75 junge Menschen finden einen Platz im Gamperheim

Publiziert in 7 / 2006 - Erschienen am 5. April 2006
Mals – Das Kanonikus-Michael-Gamper-Werk stellt sich, laut seinen Satzungen, die Aufgabe, „…ohne Gewinnstreben die Fürsorge, die Ausbildung, das Studium und die Erziehung der Studierenden der deutschen und ladinischen Volksgruppen Südtirols in christlicher und heimatgetreuer Gesinnung im Geiste des verstorbenen Kanonikus Michael Gamper zu fördern.“ Dies erklärt Heimleiterin Anna Eberhart dem „Vinschger“, um die Ausrichtung des Gamperheimes zu beschreiben. Am 15. April 1956 ist Kanonikus Michael Gamper in Bozen gestorben, das heißt vor genau 50 Jahren (siehe eigenen Bericht). Es ist nun das 15. Jahr, dass Anna Eberhart das Heim in Mals leitet; sie stammt aus Graun und ist Erzieherin. 75 Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Land finden im Gamperheim einen Platz während der Schulzeit. Seit dem Schuljahr 1994/95 ist das Heim in Mals gemischt. „Damals wurde die Sportoberschule gegründet, und seitdem haben wir hauptsächlich Schüler aus dieser Schule bei uns“, erklärt Eberhart. Die Stockwerke sind streng getrennt für Buben und Mädchen, die Freizeiträume können sie gemeinsam benützen. Sie essen auch miteinander im Speisesaal. Dort gibt es übrigens Selbstbedienung und flexible Essenszeiten zum Frühstück und zu Mittag. „Das Abendessen gibt es um 18.15 Uhr“, erzählt Eberhard. Die Sportschüler haben andere Schulzeiten wie etwa die Schülerinnen der LESO (Lehranstalt für Soziales). Es gibt auch eine Schülerin der Landwirtschaftsschule „Fürstenburg“ in Burgeis und eine Handelsoberschülerin. Zwei Schüler stammen aus Samnaun, einige aus Trient, aus Livigno, ein Mädchen ist aus L’Aquila und eine sogar aus Amerika. „Wir sind hier sozusagen mehrsprachig“, sagt Eberhart. Natürlich bemühen sich die Schüler anderer Muttersprache Deutsch zu lernen und zu reden. Anna Eberhart hat keine leichte Aufgabe, denn als Heimleiterin koordiniert sie die Schüler und das Personal, auch viel Büroarbeit fällt an. Sie trägt die Verantwortung für das Haus. Nun ist sie inzwischen „Profi“. Auf die Frage, ob ihr der Beruf gefalle, antwortet sie: „Zu 90 Prozent ja, zu zehn Prozent möchte ich davon rennen“. Die Zeiten hätten sich geändert genauso wie die Schüler und wie die Eltern der Schüler. „Alle müssen sich an die Regeln, an die Heimordnung halten“, erklärt sie. Wer die Regeln nicht einhält, für die werden die Disziplinarmaßnahmen wirksam. Es gibt Studierzeiten für die Jugendlichen, aber auch Freizeit und Freizeitgestaltung im Haus wie beispielsweise im Herbst mit dem „Törggelen“, dann die Nikolaus-Feier und die Weihnachtsfeier. Es gibt einen Computerraum, einen Raum mit einem Billard-Tisch, einen Aufenthaltsraum, eine kleine Bibliothek, einen Fitnessraum und eine Hauskapelle. Auch im Freien können sich die Heimschüler sportlich betätigen. Die Schüler sind in der Regel in geräumigen Einzel- oder Zweibettzimmern mit Dusche und WC untergebracht, einige wenige auch in Dreibettzimmern. Die Erzieher haben abwechselnd auch Nachtschichten. „Die Erzieher sind sehr wichtig, überhaupt ist ein gutes Team wichtig“, betont Eberhart. Das hat sie, sagt sie erfreut. Die Erzieher sind Carmen Pohl aus Tschengls, Helga Schuster aus Tarsch, Bernadette Thaler aus Mals und Ulrich Trenkwalder aus Laas. Die Reinigungsfrauen sind aus Schleis, eine ist aus Mals. Auch der Koch, Josef Patscheider, ist aus Schleis. Das Heim hat zudem einen Hausmeister. Es gibt in Südtirol sechs Gamperheime des Gamperwerkes, das erste ist in Bozen entstanden, zwei gibt es in Meran (für Buben und Mädchen getrennt), eines in Schlanders und in Mals und eines in Auer. Der Geschäftsführer des Gamperwerkes ist Adolf De Lorenzo, der Obmann Armand Mattivi. Kanonikus Michael Gamper Kanonikus Michael Gamper ist am 7. Februar 1885 in Prissian bei Tisens geboren und am 15. April 1956 in Bozen gestorben. Er war Priester und Publizist. Besonders bedeutend ist sein Einsatz für die deutsche Sprachgruppe in Südtirol und sein Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Nach einer humanistischen Ausbildung immatrikulierte er an der Universität Innsbruck, um Theologie zu studieren. Als Seelsorger war Gamper zunächst in Girlan, Altrei, Leifers und Barbian tätig. 1908 wurde er als Kanonikus (Domherr) in das Kollegiatkapitel der Propsteikirche in Bozen berufen. In dieser Zeit lernte er den Prälaten Dr. Aemilian Schöpfer, der bald die journalistischen Fähigkeiten Gampers erkannte. Dieser drängte ihn, die Schriftleitung des neuen „Südtiroler Volksboten“ zu übernehmen (nach der Annexion Südtirols durch Italien im Jahre 1918 war der Verkauf des Tiroler Volksboten verboten worden). 1921 wurde Gamper auch Präsident der Südtiroler Sektion des Tyrolia-Verlages. Mit Unterstützung des Vatikans war ihm 1925 gelungen, dass die deutsche Tageszeitung „Dolomiten“ wieder erscheinen konnte. Gamper war zudem eine der treibenden Kräfte zur Wiederzulassung des deutschen Religionsunterrichtes und der Organisation der Katakombenschule. Während der Optionszeit 1939 setzte er sich für den Verbleib in Südtirol ein. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Südtirol 1943 musste Gamper als „Staatsfeind Nummer Eins in Südtirol“ fliehen, er versteckte sich zunächst am Ritten, dann in der Toskana. Nach Kriegsende übernahm er die Leitung der Tageszeitung „Dolomiten“ und baute die aus dem Tyrolia-Verlag hervorgegangene Athesia wieder auf. Bis 1956 blieb er deren Präsident. Gamper setzte sich weiterhin für die Belange der deutschen Volksgruppe in Südtirol ein. Er starb mit 71 Jahren, über 30.000 Personen hatten von ihm Abschied genommen. Eines seiner bekannten Zitate: „Ein Volk, das um nichts anderes kämpft als um sein natürliches und verbrieftes Recht, wird den Herrgott zum Bundesgenossen haben.“ (Aus dem Internet, Wikipedia)
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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