Der große Marmor Kick-Off
Publiziert in 11 / 2007 - Erschienen am 28. März 2007
Mit dem Projekt „bianco“ scheint die Diskussion über das Potential, das im Stein für die Gemeinde, den Tourismus und die Kultur stecken könnte, in Gang gekommen zu sein. Am 23. März wurden die Projekte der 40 Architekturstudenten der Universität Innsbruck, die ein Semester lang an dem Wertschöpfungspotential des Kulturgutes Laaser Marmor arbeiteten, prämiert. Andreas Kuen, Barbara Santer, Elisabeth Haid, Josef Schröck, Manuela Volgger, Hubert Schlögel, Doris Dorfer und Heidi Messner teilten sich die 450 Euro Preisgeld für ihr Gemeinschaftsprojekt „akupunkteuse“. „Alte Strukturen werden wieder aufgegriffen und neu belegt. Sensible Eingriffe sollen Initialzündungen darstellen und dabei den traditionellen Marmorabbau ungestört gewährleisten...“, heißt es im Arbeitskonzept. Verschiedene Eingriffe in die Dorfstruktur wie eine Plattform für Veranstaltungen, die mittels neuer Wegstrukturen mit den beiden Dorfhälften und dem Fluss verbunden werden. Eine Mittelstation, „Insel“ genannt, die Stationen der Schrägbahn verbindend, soll für „besondere Veranstaltungen über den Dächern von Laas“ sorgen. Die vormals als Heilbäder genutzten Mineralquellen werden in der „akupunkteuse“ aufgegriffen, um die Kultur des Badls wiederzubeleben. Erwähnenswert erscheint die von Marco Amico erdachte Marmorakademie: Das Lechner-Haus, das die Werkstatt beherbergte, von der Grabdenkmäler und Kunstwerke in die ganze Welt verschifft wurden, soll erhalten werden, wird aber mit ein bezogen in das Errichten einer Marmorakademie, die für Kunstschaffende und Handwerke im Bereich der Marmorbearbeitung geschaffen werden soll. Sicherlich gehe es nicht darum, dass diese Arbeiten sofort durchführbar oder überhaupt durchführbar seien, so Andreas Flora von der Universität Innsbruck. Das Wichtige seien die Anstöße. Genau das ist der bleibende Eindruck, wer die Ausstellung der Arbeiten und die Veranstaltung rund um den „kick-off ins Positive“ betrachtet.
Weniger um die Arbeiten der Studenten als um die Initiative selbst geht es: Vielmehr ist es die zweite Veranstaltung, die sicherstellen soll, dass es der Gemeinde Laas unter Bürgermeister Andreas Tappeiner nun ernst damit ist, Laas wieder ins rechte Licht zu rücken: Direkt unter die funkelnden Kristalle des weltweit bekanntesten Kulturgutes Südtirols. „Alles mit dem Einvernehmen der Bürger“, versichert Tappeiner, „gut und sanft vermarktet“ soll er werden, der Marmor. Er wünscht sich für die nächsten zehn Jahre wachsende Gastronomie, Tagestourismus, mehr Übernachtungsmöglichkeiten in der Gemeinde, deren „hinkendes Bein der Tourismus“ sei. „Aber Laas wäre nicht das, was es ist,“ so Tappeiner weiter, „ohne die Marmorschule, die Steinmetze und Steinbildhauer, deswegen müssten diese auch mit einbezogen werden“.
Sein Bruder Siegfried Tappeiner, der als Architekt mitverantwortlich für „bianco“ ist, sieht nicht im Massentourismus die Laaser Zukunft, sondern darin, alte Strukturen zu nutzen, das „edle Material“ so zu präsentieren, dass es ein erlesenes Publikum anzieht. Als Bausubstanz kommt allerdings auch für ihn Marmor eher im Designbereich in Frage. Wen wundert‘s, dass in Laas Verantwortliche ein Auge auf den Stein werfen, wenn in Dubai Moscheen daraus gebaut werden und in Manhatten Hotels in edlem Weiss glänzen. Da wäre es schade, versteht man heute, dass Gemeinde, Land und Region selbst das Gut nicht zu schätzen wissen. So sieht es auch Siegfried Tappeiner, wenn er seinen Wunsch für Laas formuliert: „Dass uns der Marmor nicht durch die Lappen geht“.Die Arbeiten der Studenten sind noch bis 9. April im Gasthaus „Krone“ in Laas ausgestellt.
Die Podiumsdiskussion über das Wertschöpfungspotential des Marmors für die Gemeinde ist der nächste Schritt in Richtung Bürgermobilisierung. Als Laaser sollte man sich die Podiumsdiskussion im Laaser Josefshaus am Mittwoch, 28. März um 20 Uhr schon deswegen nicht entgehen lassen. Um Landesrat Thomas Widmann, Bürgermeister Andreas Tappeiner, dem Direktor der Marmorschule, Franz Waldner und Andreas Flora Ideen zu geben. Bevor es zu spät ist.

Katharina Hohenstein