Ein bildstarker Abend
Der Amateurfilmer Verein Vinschgau mit 88 meisterhaften Filmminuten
Latsch - Die jährliche Filmvorstellung der Amateurfilmer aus dem Vinschgau ist im wahrsten Sinn des Wortes ein echter Hingucker geworden. Der Besucherkreis reichte dieses Jahr von Kufstein bis ins Südtiroler Unterland. Im „CulturForum“ von Latsch saßen Filmexperten neben Freunden und Familienangehörigen der eigentlichen Akteure. Am Ende bewegten sich die Kommentare zu den 7 Kurzfilmen und dem großen Film-Projekt zwischen „wunderschön und meisterhaft“. Moderator Robert Bernardi klärte ein für allemal, das „Amateur“ nichts mit Stümperei oder Anfängererfahrung zu tun hat, sondern eine hochprofessionelle Einstellung mit Verzicht auf ein Honorar bedeutet. Der Auftakt waren „Die Jahreszeiten im Lorenzi Acker“. Rudi Martin aus Tabland hat in 12 Minuten ein Bauernjahr zusammengefasst. Es gelang ihm in Zusammenarbeit mit dem Heimatpflegeverein Naturns-Plaus, in stimmungsvollen und beeindruckenden Einstellungen Saat, Anbau, Ernte und Verarbeitung im Jahreslauf zu dokumentieren. Der strahlend schöne Schneeschuhwandertag von Walter Raffeiner, Petairhof in Schnals, hat Sehnsucht nach Sonne, Schnee und Winter geweckt. Eine erstaunliche und wertvolle Leistung – ebenfalls im Bereich Dokumentation - ist Lorenz Abart aus Schleis gelungen. Er rief den Flachsanbau in Erinnerung und musste einem stummen Super-8 Bilddokument aus dem Jahre 1984 die Geräusche der Verarbeitung und die Stimmen der Zeitzeugen unterlegen. Es klang ägyptisch und vor allem rätselhaft, wenn Sepp Gufler aus Vetzan die Lebensgewohnheiten seiner „lieben Haustiere“, den Hieroglyphen Schmuckschildkröten, intensiv ins Bild stellte und besprach. Der 5-Minuten-Film war wohl eine Herausforderung des erfahrenen Filmemachers an sich selbst. Roman Wieslers „Ein Traum wird wahr… hier in Taufers i.M.“ erzählt vom Wohnen, Leben und Schaffen des Künstlers Erwin Dariz. Neben den anspruchsvollen Außenaufnahmen überzeugte vor allem die passende, musikalische Unterlegung. Der kürzeste Film – nicht mal 1 Minute – erzeugte den längsten Lacher. Siegfried Schnitzer schaffte mit Corona nackte Tatsachen. Der geprüfte Koch Alois Winkler aus Meran erlaubte sich einen Abstecher in die Botanik und schwärmte von „Millionen Krokusblüten“. Vereinsobmann Leo Lanthaler hatte sich den Jägern an die Fersen geheftet, war mit ihnen am Naturnser Sonnenberg über die „Pfarrn“ gestreift und hat sich als Meister der Tierfotografie entpuppt. Der krönende Abschluss des Filmabends in Latsch war aber das Gemeinschaftsprojekt „Außenseiter“. Die Idee von Leo Lanthaler aus dem Jahre 2018 wurde zum Drehbuch durch Hanns Fliri, Naturns, und beschäftigte bis August 2021 bei Wind und Wetter 14 Mitglieder des Amateurfilmer Vereins und externe Fachkräfte wie den Algunder Andy Geier als Regisseur und aus Naturns Martin Fliri fürs Vertonen. Beatrix Tschenett übernahm die Maske, Verena Neubauer und Ruth Kofler besorgten die Kostüme. Das Casting der Darsteller erfolgte zusammen mit der Volksbühne Naturns. Doris Lang übernahm die Rolle der Sennerin auf der Mauslochalm, ihr zur Hand ging Ruth Kofler als Naturnser Wirtstochter Sigrun. Zum überzeugenden „Außenseiter“ wurde Markus Gamper als Karl-Josef und die schwierige Rolle des italienischen Jagdaufsehers Matteo übernahm Richard Schupfer. Die Kameras führten Michael Tscholl, Ulrich Schwienbacher und Christian Lintner. In ihren Händen lag auch die schwierige Phase des Schneidens. Die tiefgehenden Folgen des Filmdramas konnte man so manchem tränenden Auge entnehmen.