bei der Vorstellung des „Kommunikationskonzeptes“ in der Fürstenburg in Burgeis vorausschickte, sei zwar noch oft von langen Arbeitszeiten, Wochenendeinsätzen, erhöhtem Stress und schwieriger Vereinbarkeit mit der Familie die Rede, „aber dies entspricht schon lange nicht mehr der Realität in unseren Tourismusbetrieben.“ Dieses Image gelte es zu verbessern, „und zwar radikal“, wie Stephanie Ganterer von der Marketingagentur Brandnamic ausführte. Brandnamic hatte das Kommunikationskonzept im Rahmen mehrerer Treffen mit der „Arbeitsgruppe Arbeitgeberkonzept Vinschgau“ (Georg Steiner, Herta Steiner, Katharina Fritz, Lukas Gerstl, Manuel Pazeller, Mara Theiner, Thomas Strobl, Stephanie Ganterer und Thomas Stein) erarbeitet.

Drei Zielgruppen im Auge
Um Arbeitskräfte in der Region zu halten und einer Abwanderung, etwa in die benachbarte Schweiz, vorzubeugen, wurde ein ganzes Paket von möglichen Maßnahmen geschnürt. Erreicht werden sollen die Ziele mit einer zielgruppengerechten Kommunikationsstrategie, mit einzigartigen Benefits für die Mitarbeitenden (verlängerte Busfahrzeiten, Einkaufs-Ermäßigungen, KITA-Plätze mit langen Öffnungszeiten usw.), mit frechen, auffallenden Texten und Design, mit einer jungen, direkten Ansprache und mit sogenanntem Guerilla-Marketing, „denn es muss ins Auge fallen“, so Ganterer. Die Kommunikationsstrategie sei ganz bewusst „radikal“ angelegt. So seien etwa für die drei Zielgruppen, die man ansprechen will, „radikale Slogans“ gewählt worden. „Radikal longweilig?“ für Schülerinnen und Schüler, „Radikal unausgeglichen?“ für Väter und Mütter sowie „Hosch radikal drweil?“ für Personen, die frisch in Pension gegangen sind.

Maßnahmenplan mit 4 Säulen
Der Maßnahmenplan, abgestimmt auf die Bedürfnisse der genannten Zielgruppen, stützt sich auf 4 Säulen. Eine davon wird Quality-Time-Karte genannt. Vorstellen kann man sich darunter eine Vorteilskarte, die allen Mitarbeitenden der Tourismusregionen Vorteile und Vergünstigungen bietet: kostenlose oder vergünstigte Nutzung der Bergbahnen; kostenlose oder vergünstigte Nutzung der Sportanlagen in Mals; Familienkarten im Bereich Mobilität (Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel); Vergünstigungen bei lokalen Geschäften. Weitere Säulen sind die Benefits (Weiterbildungsmöglichkeiten, Rechtsberatung, Weiterbildung für Arbeitgeber, Kinderbetreuung und andere mehr), das Team (harmonisches Umfeld, regelmäßige Team-Events, Staff-Partys usw.) sowie die Sinnhaftigkeit. Für diese Säule werden laut Ganterer Videos erstellt, und zwar unter dem Motto: „10 Gründe, warum du in der Tourismusbranche arbeiten solltest.“

Wie geht es weiter?
Die Geschäftsführerin der Ferienregion Obervinschgau, Katharina Fritz, kündigte die weiteren Schritte an. Demnach wird in den nächsten Monaten auf die Partner zugegangen: „Alles steht und fällt mit den Mitgliedsbetrieben.“ Im Jänner sollen Verhandlungen mit möglichen Partnern anlaufen. Die Kommunikation nach außen soll im Frühjahr 2024 beginnen, die Umsetzung der ersten Maßnahmen im Sommer 2024. Laut Katharina Fritz und Lukas Gerstl ist das „Arbeitgeberkonzept Vinschgau“ weder territorial begrenzt – es können zusätzlich zu den Ferienregionen Obervinschgau und Reschenpass noch weitere Gebiete dazukommen -, noch was die Branchen betrifft. Demnach können und sollen zusätzlich zum Tourismus noch weitere Wirtschaftszweige mitmachen, zumal ja auch der Arbeitskräftemangel ein branchenübergreifendes Phänomen ist.

Josef Laner
Josef Laner

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