An Erzählecken erfuhren die Gäste vieles über das Dorf und seine Menschen.
Clara Mayr und Tobias Plattner.
Der Chor Fulpmes-Telfes in der Pfarrkirche von Stilfs.
Mensch geht in Natur auf: Künstler Johannes Stötter schuf ein Kunstwerk live.
„Stilz brennt“: Das Theater begeisterte.
Der künstlerische Leiter Manfred Schweigkofler und Monika Gunsch Schöpf
Für Programm und Organisation mitverantwortlich: Daria Habicher
Frische Schmugglerware wird nach Stilfs gebracht.
Sie alle begaben sich auf Schmugglerpfaden; hinten links Ernst Pinggera, der 1971 der damals jüngste Schmuggler war.

Die „Stilzer“ Welt…

…hat vieles zu bieten. Das Dorf als Bühne und Protagonist fürs „StilZ Festival“.

Publiziert in 14 / 2024 - Erschienen am 31. Juli 2024

STILFS - Drei Tage lang befand sich Stilfs im Ausnahmezustand: Das erste „StilZ Festival“ von Freitag, 26. Juli, bis Sonntag, 28. Juli, wurde ein voller Erfolg. Tausende Besucherinnen und Besucher konnten in die „Stilzer“ Welt eintauchen und erleben, was dieses Dorf alles zu bieten hat. An 17 verschiedenen Orten standen zig Veranstaltungen auf dem Programm. Stilfs wurde zur Bühne und Stilfs war gleichzeitig der Hauptakteur. Die Stilfserinnen und Stilfser und ihre Geschichten standen im Mittelpunkt. Nicht umsonst lautete das Thema „Erbe“. Im Fokus stand die Frage: woher kommen wir? „Es geht um das kulturelle Erbe von Stilfs“, erklärte Mitorganisatorin Daria Habicher. In den nächsten beiden Jahren heißen die Themen des kulturellen Festivals „Identität“ und „Vision“. Es gehe darum, zu erörtern, wo der Weg hinführen solle. „Um dies zu tun, muss man erst in die Vergangenheit schauen“, weiß Habicher. Um Visionen gehe es schließlich auch in den PNRR-Projekten. Beim „StilZ Festival“ handelt es sich um eine weitere große kulturelle Veranstaltung, die im Rahmen des PNRR-Projektes organisiert und finanziert werden konnte. Zur Erinnerung: Neben Investitionen in den Bereichen Wohnen und Infrastrukturen, Landschaft und Landwirtschaft sowie Handwerk und Tourismus wird mit einem Teil der 20 Millionen Euro, die aus dem „Nationalen Plan für Aufbau und Resilienz“ (PNRR) nach Stilfs fließen, auch der Bereich Kultur gefördert. Und hiervon gibt es im Ort eine ganze Menge, wie beim Festival klar wurde.

Partizipativer Prozess

Als Festival-Kurator fungierte Manfred Schweigkofler. Das Programm war im Rahmen eines partizipativen Prozesses ausgearbeitet worden, Stilfserinnen und Stilfser selber brachten ihre Ideen mit ein. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen“, unterstreicht Daria Habicher. Bei der Eröffnung am Freitagabend verkündeten „Verschreier“ das Programm. „Früher waren Nachrichten verschrien worden“, so Habicher. Höhepunkte gab es bei diesem Kulturfestival freilich zuhauf. Beim Theaterstück „Stilz brennt!“ wurde etwa auf den großen Dorfbrand von 1862 zurückgeblickt – auch ein Erbe von Stilfs, wenngleich natürlich ein tragisches. An Erzählecken berichteten Menschen über ihre mit Stilfs verbundenen Schicksale, erzählten Geschichten über den Ort oder frischten Erinnerungen auf. Die 80-jährige Maria Federica Herzl erzählte aus ihrem Leben und wünschte sich für die Stilfser Zukunft: „Dass es ein traditioneller Ort bleibt, dass junge Menschen hier bleiben können.“ Paul Rösch, Historiker und ehemaliger Meraner Bürgermeister, informierte über die Korrnr, Monika Gunsch Schöpf vom Gasthaus „Traube“ warf zusammen mit ihrer Enkelin Tamara mit viel Wortwitz einen Blick auf den Tourismus und die Gastronomie in Stilfs von  gestern und heute. Gunsch war übrigens die erste Frau im Dorf, die den Führerschein hatte. „Ich fuhr damals einen VW-Käfer, mit dem bin ich auch rauf aufs Joch.“ Roland Angerer erzählte über Stilfser Brauchtümer, Max Kuntner über die Entwicklung des Skitourismus - dies, um nur einige der vielen Erzählungen zu nennen.

Ein Ort für die Kunst

Bei StilZinFilm wurden unterschiedliche Filme über Stilfs, seine Geschichte, seine Menschen und seine Traditionen gezeigt. Beim „großen Giggerguragger“ stand alles im Zeichen der zeitgenössischen Kunst: Der Kunst- und Kulturverein Wegmacher, unter der Leitung von Clara Mayr, öffnete die Türen des Pfeiferhauses. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler stellten aus. Die vom Ritten stammende Clara Mayr hatte das Haus erst im August des vergangenen Jahres von Guido Moser erworben, seit November wohnt die Bildhauerin in Stilfs sowie am Ritten. Es solle ein Ort für Kunst und Kultur sein. Der Rittner Künstler Tobias Plattner präsentierte vor dem Haus eine eigens für das „StilZ Festival“ hergestellte Skulptur, die eine Art Schlagzeug darstellen sollte, bestehend aus Pfeifen, einer Waschmaschinentrommel, einem Fass und Schlagzeugtrommeln. „Und es funktioniert sogar bestens“, freute sich der Drummer und zeigte sein Können.

Durch die Nacht

Ein weiterer Höhepunkt war der „Schmugglermarsch“ mit Ernst Pinggera aus Stilfs. 1954 geboren, war Ernst im Jahr 1971 mit 17 Jahren der jüngste der damals noch aktiven  letzten Schmuggler. Bei Dämmerung ging es los, wie zu früheren Zeiten traf sich eine Schmugglergruppe im schweizerischen Müstair. Mit der Schmugglerware ging es hoch auf den Piz Chavalatsch und auf der anderen Seite hinunter bis nach Stilfs. Die knapp siebenstündige nächtliche Wanderung entlang der alten Schmugglerroute wurde für die Teilnehmenden zum Erlebnis, dank einer Sondergenehmigung konnten Kaffeebohnen über die Grenze „geschmuggelt“ werden. „Echte Schmugglerware, authentisch“, lachte Stefan Gander, der Geschäftsführer der Prader Rösterei Kuntrawant. Der „Stilzer Schmugglerkaffee“ wurde als limitierte Kaffeemischung im Rahmen des Festivals angeboten.

Zahlreiche Freiwillige

Auch musikalische Unterhaltung, Ausstellungen, zahlreiche Shows und Performances – so schuf etwa der bekannte Bodypainter Johannes Stötter ein Kunstwerk live – durften an den verschiedensten dorftypischen Orten, von der Kirche bis hin alten Gemeindehaus, nicht fehlen. Rund 30 Kümmerinnen und Kümmerer sorgten für einen gelungenen Ablauf. Zahlreiche Vereine des Dorfes halfen mit, schlussendlich standen etwa rund 100 Freiwillige im Einsatz. Schon jetzt ist die Vorfreude auf die nächste Ausgabe des Festivals groß, unter dem Thema „Identität“ geht Stilfs dann der nächsten Frage nach: „Wer sind wir?“.

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Michael Andres
Michael Andres

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