Athesia: schlechter Verlierer

Publiziert in 24 / 2003 - Erschienen am 18. Dezember 2003
Der „Vinschger“ hat den Prozess gegen die Athesia jetzt auch in zweiter Instanz gewonnen. Zur Erinnerung: In den Jahren 1997/98 verkaufte die Athesia über die neugegründete „Vinschger Dolomiten” Werbeanzeigen zu Preisen, die weit unter dem Selbstkostenpreis lagen und wollte damit den „Vinschger” auf unlautere Art und Weise vom Markt verdrängen. Gegen diese ungesetzliche Verdrängungsstrategie der Athesia ging der „Vinschger” vor Gericht. Mit Erfolg, wie Anfang Dezember in zweiter Instanz bestätigt wurde. Ein Erfolg allerdings, gegen den sich die Ebners bis zuletzt mit allen erdenklichen Mitteln zur Wehr gesetzt hatten. Dass es ihnen nicht gelungen ist, den „Vinschger“ „tödlich zu umarmen” oder ganz fertig zu machen, ist die eine Seite, die andere ist, dass sie sich als schlechte Verlierer in diesem fünf Jahre dauernden Rechtsstreit erwiesen haben. Das Landesgericht verurteilte das Bozner Verlagshaus im Mai letzten Jahres in erster Instanz zu einer Zahlung von 85.000 Euro. Die Reaktion der Athesia geriet zur Posse: Sie bezahlte erst dann, als der Gerichtsvollzieher bereits mit einem Pfändungsbescheid in den Räumen der Athesia Druckerei erschienen war. „Das Urteil der ersten Instanz wurde auf völlig falschen Voraussetzungen aufgebaut”, so wird Michl Ebner, Europaabgeordneter und Chef der Athesia mit einem „leicht wütenden Tremolo in der Stimme“ in der Novemberausgabe der Tiroler Nachrichtenillustrierten „Echo“ zitiert, die sich in ihrer Titelgeschichte mit dem Einstieg der Athesia bei der „Tiroler Tageszeitung“ befasst. Angesichts der befürchteten Vormachtstellung der Athesia auch in Nordtirol nimmt sich der Vinschgau, was die Größenordnung der Kontrahenten angeht, wie ein Nebenschauplatz aus. Möchte man zumindest meinen. Trotzdem scheint der Medienmacht jedes Mittel recht, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, bis zur letzten Instanz. Dort, wie auch in den Instanzen zuvor, ist die Athesia allerdings gescheitert. Nun liegt es schwarz auf weiß vor: Das Bozner Oberlandesgericht hat die von der Athesia eingereichte Berufungsklage abgewiesen und das angefochtene Urteil zur Gänze bestätigt. Zu spüren bekommen diese Monopolverteidigung um jeden Preis nicht nur Bezirkszeitungen wie der Vinschger, sondern auch kleine Buchhandlungen wie etwa die Alte Mühle in Meran, der Buchladen in Lana oder Neuerscheinungen anderer Verlage wie Folio oder Raetia.
Stefan Schwienbacher

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