Das Ende einer Ära
Bürgermeister Albert Gögeles letzte Ratssitzung fand in Rabland statt.
Partschins/Rabland - Die Stimmung in der Gemeinderatssitzung vom 28. Juli, der vielleicht letzten unter „Corona-Bedingungen“, schien gedrückt. Die Sicherheitsabstände im Geroldsaal von Rabland können es kaum gewesen sein. Wären da nicht die Zwischenfragen des einzigen Oppositionsvertreters gewesen, man hätte von einem Vortragsabend schreiben können vor 13 Räten und 7 Bürgern, mit Gemeindesekretär Hubert Auer als Referenten und Bürgermeister Albert Gögele als Moderator. Nach der Genehmigung des Sitzungsprotokolls vom 23. Juni stellte der Sekretär Änderungen am Haushaltsvoranschlag vor. Sie betrugen 484.500 Euro an Einnahmen und Ausgaben bzw. Investitionen. Das Interesse des Freiheitlichen Rates Christian Pföstl wurde geweckt durch einen Grundverkauf der Gemeinde bei den Einnahmen und bei den Investitionen durch die Studie zur Sanierung des Rathauses. Bürgermeister Gögele sprach erklärende Worte. Der nächste Punkt betraf die Ersetzung von Herbert Schönweger, dessen Ausscheiden aus der Baukommission ein Protest gegen die Handhabung der Ensembleschutzregelung durch die Verwalter darstellen sollte. Auf Vorschlag des Gemeindeausschusses wurden Johanna Laimer Schönweger zum effektiven und Hannes Rungg zum Ersatz-Mitglied der bis 6. Dezember aktiven Baukommission ernannt. Zum Thema zitierte C. Pföstl aus einem Zeitungsbericht und wollte wissen, warum der von der Gemeinde beauftragte Experte für Ensembleschutz dem Herrn Schönweger „keine verbindlichen Auskünfte“ gegeben habe. Außerdem wollte Pföstl erfahren, ob und wie Ensembleschutz in Partschins gelebt werde. Bürgermeister Gögele sprach von einer Anschauungsfrage und nannte es eine Katastrophe, wenn man bei Ensembleschutz nichts mehr unternehmen könne.
Wortschöpfung „Eingriffsgebühr“
Die Musterverordnung des Gemeindenverbandes über die „Organisation der Verwaltungsverfahren und Einrichtung der Servicestelle für Bau- und Landschaftsangelegenheiten“ wurde Wort für Wort übernommen und einstimmig genehmigt. Bei Punkt 5 der Tagesordnung „Festsetzung und Einhebung der Eingriffsgebühr“ erklärte Sekretär Auer, dass „die Eingriffsgebühr“ seit 1. Juli „die Baukostenabgabe“ und „die Erschließungsgebühr“ ersetze. Die Musterverordnung wurde 30 Minuten lang durchgeackert. Es kam eine stattliche Litanei zutage über Gebühren für Kubaturen und Baumaßnahmen außerhalb der Siedlungsgrenzen und in Handwerkerzonen. Dazu erkundigten sich die Räte Adolf Erlacher, Karl Moser, Christian Pföstl und Regina Österreicher. Es folgte die „Auflösung einer Vereinbarung mit den Gemeinden Algund, Marling und Tscherms“, da die Gemeinde Partschins weiter in den Vinschgauer Westen gerückt wird und mit Plaus, Naturns und Schnals eine neue Verwaltungseinheit bilden soll. Auch die „Nutzung des städtischen Schlachthofes für 2020 – 2023“ wurde einstimmig genehmigt. Die Präsentation des Gewässerschutzplans unter dem Titel „Unsere Gewässer – unsere Zukunft“ wollte der Sekretär in 5 Minuten abwickeln. Es wurden 35 Minuten für alle mit Gewässer-Schutz, -Analysen und –Bewirtschaftung zusammenhängenden Themen, für Wortmeldungen und die Formulierung eines Gutachtens.
