Langtauferer Rottöne
Publiziert in 24 / 2009 - Erschienen am 24. Juni 2009
Es regnet. Eigentlich kein Wetter für eine Wanderung. Nebelverhangene Wälder und feuchtglänzende Wiesen unter einer Regenkapuze heraus betrachtet haben ihre eigene Schönheit und Romantik. Unser Ziel ist der Gletscherlehrpfad von Langtaufers und die Weißkugelhütte. Wenn sich im Laufe des Tages die Sonne zeigt, dann könnte sogar der Adlerkopf (3.170 m) noch drin sein. Nachdem wir die unter den Sonnenstrahlen dampfende Melager Alm hinter uns gelassen haben, zwingen uns die am Gletscherlehrpfad angebrachten Schautafeln zum Verweilen, zum Schauen und Staunen und zum Diskutieren. Besonders auffällig glänzen intensiv rötlich gefärbte Felsen und Steine am Wegesrand. Wie kommt sie zu dieser so besonderen Rotfärbung, fragen wir uns. Der aus Langtaufers Gebürtige Geologe Martin Thöni, heute an der Universität Wien, weiß die Antwort: „Es handelt es sich dabei um sogenannte Paragneise. Diese sind gerade hier in Innerlangtaufers sehr mineralreich. Die Gesteine sind typische Metamorphite, die in der tieferen Erdkruste bei einem Druck von > 0.6 GPa (Gigapascal) und Temperaturen von ca. 600-650 °C und intensiver begleitender Verformung „gebildet wurden“. Das ursprüngliche Ausgangsmaterial war „Gebirgsschutt“. Die heute erkennbaren Minerale und Strukturen sind zum allergrößten Teil etwa 350 bis 300 Millionen Jahre alt. Die rostrote Farbe ist auf den hohen Anteil an Eisen führenden Silikaten zurückzuführen, die durch Niederschlags-, Schmelz- und Grundwässer gelöst werden und oxidieren (Rost).“ Das Wetter ließ uns zwar keine Besteigung des Adlerkopf, der von oben herab schneeweiß schimmerte zu, aber dafür haben wir so einiges über die Flora, die Gletscher und die Erdgeschichte gelernt.
Gletscherlehrpfad
Interessanter Lehrpfad mit 17 Schautafeln. Ab der Melager Alm zur Materialseilbahn und in den Lärchen- und Zirbenwald, später über den Moränenwall hinab zum Karlinbach am Fuße des Langtauferer Ferners und in Kehren weiter zur Weißkugelhütte. Aufstiegszeit ca. 2 bis 3 Stunden.
Variante Adlerkopf oder Schmied (3.170 m)
Von Melag über die Melager Alm entweder auf dem Gletscherlehrpfad oder direkt zur Weißkugelhütte (650 Hm, 2 1/4 Std.). Variante: Wer noch nicht genug hat, kann nun ca. 10 Minuten auf dem Richterweg und dann links auf den Schmied (Gipfelkreuz, 570 Hm, 1.30 Std., leichte Kletterei) aufsteigen. Als Abstiegsvariante bietet sich der steil abfallende Weg 2b (1 Std.). Zurück zum Ausgangspunkt geht es über den Weg 1A bzw. 3 nach Melag. Fantastische Aussicht auf die wenig begangene Bergwelt der Falbanairspitze und des Rotebenkopfs.
Ausgangspunkt: Melag, Langtaufers (1.930 m)
Höhenunterschied: 650 Hm, Variante: 1.250 Hm
Gehzeit: 4 bzw. Variante 6.20 Std.
Charakteristik: leichte Rundwanderung für Familien
Variante: konditionelle Herausforderung mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
Einkehrmöglichkeiten: Schutzhütte Weißkugel, von März an den Wochenenden geöffnet, ab Mitte Juni bis Ende September Sommerbetrieb; Melager Alm; Gastbetriebe in Langtaufers
Kartenmaterial: Kompass Vinschgau 1:50.000

Andrea Kuntner