Hans Pöll (links) nimmt den Marillenbaum entgegen; Edith Schweitzer, Andreas Heidegger, Irene Pechlaner und Hubert Hilpold (von links) passen auf, dass der Baum die Übergabe unbeschadet überlebt.

„Den Menschen immer ganzheitlich gesehen“

Publiziert in 29 / 2007 - Erschienen am 29. August 2007
Naturns – 37 Jahre lang hat Hans Pöll in Naturns und zum Teil auch in mehreren Nachbargemeinden als Gemeinde- und Amtsarzt gewirkt. Am 23. August hat ihn die Gemeinde Naturns mit einer schlichten, aber würdigen Feier im Ratssaal verabschiedet. Die ­Feier erfolgte im Anschluss an den Antrittsbesuch der neuen ­Direktorin des Gesundheits­bezirks ­Meran, Irene ­Pechlaner, im Gesundheits- und Sozialsprengel ­Naturns. „Hans Pöll arbeitete immer mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein, sein Einsatz war unermüdlich, seine Opferbereitschaft groß“, sagte die Naturnser Sozialreferentin Edith Schweitzer. Sie konnte zur Abschiedsfeier eine Vielzahl von Ehrengästen aus Politik, Kirche und dem Gesundheits- und Sozialwesen aus Naturns und den Gemeinden Plaus, Schnals, Kastelbell-Tschars und Partschins begrüßen. Der jetzige Amtsarzt Hubert Hilpold, ärztlicher Koordinator im Sprengel Naturns, würdigte Pölls Scharfsinn für soziale Fragen und seinen Weitblick in Umweltbelangen. Bereits 1993 habe Hans Pöll öffentlich auf die schädigenden Aus­wirkungen der Luftverschmutzung hingewiesen. „Hans Pöll war ein Hausarzt, wie sie uns heutzutage vor allem in den Städten abgehen. Er hat den Menschen stets ganzheitlich gesehen,“ sagte Irene Pechlaner. Bürgermeister Andreas Heid­egger zeichnete in seiner ­Laudatio das Leben und Wirken des aus Ulfas in Hinterpasseier stammenden Arztes und Menschen Hans Pöll nach. Dank seiner Verbundenheit zur Natur habe er auch großen Wert auf natürliche Heilmittel gelegt. „Hans Pöll hat zuerst immer mit den Menschen geredet und erst dann Medikamente verschrieben“, sagte Heidegger. Als er 1970 seine Arztstelle antrat, war er nicht nur für Naturns samt Fraktionen zuständig, sondern auch für Schnals, ­Kastelbell-Tschars, Plaus und zum Teil auch für Partschins. Heute sind in diesen Gebieten 5 Ärzte tätig. Andreas Heidegger würdigte auch Pölls Zivil­courage. Er habe seine eigene Meinung nie zurückgehalten und immer wieder den Zeigefinger erhoben, ganz speziell auch in der Baukommission, der er seit 1970 angehörte. Gegen Großprojekte habe er sich ebenso gewehrt wie gegen eine zu starke Technisierung. Die Förderung der ganzheitlichen Lebensqualität des Menschen sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen. „Hans Pöll hinterlässt in Naturns wertvolle Spuren und Botschaften“, schloss der Bürgermeister. Den Dank im Namen des Weißes Kreuzes überbrachte Sektionsleiter Hansjörg Prantl. Jetzt bewirtschaftet der pensionierte Arzt einen kleinen Bauernhof am Eingang des Schnalstales. Für seine Familie und seine Hobbys (Jagen, Fischen und Wandern) hat er nun mehr Zeit. Die Gemeinde überreichte ihm als Zeichen des Dankes einen Marillenbaum und einen Geschenkskorb mit Produkten aus dem Vinschger Bauernladen. Der Plauser Vizebürgermeister Heinrich Kainz überraschte den Geehrten mit einem geflochteten Korb aus dem ­Passeiertal und einer ­„Keschtnriggl“. Mitarbeiterinnen des Gesundheitssprengels warteten mit einer Theatereinlage auf. Eine Bläsergruppe der Musikkapelle Naturns sorgte für die musikalische Umrahmung. Der Geehrte selbst dankte seiner Familie, allen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die ihn während der vielen Jahre unterstützt haben, allen Arztkollegen, dem Mitarbeiterstab des Sprengels und der Naturnser Bürgerschaft. Auch einen Wunsch äußerte er: „Macht das Gesundheitssystem nicht zu einem Krankheitssystem. Im Mittelpunkt muss immer der Leidende stehen.“ Weniger Bürokratie wäre ebenfalls dringend notwendig.
Josef Laner
Josef Laner

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