Umfahrung, Wasserfall und Klettersteig
Den letzten Punkt der Tagesordnung „Fragen der Gemeinderäte“ gestaltete dann Christian Pföstl. Vom Bürgermeister wollte er das Ergebnis einer Sitzung mit Vertretern der betroffenen Gemeinden Algund und Marling und der Bezirksgemeinschaft zum Thema „Umfahrung Töll-Rabland“ wissen. Es sei um die Beauftragung des Brixner Planungsbüros gegangen, lautete die Antwort. Bei der Landesregierung sollen die Vorstellungen der drei Gemeinden über eine Machbarkeitsstudie hinterlegt werden. Unverändert geblieben sei - schon aus Kostengründen - der Verzicht der Gemeinde Partschins auf eine eigene Ausfahrt. Auf die Frage nach dem Zugang zum Partschinser Wasserfall meinte Tourismusreferentin Birgit Egger Ladurner, dass sich die Lage als „sehr schwierig“ darstelle. Es hätte zu einem Treffen kommen sollen zwischen Tourismusverein, dem Besitzer der darunterliegenden Wiese und den Rechtsbeiständen. Das sei aber im letzten Moment abgelehnt worden mit der Begründung, dass Kameraleute der Rai am Wasserfall gewesen seien. Inzwischen hätten sich die Beschwerden nicht nur der Einheimischen, sondern vor allem der Stammgäste gehäuft. Angesprochen zu den Querelen um den Bau eines Klettersteiges im Zieltal nahm die Referentin ebenfalls ausführlich Stellung. Erster Gesprächspartner sei die Alm-Interessentschaft gewesen. Von einzelnen Mitgliedern des Alpenvereins habe es immer positive Resonanz gegeben. Man habe aber nicht mit dem Alpenverein als solchen gesprochen, weil das „im offiziellen Procedere“ auch nicht vorgesehen sei. Es hätten alle ihr Einverständnis gegeben, der Naturpark ebenso wie die Jäger. Alle Papiere seien in Ordnung und man habe angefangen zu bauen. Ein kleiner Fehler sei allerdings passiert. Man hätte mit dem Bau im unteren Bereich anfangen müssen, aber das entsprechende Material war nur vom oberen Teil eingetroffen. Inzwischen sei ein Baustopp bis 31. Juli verhängt worden. Zum selben Thema trat aus dem Publikum Johann Bernhart auf den Plan. So ganz einverstanden mit dem Klettersteig seien die Jäger dann auch wieder nicht, meinte er. Sie hätten es halt akzeptiert. Bernharts Anliegen bezog sich aber auf einen bedenklichen Zustand am Partschinser Nörderberg, wo Mountainbiker und Fußgänger gemeinsame Wege benützen und wo es früher oder später zu einem Unfall kommen könnte. Vizebürgermeister Luis Forcher bestätigte, eine „Vermischung“ von Fußgänger und Mountainbiker funktioniere nicht. Die Ratssitzung, die bei aufziehendem Gewitter begonnen hatte, endete mit einer Dankesrede des scheidenden Bürgermeisters. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit bei allen Räten, für die konstruktive Zeit im Ausschuss und meinte: „Wir haben zusammen versucht, einiges umzusetzen. Speziell muss ich mich beim Luis bedanken. Du hast mich besonders oft rausgerissen, wenn ich nicht die Zeit hatte.“ Er bedankte sich bei den Mitarbeitern für das Entgegenkommen gegenüber den Bürgern und bat Mitarbeiterin Christine Schönweger, diesen Dank an alle Mitarbeiter weiterzutragen. Sekretär Hubert Auer nannte er „einen Glücksgriff“, der immer für die Allgemeinheit da sei. Es gelang Christian Pföstl das letzte Wort zu haben, indem er seinerseits Bürgermeister Albert Gögele für seinen Einsatz dankte.