Sie versuchten ihre Standpunkte zu erklären: Armin Kager, Martin Daniel (Diskussionsleiter), Sepp Noggler, Albrecht Plangger und Sepp Walder (von links).

Energieträger im Oberschulzentrum von Mals

Publiziert in 23 / 2010 - Erschienen am 16. Juni 2010
Mals – Wie viel Energie Carolin Kuenrath aus Burgeis aufgewendet hat, um den Projekttitel so knapp wie möglich, so einprägsam wie möglich und so trendig wie möglich zu gestalten und zu formulieren, ist nicht leicht in physikalischen Größen auszudrücken. Ihr genügten drei Buchstaben und die englische Form des Buchstabierens. Aus NRG wurde „En Er Gy“ und das Über-Thema des Schuljahres 2009/2010 war gefunden. Einer der Höhepunkte des ersten Projektjahres war der „Daywork“, der Arbeitstag, der am 21. Mai fünf Stunden Energie für einen guten Zweck vorsah und 5.100 Euro für ein Trinkwasserprojekt in El Salvador und die Kinderkrebshilfe Peter Pan einbrachten. Den Abschluss bildete der „Energy-Day“, der Energie-Tag, am 27. Mai. Schülerinnen und Schülern der 3., 4. und 5. Klasse der Lehranstalt für Soziales, der Handels- und Sportoberschule wurde im Großen Saal des Oberschulzentrums Mals ein anspruchsvolles Panorama über Zukunftsszenarien, Energiesituation, Energiegesellschaften und Energieproduzenten in Südtirol geboten. Direktor Gustav Tschenett und seine Projektsteurer hatten keine Energie gescheut, ihren Schützlingen Informationen aus erster Hand und Güte zu bieten. Der Energieexperte und preisgekrönte Umweltjournalist Hans Kronberger entwarf zum Auftakt globale Energieszenarien. Sepp Walder, Mitarbeiter des „TIS Innovation Park“, Bereich Energie & Umwelt, referierte über die intelligente Nutzung der Energie im Hausbau, über Einsparungen an Heizöl, über Energiequellen und Versorgungslagen. Bis 2020 soll Südtirols Energiebedarfs zu 75 Prozent mit erneuerbarer Energie gedeckt werden. Zudem soll der CO2- Ausstoß von derzeit 4,5 Tonnen pro Kopf auf zwei Tonnen gesenkt werden. „Damit wären wir auf dem Weg zum Klima-Land Südtirol“, fasste Walder zusammen. Den nächsten Referenten stellte Moderator Thomas Strobl als Vertreter eines wirklich „großen Player“ im Energiegeschäft vor. Angekündigt war der Präsident der landeseigenen Energiegesellschaft SEL AG, Klaus Stocker. Der wiederum ließ sich in der Oberschulaula von Mals vom Bereichsleiter für Engineering und Consulting, Armin Kager, vertreten. Die Eckpunkte – Armin Kager sprach von Meilensteinen – der Südtiroler Strompolitik ließ er über einen Film erläutern, stellte die Beteiligungen der SEL AG vor und ging dann näher auf die Umweltauflagen bei Ansuchen um Konzessionen zur Führung von Wasserkraftwerken ein. Über die Aussage des Referenten „Die SEL will unser Bestes“ stellte Moderator Strobl als nächste Referenten die „streitbaren Menschen“ Sepp Noggler und Albrecht Plangger vor, die der Meinung seien: „Das Beste wollen wir euch nicht geben“. Sehr nachdrücklich eröffnete der ehemalige Grauner Bürgermeister Plangger: „Nachdem wir festgestellt hatten, dass Wasser und Gefälle Reichtum bedeuten, haben wir uns gesagt, zuerst kommen wir, dann das ganze Land“ und erzählte vom Entstehen des Vinschger Energie-Konzeptes und von den Forderungen „zu Gunsten der vor Ort lebenden Bevölkerung“. Er ging auf die Gründung des Vinschger Elektrizitätskonsortiums (VEK) ein mit dem Ziel, den Bürgern günstigen Strom zu liefern, und benannte klar die Gewinnspannen aus den einzelnen Großkraftwerken des Tales. Laut dem Landtagsabgeordneten und ehemaligen Malser Bürgermeister Sepp Noggler gehe es um die zentrale Frage: „Wem gehört das Wasser?“ Die Liberalisierung der Energieproduktion aus Wasserkraft habe in Bozen geendet, so dass jetzt „das Land produziert, verteilt und sich selbst kontrolliert“. Hier habe der Vinschgau angesetzt und sich genossenschaftlich organisiert, berichtete Noggler, um Strom kostengünstig abzugeben. In einer Gegendarstellung erinnerte SEL-Vertreter Kager, dass man es mit „Riesen der Strom-Produktion“ zu tun gehabt habe und es das Verdienst der SEL sei und bleibe, die Stromkonzessionen nach Südtirol gebracht zu haben. Er verwies auf die „TIWAG“ und auf das Land Tirol als 100prozentigen Eigentümer. In der kurzen Fragestunde mit Lehrer Martin Daniel als Moderator wollten die Schüler wissen, ob in Südtirol auch Atomstrom einfließe und warum Strom importiert werden müsse, wenn doch nur die Hälfte in Südtirol verbraucht würde. Plangger und Noggler versuchten noch einmal ihre und die Position des VEK zu erklären. Den Gemeinden müssten Einnahmen aus den Großkraftwerken zufließen, um eine weitere Verbauung von Flüssen und Bächen zur Stromgewinnung vermeiden zu können. Der 2. Teil des Energie-Tages war der Energie-Aufnahme zur Steigerung des leiblichen Wohlgefühls gewidmet. Vor dem Auftritt der Musikgruppe „Logical Nonsense“ wurde dem Körper jene Energie zugeführt, die die 1. und 2. Klassen der Lehranstalt für Soziales und der Handelsoberschule nach intensiver Bewusstseinsschulung als „gesundes Frühstück“ vorbereitet hatten. Die drei Oberschulen in Mals konnten auf die Unterstützung von 98 Partnerbetrieben aus ganz Südtirol bauen.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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