Echt bärig, echt cool
Publiziert in 7 / 2017 - Erschienen am 1. März 2017
Erlebnisschule mit beeindruckenden Zahlen. Große Wertschöpfung.
Langtaufers - Echt bärig, echt cool. Das waren bisher meine schönsten Ferien. In Langtaufers grüßen die Leute einander. Die Hornschlittenfahrt werde ich nie vergessen. Die Menschen sind nett und echt: Das sind nur einige der Rückmeldungen von Kindern aus dem ganzen Land , die in der Erlebnisschule in Grub in Langtaufers zu Gast waren. Weit über 2.000 Kinder kommen jährlich in das Hochtal, um hautnah mitzuerleben, wie man Kühe melkt, Brot bäckt, am Spinnrad arbeitet, Heu einbringt oder Honig gewinnt. Darüber hinaus kann man mit dem Hornschlitten fahren, in freier Natur klettern, mit dem Schiff den Reschensee erkunden, in unterirdische Bunker absteigen, die Etschquelle erkunden oder Schneeschuhwanderungen unternehmen. Zusätzlich zu diesen besonderen und zum Großteil einzigartigen Erlebnismöglichkeiten für die Kinder ist die Erlebnisschule auch zu einer Einrichtung geworden, die eine beachtliche Wertschöpfung mit sich bringt, viele Leute und Betriebe im Tal direkt mit einbindet und somit eine große Aufwertung für ganz Langtaufers darstellt.
Fast 35.000 Kinder seit 2000
Mit Zahlen und Daten untermauert wurde die Bedeutung der Erlebnisschule, die oft als „Schmuckstück“ in der Südtiroler Bildungslandschaft bezeichnet wird, bei einem Treffen am 21. Februar im Berggasthaus Maseben. Es wurde nicht nur Rückschau gehalten, sondern auch nach vorne geblickt, denn das Schulgebäude soll ausgebaut und das Konzept erweitert werden. Udo Ortler, der Direktor des Schulsprengels Graun, verwies auf die Einzigartigkeit der Erlebnisschule und deren Bedeutung für das Tal. Er dankte allen Akteuren, Partnern sowie allen beteiligten Mitarbeitern und Betrieben. Wie die Schulsekretärin Sonia D‘Angelo berichtete, waren von 2000 bis zum Schuljahr 2015/2016 insgesamt 34.778 Kinder sowie 3.430 Begleitpersonen zu Gast. 80% der Schulkinder, bei denen es sich zum Großteil um Kinder von der 5. Klasse Grundschule bis zur 3. Klasse Mittelschule handelt, waren deutscher und 20% italienischer Muttersprache. Die Ankünfte sind seit 2000 Jahr für Jahr gestiegen.
Viele Akteure
Neben dem Schulsprengel Graun und der Koordination von Wolfgang Thöni und Helga Stecher sind noch viele weitere Akteure involviert. Als Herzstück nannte Sonia D‘Angelo die 10 freien Mitarbeiter, die den Kindern die pädagogischen Inhalte in der Praxis näherbringen. Sie gehen z.B. mit den Kindern in den Stall, nehmen sie auf Wanderungen mit und führen sie in den Wald und auf die Felder. Es handelt sich um besten Expertenunterricht, denn die Lehrenden sind selbst Bauern und Förster. Bis zu drei Klassen gleichzeitig können sich in Langtaufers aufhalten. Geschlafen und gefrühstückt wird auf Bauernhöfen oder in Ferienwohnungen. Gegessen wird in Gastbetrieben. Zusätzlich zu 9 Beherbergungsbetrieben und zwei Gastbetrieben kommen noch 6 Fuhrunternehmen (Schülertransport) als Akteure dazu. Außerdem arbeitet die Erlebnisschule mit der Gemeinde, der Fraktion Langtaufers, der Forststation Graun, der Raiffeisenkasse Obervinschgau, dem Verein Oculus und der Ferienregion Reschenpass zusammen. Die Erlebnisschule bietet Aufenthalte mit 2, 3, 4 oder 5 Übernachtungen an sowie Tagesausflüge von Mitte September bis Ende Oktober, von Mitte Jänner bis Ende März und von Ende April bis Schulende.
Hohe Wertschöpfung
Die Einnahmen und Ausgaben der Erlebnisschule beliefen sich von 2003 bis 2016 auf jeweils fast 6 Millionen Euro. Der Großteil der Einnahmen setzt sich aus den Schülerbeiträgen und den Zuweisungen des Landes zusammen. Die größten Ausgabenposten sind Verpflegung, Übernachtung, Schülertranspost und Personal. Mit 180 Betriebstagen ist die Auslastung ziemlich hoch. Die Erlebnisschule ist zugleich auch eine Werbung für Langtaufers, das Bergbauernwesen und die bäuerliche Kultur und Wirtschaft. Bürgermeister Heinrich Noggler, Fraktionsvorsteher Toni Zanini und Raika-Direktor Markus Moriggl stimmten darin überein, dass die Erlebnisschule nicht nur mit einem einzigartigen Bildungsangebot aufwartet, sondern auch als Wirtschaftsfaktor eine bedeutende Rolle für Langtaufers spielt. „Langtaufers ist eines der schönsten Hochtäler Südtirols und es freut uns sehr, dass Tausende von Kindern aus dem ganzen Land und zum Teil auch darüber hinaus dieses Tal als Gäste der Erlebnisschule kennenlernen“, sagte Noggler. Die Erlebnisschule habe sich zu einer wichtigen Säule im Tal entwickelt, „und ich hoffe, dass das allen Talbewohnern bewusst wird.“
Ausbaupläne
Der Bürgermeister kündigte an, dass im heurigen Jahr eine Machbarkeitsstudie für einen Ausbau der Schule in Auftrag gegeben werden soll. Wie Wolfgang Thöni ausführte, habe Landesrat Philipp Achammer unlängst bei einer Aussprache in Bozen seine Unterstützung für dieses Vorhaben signalisiert. Auch über eine Konzepterweiterung sei nachzudenken. Toni Zanini sicherte zu, dass die Fraktion voll hinter der Erlebnisschule stehe: „Sie ist eine Riesenaufwertung für das Tal. Heute kommen die Kinder und morgen kommen sie mit den Eltern.“ Markus Moriggl wertete die Schule als Erfolgsmodell und Vorzeigebeispiel der Erschließung lokaler Wirtschaftskreisläufe.
Kunterbunte Angebote
Wolfgang Thöni informierte über die 4 großen Themen der Erlebnisschule (Kultur, Natur, Bauernhof und Gemeinschaft) und führte in die vielfältigen Bausteine bzw. Module ein: Milchstraße, Tiere erleben, Bauernhof, im Stall, Brot backen, Faszination Filz, tolle Wolle, Holz kreativ, Wanderungen, Bienen, Natur erleben, Turm im See, Bunker und Etschquelle, Klettergarten, Erlebnispädagogik, Wildtiere, Schnee erleben, Hornschlittenfahrten. Auch mit vielen positiven Rückmeldungen von Kindern und Begleitpersonen wartete er auf. Viele waren von der Freundlichkeit der Leute und der schönen Landschaft beeindruckt. Aus den Reihen der Lehrer hieß es u.a.: „Die Organisation der einzelnen Bausteine und der Ausflüge war fantastisch, ebenso die Verpflegung! Sogar wie Lehrer konnten uns entspannen.“ Sepp
Josef Laner