Alles in einem Zug
Publiziert in 12 / 2016 - Erschienen am 31. März 2016
Elektrifizierungs-Projekt der Vinschgerbahn vorgestellt.
An allen Bahnhöfen wird gearbeitet.
Laas - Zum Auftakt der Bürgerversammlung, zu der die Laaser Gemeindeverwaltung am 21. März ins Josefshaus eingeladen hatte, stellten der Präsident der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA), Martin Ausserdorfer, und seine Mitarbeiter Alfred Marsoner und Mario Cagol das Projekt der Elektrifizierung der Vinschgerbahn vor. Mit der Elektrifizierung sollen die Beförderungskapazität mehr als verdoppelt, der Fahrplan verdichtet (Halbstundentakt) sowie eine Durchfahrt bis nach Bozen ohne Umsteigezwang in Meran gewährleistet werden. „Und auch für die Umwelt tun wir etwas Gutes, denn wir steigen von Diesel auf Strom um“, so Ausserdorfer. Die insgesamt rund 56 Mio. Euro teure Elektrifizierung umfasst unter anderem die Adaptierung aller Bahnhöfe entlang der Strecke der Vinschgerbahn. Weil künftig längere Züge verkehren werden, sind alle Bahnsteige zu verlängern. Auch Unterführungen mit Aufzügen sind überall geplant. Das Hauptunterwerk entsteht bei Goldrain. Bei Laas müssen drei Kurven begradigt werden, damit die Geschwindigkeit der Züge von derzeit 70 auf 100 km/h gesteigert werden kann. Froh ist man in Laas, dass der dortige Bahnhof in Zukunft kein Kreuzungsbahnhof mehr sein wird. Für die Elektrifizierung werden außerdem entlang der Strecke ca. 1.500 Masten aufgestellt. Einen größeren Umbau erfährt der Bahnhof in Mals, und zwar deshalb, weil eine Zugverbindung mit Scuol in der Schweiz angedacht wird. „Ein Eisenbahntunnel von Mals nach Scuol ist neben dem Flughafen das zweite große Steckenpferd von Landeshauptmann Arno Kompatscher“, sagte Ausserdorfer, seines Zeichens auch Bürgermeister von
St. Lorenzen im Pustertal.
„Mals-Landeck ebenso unrealistisch wie
Anbindung an Mailand“
Eine Anbindung an Scuol wäre für ganz Südtirol eine enorme Chance, vor allem eine wirtschaftliche. Noch zu überzeugen gelte es die Schweizer, „denn wo wir Vorteile sehen, sehen die Schweizer Nachteile“, so Ausserdorfer. Unrealistisch und chancenlos wertet er eine Anbindung Mals-Landeck: „Das Land Tirol hat kein Interesse, für so eine Verbindung Geld auszugeben, zumal ja schon mit dem Brennerbasistunnel eine schnelle Zugverbindung zwischen Innsbruck und Bozen entsteht.“ Auch eine Verbindung mit Mailand hält Ausserdorfer für unrealistisch, und zwar weder in Form eines Eisenbahntunnels, noch einer Straße unter dem Stilfserjoch. Die ersten Arbeiten für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn sollen heuer anlaufen. Ein bis ins Detail vereinbarter Zeitplan steht noch nicht. Sicher ist, dass der Bahnverkehr während der auf mehrere Jahre ausgelegten Arbeiten zweimal für je 3 Monate unterbrochen wird. Während dieser Zeiten wird ein Schienenersatzdienst angeboten. Läuft alles nach Plan, dürften die Arbeiten bis Mitte bzw. Ende 2019 fertiggestellt sein. Auch zu Fragen aus dem Publikum nahmen die STA-Vertreter Stellung. Sie sicherten zu, dass die Bevölkerung rechtzeitig und regelmäßig über die jeweiligen Arbeitsschritte informiert wird. Auch mit betroffenen Grundeigentümern werde man Kontakt aufnehmen. Nicht lösen lasse sich auch in Zukunft das Problem im Zusammenhang mit dem Transport von Fahrrädern. Ausserdorfer: „Ein paar Dutzend Räder kann man transportieren, aber wenn es hunderte Räder sind, ist das einfach nicht möglich, denn es käme zu Verzögerungen und der Halbstundentakt könnte nicht eingehalten werden.“ Ein Warentransport wäre zwar technisch möglich, „aber die Kernfrage ist hier jene der Kosten. Der Transport auf der Schiene kostet Geld, die Straßen können fast alle gratis befahren werden.“ Zum Thema Wasserstoff hielt Ausserdorfer fest, dass die Zeit für wasserstoffbetriebene Züge noch nicht reif sei. Außerdem würde es viele Jahre dauern, bis man das Einverständnis der zuständigen italienischen Eisenbahnbehörden bekäme. Sepp
Josef Laner