Ergänzungen zur Marmorgeschichte
Göflan - Auf Einladung der Göflaner Marmorwerke legte der aus Taufers im Münstertal gebürtige Historiker David Fliri kürzlich einen Zwischenbericht über seine Recherchen zur Marmorgeschichte im Vinschgau vor. Sein Vortrag in Göflan solle als Ergänzung zum Standardwerk von Hansjörg Telfser gesehen werden. Beginnend bei den Menhiren von Vetzan spannte er den Bogen über die Arkadengänge von Dornsberg und der Churburg bis hin zum ersten konkreten Nachweis von Marmorabbau um 1578 durch einen Bildhauer, der Marmorfindlinge für seine Arbeit verwendete. 1738 wird die besondere Härte des Göflaner Marmor im Vergleich zum Carrara-Marmor erstmals in Schriftstücken erwähnt. Johann Schmidinger kann mit Recht als Marmorpionier für Göflan bezeichnet werden, unterstrich David Fliri. War er doch der erste, der sich um die Abbaurechte bemühte, auch wenn er, um mehr Geld zu verdienen, diese unrechtmäßig an Steinmetze und Bildhauer weitergegeben hatte. Der Mathematiker und Gutachter Simon Peter Schwalt, gebürtig aus Kortsch, stellt dem Göflaner Marmor dann auch ein brillantes Zeugnis aus in Bezug auf seine Reinheit und seiner weißen Farbe. 1826 wird dann der Abbau nochmals forciert, da die Betreiberfamilie in Göflan um weitere drei Abbaurechte ansucht, diese jedoch im Gelände nicht klar abgegrenzt waren. Mit der Einführung des sogenannten Feldmaßes wurde die exakte Lage der Abbaurechte festgelegt. Zahlreiche Geschichten hatte der Historiker sich im Laufe seiner Recherchen angelesen, so das Gezerre und Gezanke rund um den Marmorblock, aus dem das Grabdenkmal von Andreas Hofer, heute in der Schwarzmander-Kirche in Innsbruck zu sehen, geschaffen wurde. Letztlich wurde ein Marmorblock im Gegenwert von 1.000 Gulden aus der Mitterwaldgruab oberhalb von Tafratz mit Transportkosten von 900 Gulden zu Tal gebracht. Bereits am Dorfplatz von Göflan wurde dieser vom Bildhauer Rainalter grob bearbeitet, um dann per Pferdefuhrwerk und Schiff bis nach Wien zu gelangen, wo Bildhauer Johann Schaller eine Statue samt Sockel herausarbeitete. Fündig wurde der u.a. im Österreichischen Staatsarchiv tätige David Fliri insbesondere beim Durchforsten der Gerichtsunterlagen des Bezirksgerichts Schlanders. So fehlen ihm von den über 200 Faszikeln 104, wie er lachend hinzufügte. Interessant ist, mit Blick auf die 300-jährige Geschichte des Marmors, die geprägt war von schwierigen Abbaubedingungen, herausforderndem Abtransport und Streitigkeiten zwischen den Betreibern, dass auch die aktuellen Themen dieselben sind.