„Es gibt keine ungefährliche Alkoholmenge“
Publiziert in 10 / 2007 - Erschienen am 21. März 2007
Alkoholtrinken und Autofahren vertragen sich nicht. Wer auch nur kleinere Mengen Alkohol zu sich nimmt und sich anschließend ans Steuer setzt, bringt sich und andere in Gefahr. Auf diese und weitere Aspekte zum Thema „Alkohol und Straßenverkehr“ wurde am 13. März auf einer Informationsveranstaltung in der Mittelschule in Mals hingewiesen. Der Infoabend war Teil einer Informationsreihe, die das Landesressort Gesundheits- und Sozialwesen gemeinsam mit dem Katholischen Familienverband (KFS), dem Forum Prävention, dem „Ambulatorium Hands“, mehreren Gemeinden und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb als flankierende Maßnahme zur Anti-Alkoholkampagne „Alles im Griff“ organisiert.
Zum Abend in Mals konnte die KFS-Bezirksvorsitzende Priska Theiner leider nur rund ein Dutzend Zuhörer, darunter drei junge Fahrzeuglenker, begrüßen. Maria Cristina Salerno, Rechtsmedizinerin der Ärztekommission für Führerscheine, erklärte, wie stark ein übermäßiger Genuss von Alkohol oder der Konsum von Drogen sich auf das Fahrverhalten niederschlagen. Wenn bei einem Fahrzeuglenker mehr als 0,5 Promille Alkohol im Blut nachgewiesen werden, ist in jedem Fall eine erneute Feststellung der Fahrtauglichkeit seitens der Führerscheinkommission vorgesehen. Diese Kommission kann im Vorfeld einer Visite auch ein Gutachten seitens der Sektion Verkehrspsychologie des Sanitätsbetriebes Bozen beantragen. Gegen das Urteil der Führerscheinkommission kann Einspruch beim Land erhoben werden.
Im staatsweiten Vergleich werden in Südtirol laut Maria Cristina Salerno zwar um rund 30 Prozent mehr Alkoholkontrollen durchgeführt, im Vergleich zu anderen Ländern aber hinkt Italien leider stark nach: „Die Wahrscheinlichkeit, dass man in Frankreich einer Kontrolle unterzogen wird, ist 20 Mal höher als in Südtirol.“ Gerade wegen der sehr häufigen Kontrollen in Frankreich (rund 7 Millionen im Jahr, während es in Italien nur bis zu 200.000 sind) werden in Frankreich weniger Führerscheine eingezogen als in Italien.
Als wirksame Gegenmaßnahmen nannte die Referentin die Senkung der Promillegrenze, zahlreiche, sichtbare und auch zufällige Kontrollen, Führerscheinentzug (wirkt mehr als nur Bußgeld) sowie Rückfallprävention. Positiv zu bewerten sei das Vorhaben in Deutschland, wonach Führerscheinneulinge in den ersten 2 Jahren überhaupt keinen Alkohol trinken dürfen, wenn sie sich ans Steuer setzen. Eine derartige Vorschrift sollte auch für bestimmte Berufskategorien eingeführt werden, etwa für Taxi-, LKW- oder Busfahrer.
In Südtirol werden pro Jahr weit über 1.000 Führerscheine eingezogen. Die Zahl der Pflichtvisiten nahm stark zu und ist weiter im Steigen begriffen.Der Verkehrspsychologe Max Dorfer zeigte auf, wie stark das Sehvermögen, die Reaktionsfähigkeit und weitere Leistungen der Fahrzeuglenker abnehmen, wenn die Promille-Grenze über 0,5 liegt. „Aber auch zwischen 0,3 und 0,5 wird es oft schon recht kritisch.“ Besonders schwerwiegend sei die Tatsache, dass die Selbsteinschätzung und die Risikobereitschaft der Autolenker steigen, „wenngleich die meisten felsenfest überzeugt sind, wegen ein paar Gläser trotzdem noch sicher fahren zu können.“
„Es gibt keine ungefährliche Alkoholmenge“, sagte Max Dorfer. Jeder Hinweis darauf, wie viel man trinken darf, sei falsch. Besonders gefährdet seien jene Personen, die Alkohol trinken und zugleich Drogen nehmen. Bei jungen Fahrzeuglenkern falle auch die fehlende Fahrroutine ins Gewicht. Bildlich veranschaulicht wurde das Thema „Alkohol und Verkehr“ mit einem Videofilm. Bei der Diskussion wurde unter anderem angeregt, dass im Vinschgau viel öfter mit dem Alkomat kontrolliert werden sollte. Tatsache sei aber auch, dass die Zahl schwerer und oft tödlicher Verkehrsunfälle im Vergleich zu früheren Jahren stark abgenommen hat.

Josef Laner