„Der Weg ist das Ziel“

Publiziert in 33 / 2016 - Erschienen am 21. September 2016
Per Autostopp bis nach Spanien und zurück: Ein unvergessliches Abenteuer haben zwei Vinschger Jugendliche dabei erlebt. Laas - „Geplant haben wir eigentlich nur, über das Stilfserjoch zum Comosee zu kommen, alles weitere war offen“, stellen Damian Eberhöfer und Rudi Plörer, beide aus Laas, fest. Gekommen sind die beiden ehemaligen Maturanten des Realgymnasiums Schlanders und der Fachschule Fürstenburg in Burgeis im diesjährigen Sommer dann aber viel weiter. Und das alles mit wenig Geld, zwei Rucksäcken voller Proviant auf dem Rücken und immer wieder mit einem ausgefransten Karton mit dem Namen der nächsten Stadt darauf geschrieben in der Hand. „Das wollten wir eigentlich schon länger einmal machen“, erklären die beiden 19-Jährigen, „einmal weg von allem, ohne Ziel, ohne auf jemanden angewiesen zu sein.“ Sprichwörtlich über Nacht beschließen sie Anfang Juli, wenige Tage nach der erfolgreich bestandenen Matura, ihren Traum in die Wirklichkeit umzusetzen: Eine Tramp-Tour quer durch Europa, vom Vinschgau über Frankreich bis an die spanische Mittelmeerküste und zurück, und das alles gemäß dem Prinzip des Auto-Stopps. Rudi erzählt hierzu: „So manches Mal konnten wir mit einer Person mehrere hundert Kilometer zurücklegen, mit anderen nur eine kurze Strecke.“ Wichtig sei dabei aber „nicht nur einen Platz zu suchen, an dem es ­einem selbst gut geht, sondern an dem die Autofahrer gut anhalten können.“ Austausch mit vielen Menschen Während der gesamten knapp zweiwöchigen Reise galt für die beiden Jugendlichen:Soweit wir kommen, kommen wir. So war es für die beiden nicht nur wichtig, jeweils ein Stück weiterzukommen, sondern auch einen geeigneten Platz zum Zelten zu suchen, Lebensmittel einzukaufen und zu kochen. „Das Interessanteste war, dass man dabei sehr viele Menschen trifft und man mit diesen in Kontakt treten kann“, schwärmt Damian rückblickend. Beispielsweise unterhielten sich die beiden Laaser mit einem ehemaligen Chef des Stilfser-Joch-Nationalparkes über die Bartgeier im Martelltal, mit vielen andersdenkenden Menschen oder einem Mann, dessen Körper fast völlig mit Piercings und Tattoos bedeckt war. Besonders in Erinnerung geblieben ist den beiden ein Pariser, der sie in Spanien einige Kilometer mitgenommen hat: „Dieser hat an der Autobahn den Grillen zugehört und versucht, ihre Laute nachzumachen.“ Rückblickend freut sich Rudi: „Wir haben nur nette und hilfsbereite Menschen getroffen, bei denen man keinerlei Bedenken haben musste und die uns immer gerne weitergeholfen haben.“ So hat sie unter anderen eine Französin eingeladen, in ihrer Villa zu essen, zu duschen und zu übernachten. Doch das Abenteuer war auch mit Schwierigkeiten verbunden, wie die beiden jungen Vinschger berichten. „Kurz nach der spanischen Grenzen kamen wir von einer Raststätte nicht mehr weiter“, erzählen die beiden. Nachdem sie mehrere Stunden dort ausgeharrt hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig als zu Fuß weiter zu marschieren. „Das lange Warten an einer Stelle verlangt einem viel Geduld ab“, berichtet Damian, „und es kann auch entbehrend sein, wenn hunderte Autos an einem vorbeifahren und dich keiner anschaut.“ Auch die Abhängigkeit des Trampens von der Natur und den Wetterlaunen sei eine Herausforderung. Dagegen nichts abgewinnen können sie den Sorgen der Familien und der Freunde, die diese vor dem Beginn ihrer „Lebensschule“ - wie sie das Abenteuer selbst nennen - hatten: „Wir haben durch unser Abenteuer gesehen, dass es auch gute Menschen auf dieser Welt gibt - auch in Zeiten von Terrorismus und Kriegen.“ Mehr Menschen sollen trampen Auf die Frage, wie sich eine solche Tramp-Reise von einer herkömmlichen Reise unterscheidet, haben Damian und Rudi eine schnelle Antwort parat: „Man bekommt Informationen von den Menschen vor Ort und man ist da, wo die Menschen sind.“ Dadurch könne man ein Land viel besser kennenlernen, ist sich Rudi sicher. Ein weiterer Vorteil: Einfach so lange irgendwo bleiben, wie lange man will und auf keinen Flug, kein Hotel oder ähnliches angewiesen zu sein. „Das ist die Freiheit“, stellt Damian fest. In diesem Sinne haben sich die beiden Jugendlichen auch gefragt, ob sie auf Druck weiter Kilometer um Kilometer zurücklegen wollen. Darauf war aber bald klar: „Es macht nicht Sinn, nur schnell voranzukommen, sondern der Weg ist das Ziel“, betonen die beiden Jugendlichen. Mit diesem Vorsatz vor Augen geht die Reise später weiter quer durch Frankreich bis zur spanischen Mittelmeerküste, rund 1.400 Kilometer von Zuhause entfernt. Positiv ist auch die gesamte Bilanz des Abenteuers: „Trampen ist nicht nur eine umweltfreundliche Form des Reisens, die kulturell interessant ist und bei der man viele Leute kennen lernt, sondern bei der man auch lernt, selbstständig zu sein, auf andere zuzugehen und mit ihnen zu sprechen“, so Rudi. Gleichzeitig war das Trampen für die beiden Jugendlichen auch sehr kostengünstig, da während des gesamten Abenteuers nur Ausgaben für Nahrung anfielen. „Es ist somit eine gute Möglichkeit des Austauschs und sollte von mehr Menschen genutzt werden“, stellen die beiden abschließend fest. Manuel Gruber
Manuel Gruber
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