Der Richard, ein Bürgermeister und eine Frau
Publiziert in 31 / 2006 - Erschienen am 13. Dezember 2006
Bis zur Neuwahl des Landtags im Herbst 2008 wird die Etsch zwar noch einiges Wasser gen Bozen „spülen,“ doch allzu lange dauert es bis dahin auch wieder nicht. Spätestens im nächsten Jahr werden sich die Parteien mit der Kandidatenfindung beschäftigen. Über mögliche Kandidatinnen und Kandidaten wird im Vinschgau schon jetzt gemunkelt. Vorpreschen will zunächst niemand. Da geht zum einen die Angst um, dass mögliche Kandidaten vorzeitig „verbrannt“ werden könnten, und zum anderen dürften Namensvorschläge, die bereits im Umlauf sind, tatsächlich noch nicht ausgereift genug sein.
Eine bestimmte Marschrichtung aus der Sicht der Südtiroler Volkspartei nimmt aber schon jetzt immer festere Konturen an. So zeichnet sich ab, dass die SVP voraussichtlich mit zwei Männern und einer Frau ins Rennen gehen wird. „Dass 2008 auch eine Frau kandidieren wird, ist unsere erklärte Absicht. Es gab bereits erste Gespräche. Das Bestreben, dieses Mal auch mit einer Frau anzutreten, ist klar und eindeutig,“ sagt die SVP-Bezirksfrauenreferentin Monika Prister. Über Namen zu sprechen sei zurzeit noch verfrüht. Tatsache sei aber, „dass wir im Bezirk eine ganze Reihe von tüchtigen und kompetenten Frauen haben. Irgendwelche Präferenzen gibt es noch nicht, weder in Bezug auf Unter- oder Obervinschgau, noch aufgrund anderer Kriterien.“
Was die männlichen Kandidaten betrifft, so gilt Landesrat Richard Theiner wieder als Fixstarter. Mit 16.392 Vorzugsstimmen bei den Wahlen 2003 hatte er sein Wahlergebnis im Vergleich zu 1998 (11.682 Stimmen) deutlich verbessern können. Wenn es ihm gelingt, die Gesundheitsreform weiterhin mit Erfolg umzusetzen, dürfte Theiner 2008 zu einem noch größeren Zugpferd für die Vinschger SVP und auch darüber hinaus werden. 2003 zog er als einziger Vinschger Vertreter in den Landtag ein. Manfred Pinzger, der mittlerweile Senator ist, hatte den Sprung nach Bozen äußerst knapp verfehlt, Robert Koch Waldner etwas weniger knapp. Zumal die SVP Vinschgau 2003 keine Frau ins Rennen geschickt hatte, dürften nicht wenige Frauenstimmen „abgewandert“ sein.
Neben Theiner und einer Frau dürfte sich 2008 vermutlich noch einer der jetzigen Bürgermeister der Wahl stellen. Auch hier wird schon eifrig über Namen spekuliert. Verbindlich äußern will sich noch niemand. Dass sich einer der „Dorfkaiser“ stellen wird, dürfte auch deshalb fast sicher der Fall sein, weil die Mandatsbeschränkung für die Bürgermeister und Referenten wohl aufrecht bleiben und 2010 erstmals greifen wird. Die regionalen Koalitionspartner aus dem Trentino haben die SVP erst kürzlich wissen lassen, dass sie von einer Änderung der Mandatsbeschränkung für Gemeindeverwalter nichts wissen wollen. Allein im Vinschgau fallen von Graun bis Partschins acht Bürgermeister sowie viele Referenten der Mandatsbeschränkung zum „Opfer“.
Im politischen Bezirk Vinschgau hatte die SVP bei den Landtagswahlen 2003 im Vergleich zu 1998 an Stimmen eingebüßt. Der Verlust belief sich auf 3,1 Prozent. 1998 lag der Stimmenanteil der SVP bei 75,4 Prozent, 2003 bei 72,3. Kräftig zugelegt haben 2003 die Freiheitlichen (um 2,5 auf insgesamt 7,1 Prozent), die Grünen (um 2,4 auf 5,9 Prozent) und die Union für Südtirol (um 1,6 auf 11,7 Prozent). Zusätzlich zu den bestehenden Oppositionsparteien wird 2008 wahrscheinlich auch mit dem landesweiten Zusammenschluss der Bürgerlisten zu rechnen sein (siehe dazu auch Bericht auf Seite 11). Es ist nicht auszuschließen, dass die vernetzten Bürgerlisten auch im Vinschgau einen Kandidaten ins Rennen schicken.

Josef Laner