4 Millionen Euro gibt das Land aus, um den Bahnhof Töll-Brücke zum Bahnhof Töll zu verlegen und in Algund den Halbstunden-Takt einzuführen.

Südtirol in einem Tüüt

Publiziert in 40 / 2011 - Erschienen am 9. November 2011
Naturns - Der Mobilität in Südtirol geht es glänzend. Sie wird immer öffentlicher und soll mit dem „Südtirol Pass“ ohne Tarifdschungel und ohne Bürokratie auskommen. In der Sprache seines Vereines „Freunde der Eisenbahn“ stellte Vizepräsident Johann Passler Mobilitätslandesrat Thomas Widmann als „eine starke Lokomotive an der Spitze“ vor und kommentierte dessen Ausführungen am „Runden Tisch“ in Naturns bewundernd mit „Es ist zum Staunen“. Gestaunt hatten im Ratssaal von Naturns Bürgermeister, Referenten, Präsidenten und Mitarbeiter der Bezirksgemeinschaften Burggrafenamt und Vinschgau, Freunde der ­Eisenbahn und Medienvertreter über das Tempo, mit dem Mobilitäts-Landesrat Widmann jeden Südtiroler überall in ­Südtirol in jedes öffentliche Verkehrsmittel einsteigen und mit dem neuen „Südtirol Pass“ und dem „Tüüt“ im Lesegerät gefahrene Kilometer abbuchen lassen will. „Mit demselben Tüüt werden wir Bahn oder Bus fahren, in der Aquarena schwimmen oder in der Ortler-Skiarena über die Pisten schwingen“. Das neue Tarifsystem „Südtirol Pass“ wird am 10. November in Bozen vorgestellt und soll ab 14. Februar 2012 starten. Als schlagende Beweise für die Effizienz seines Ressorts und die Ernsthaftigkeit seiner Vorhaben präsentierte Widmann einmal mehr die Erfolgsgeschichte der Vinschgerbahn, des Nightliners, des zwischen 2004 und 2009 verdoppelten Bahnangebotes, des im selben Zeitraum von 22,1 auf 28,6 Millionen Kilometer ausgebauten Bus-Netzes und der Bikemobil Card. Als Herausforderungen für die Zukunft und als mittel- und langfristige Ziele - bezogen auf den Vinschgau - wurden die Elektrifizierung der Bahn mit Kostensenkung um 50 Prozent genannt, die Stabilisierung der Fahrpläne mit Halbstundentakt und dadurch Fahrzeitverkürzung auf der Strecke Meran-Mals von 82 auf 72 Minuten, die „Umkrempelung der Schülerbeförderung“ durch die im Versuch stehende elektronische Fahrkarte, die „Echtzeit-Information“ an den Bahnhöfen, der Zugang zu den Tickets, die umweltfreundliche Mobilität mit Elektro- und Wasserstoff-Energie und der Kombination Bus-Bahn-Rad. Landesrat Widmann erntete viel Lob und Dank, musste sich aber auch ein „Wunschkonzert“ der örtlichen Volksvertreter an­hören. So erinnerten Martells Bürgermeister Georg Altstätter und der Latscher Vizebürgermeister Hans Mitterer an den fehlenden Wartesaal am Bahnhof von Goldrain, dem Anschlussbahnhof für Martell und Morter. Altstätter ersuchte, den Naturschutzgedanken auch praktisch auszudrücken und gerade im Nationalparkgebiet die Wasserstoff-Mobilität einzu­setzen. Widmann versprach Abhilfe für Goldrain und den Beginn der Aufräumarbeiten am Bahnhof von Latsch. Zu Martell meldete er Bedenken wegen der noch nicht ausgereiften Leistungsfähigkeit der neuen Busse an. Vizebürgermeisterin Rita Gstrein Kaserer (Kastelbell-Tschars) wurde für den erhofften Halb-Stunden-Takt mit Fahrzeitverkürzung vertröstet. Verkehrsreferent Manfred Lechner (Prad) wurde der Halbstunden-Takt zwischen Prad und Spondinig zugesagt. Bezirkspräsident Andreas ­Tappeiner bemerkte, dass Doppelgarnituren nicht zu Stoßzeiten eingesetzt würden, und machte zusammen mit Gemeinderat Alois Tscholl auf unzumutbare Wartezeiten am Bahnübergang zur Handwerkerzone Laas aufmerksam. ­Widmann führte die Beschlagnahme der Zuggarnitur seit ­April 2010 an und hielt die Stabilisierung der Fahrpläne für eine mögliche Verkürzung der Wartezeiten an den Schrankenübergängen. Einen Zeitrahmen für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn konnte Widmann Gemeinderat Kurt Schönthaler (Schlanders) nicht angeben. Die Botschaft an Algunds Bürgermeister, dass an seinem Bahnhof die Züge im Halbstundentakt verkehren werden, bedeutete das Aus für den süd-östlichsten Bahnhof des geografischen Vinschgaus, für die Töll-Brücke.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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