Die Ehrengäste (von links): Landesrat Hans Berger, Landes­hauptmann Luis Durnwalder und Bürger­meister Josef Alber.

Landwirte rüsten sich für die Zukunft

Publiziert in 30 / 2008 - Erschienen am 3. September 2008
Kastelbell-Tschars – Mit gezielter Bewässerung bei geringerem Wasserverbrauch den Ertrag und die Qualität im Obst- und Weinbau sichern, so könnte man die Zielsetzungen des Bodenverbesserungs­konsortiums Galsaun mit ­seinen 237 Mitgliedern zusammenfassen. Am 21. August wurde im Rahmen einer schlichten Feier die neue Tropfbewässerungsanlage in der Gemeinde Kastelbell-Tschars vorgestellt und eingeweiht. Der Obmann des Bodenverbesserungskonsortiums Galsaun, Thomas Plack, ­konnte dazu mehrere hoch­rangige Ehrengäste, wie Landeshauptmann Luis Durnwalder, Landesrat Hans Berger, Bürgermeister Josef Alber und Pfarrer Peter Gschnitzer begrüßen. Dieses neue Bewässerungs­system ist flächenmäßig eine der größten Anlagen in Südtirol. Im Jahre 2001 wurde – nach einem Pilotprojekt (in Zusammenarbeit mit der Versuchsanstalt Laimburg) auf den Tscharser Hügeln - mit dem Bau der aus sechs Einzelprojekten bestehenden Anlagen begonnen. Inzwischen sind im Einzugsgebiet des Konsortiums mit einer Gesamtfläche von 540 ha ungefähr 488 ha mit diesem Wasser sparenden System ausgestattet. Das bedeutet, dass etwa 90 Prozent der Obstbaufläche der Obstgenossenschaft Juval mit Tropfbewässerungen versehen sind, was sich auch positiv auf die hygienische ­Sauberkeit der Früchte auswirkt, weil die ­Äpfel als Lebensmittel nicht mehr mit den evtl. im Wasser enthaltenen Schmutzpartikeln in Kontakt kommen wie bei einer herkömmlichen Oberkronenbewässerung. Die Vorteile liegen auf der Hand: etwa 50 bis 60 Prozent geringerer Wasserverbrauch im Vergleich zur Oberkronenberegnung, gezielte Wasserabgaben an der Pflanze, kein Windeinfluss, geringe Wasserverdunstung, keine Befeuchtung der oberirdischen Pflanzteile, kein Abwaschen des Spritzbrühbelages und folglich eine längere Wirkungszeit der Pflanzenschutzmittel mit Verminderung der Schorf­infektionen und der Feuerbrandgefahr. Ein positiver Aspekt ist zudem, dass die angrenzenden Straßen, Rad- und Wanderwege im Gegensatz zur Oberkronenberegnung nicht mehr „mitberegnet“ werden, was ja immer wieder zu Klagen und Beschwerden seitens von Spaziergängern und Radfahrern führte. Die Gesamtkosten für die bisher in Betrieb genommene Anlage belaufen sich auf ca. 4.070.000 Euro, rund 45 Prozent davon (es wurden nur Kosten für die Hauptleitungen finanziert) wurden durch Landesbeiträge abgedeckt. Die Restkosten zu Lasten des Landwirtes betragen – je nach Gebiet und Baujahr – zwischen 3.000 und 5.000 Euro. In den letzten Jahren führten vor allem die steigenden Energiepreise zu einer Verteuerung der Baukosten. „Beim Bau der Anlagen versuchten wir die Kosten durch Eigenleistungen bei der Verlegung der Rohre möglichst nieder zu halten“, erklärte Obmann Thomas Plack. Er lobte die Weitsicht der Mitglieder und bedankte sich bei den Vorstandsmitgliedern des Konsortiums und beim Projektanten Romano Comunello für deren Mitarbeit und Unterstützung. Für die nächste Zukunft stehen vor allem die Realisierung der Projekte Pedrui/Zanair, die Sanierung der Zubringerkanäle für die Frostschutzberegnung und auf längerer Sicht gesehen, die Reduzierung der Energiekosten im Vordergrund. Die Pumpstationen in den Örtlichkeiten „Galsauner Sanden“ und „Außer Etsch“ wurden anfangs mit Dieselaggregaten betrieben. Der Umwelt zuliebe, insbesondere zur Reduzierung der starken Lärmbelästigungen, der hohen Treibstoffspesen und aufwändigen Wartungsarbeiten erfolgte inzwischen die Um­stellung auf Elektroantriebe. 2007 beliefen sich die Ausgaben für den Stromverbrauch auf ca. 65.000 Euro. Die Pumpstationen der Frostberegnungsanlagen werden weiterhin mit Dieselmotoren betrieben. Ein Nachteil ist die doppelte Kostenbelastung bei der Instandhaltung und ­Wartung. Neben der Tropfanlage muss auch die Anlage für den Frostschutz gewartet und ­erhalten werden, was natürlich mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Trotz aller Automatisierungen ist auch heute noch eine ständige Kontrolle und Wartung der Anlagen erforderlich. Bürgermeister Josef Alber ging auf die verschiedenen Begebenheiten und Probleme rund um den Bau der Tropfbewässerung ein. Er wünschte den Landwirten wirtschaftlichen Erfolg und Glück für die Zukunft. Luis Durnwalder lobte die Initiative des Bodenver­besserungskonsortiums und seiner Bauern. „Mit dieser ­Anlage habt ihr eine wirtschaftliche Maßnahme und Umweltmaßnahme gesetzt, ihr habt vor allem auch etwas für die Bürger getan, indem ihr die lauten Motoren ausgetauscht und die Abgase gesenkt habt“, so Durnwalder. Er versicherte, dass das Land Südtirol auch in der Zukunft klar definierte Projekte und Konzepte im Bereich der Landwirtschaft fördern und unterstützen wird. Laut Landesrat Berger wird das Thema Wasser die größte Herausforderung der Zukunft werden. „Die Verfügbarkeit des Wassers wird weltweit das Streitobjekt Nr. 1 sein, noch viel mehr, als es Öl und andere Energieträger in Zukunft sein werden.“ Insofern kann man dem Bodenverbesserungskonsortium Galsaun zu dieser Anlage nur ein Kompliment machen, „ihr habt etwas geschaffen, was man sich überall in Südtirol wünscht.“ Im Anschluss daran ­segnete Pfarrer Peter Gschnitzer die neue Tropfbewässerungs­anlage. Im Rahmen dieser Feier wurden Gustav Forcher für seine 20-jährige Mitarbeit im Vorstand und der Sekretär Markus Fleischmann und der Angestellte Karl Rainer für ihre langjährige Mitarbeit geehrt. Mitglieder der Musikkapellen Kastelbell und Tschars sorgten für die musikalische Um­rahmung und die Bäuerinnen für das leibliche Wohl der Teil­nehmer.
Oskar Telfser
Oskar Telfser

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