Noch heuer im Herbst soll der neue Camping-Stellplatz in Sulden eröffnet werden.
Bürgermeister Hartwig Tschenett
Lukas Reinstadler

Zwischen Kritik und Zustimmung

Zwischen Kritik und Zustimmung Diskussionen um Camper-Stellplatz in Sulden. Bürgermeister: „Alles regulär“. Betreiber: „Aufwertung für das ganze Dorf“.

Publiziert in 30 / 2017 - Erschienen am 12. September 2017

Sulden - Heuer im Juni hat Lukas Reinstadler damit begonnen, unterhalb seines Hotels „Alpina“ auf einer Grundfläche, die ihm gehört, einen Camper-Stellplatz zu bauen. Im Oktober bzw. November soll der Stellplatz eröffnet werden. Mehrere Anrainer, die oberhalb der neuen Struktur wohnen, üben schon seit geraumer Zeit Kritik am Standort des Stellplatzes sowie wegen der Belästigungen während der Bauzeit. Zugespitzt hat sich die Lage bei einer Bürgersammlung im Sommer, als die Bauarbeiten voll im Gang waren. „Die Gemeindeverwaltung wurde bei der Versammlung zum Teil harsch angegriffen. Das hat uns als Verwalter sehr überrascht, denn wir hatten im Zusammenhang mit diesem Vorhaben immer transparent und regelkonform gehandelt“, sagte Bürgermeister Hartwig Tschenett am 7. September dem der Vinschger.

Einstimmiger Ratsbeschluss

Tschenett erinnerte daran, dass der Gemeinderat seinerzeit einstimmig beschlossen hatte, das betreffende Grundstück in eine Tourismuszone umzuwandeln, damit der Antragsteller einen Camper-Stellplatz errichten kann. Auch die Baukommission habe dem Vorhaben einhellig zugestimmt. Ungut sei es allerdings gewesen, als es während der Bauphase zeitweise zu Staub- und Lärmbelästigungen gekommen ist, weil Material aus dem Suldenbach entnommen und zur Baustelle gekarrt wurde. Auch seitens von Gästen habe es Kritik gegeben. Während der Hochsaison im August sei allerdings zwei ­Wochen lang nicht gearbeitet worden. Der Bürgermeister bedauert, dass bei der genannten Versammlung de facto nur der Camping-Stellplatz Thema des Abends war: „Wir haben uns bemüht, ruhig und sachlich unseren Weg aufzuzeigen.“

Belästigungen während der Bauphase

Neben den Belästigungen während der Bauarbeiten bezogen sich die Bedenken von Anrainern u.a. auch auf die Sicherheit ihrer Gebäude, eine dauerhafte Einschränkung der Lebensqualität, auf das Verkehrsaufkommen und die Größe des Stellplatzes. Die im Juli 2016 von der Landesregierung genehmigte, neue Verordnung zur Erstellung und zum Betreiben eines Camper-Stellplatzes sieht vor, dass eine Gemeinde nur einen geeigneten Ort mit weniger als 20 Stellplätzen genehmigen kann. Andere Regeln gelten für Campingplätze mit entsprechenden Einrichtungen. Auf dem Stellplatz in Sulden sollen laut dem Betreiber Lukas Reinstadler bis zu 36 bzw. 38 Stellplätze entstehen. „Die Planungsarbeiten haben schon vor rund 4 Jahren begonnen“, so Reinstadler. Die neue Verordnung sei erst 2016 erlassen worden. Nun gehe er davon aus, „dass ich nicht eine, sondern zwei Lizenzen erhalte, aufgeteilt auf zwei Betriebe.“

Zwei Lizenzen im Visier

Der Bürgermeister bestätigte diese Vorgangsweise. Noch unklar sei, ob der Ausschuss oder der Gemeinderat die Ausstellung zweier Lizenzen beschließen wird. Dass Sulden grundsätzlich einen Standort braucht, wo Camper ihre Fahrzeuge abstellen können, daran gibt es laut Hartig Tschenett keinen Zweifel. Der Wunsch nach einem Campingplatz werde in Sulden schon seit langem gehegt. Schwierig gestaltet habe sich seit jeher die Suche nach einem geeigneten Standort. Lukas Reinstadler wertet seinen Camper-Stellplatz, den er in Zukunft zu einem richtiggehenden Campingplatz ausbauen möchte, als eine Aufwertung für das ganze Dorf. Urlauber, die mit Campern anreisen, seien vollwertige Gäste, die Geld haben und auch ausgeben. Der neue Camper-Stellplatz sei in diesem Sinn als zusätzliche und bereichernde touristische ­Infrastruktur für Sulden zu sehen.

„Sulden tritt seit Jahren auf der Stelle“

Der junge Tourismusunter­nehmer gibt auch zu bedenken, dass Sulden als Tourismusort seit vielen Jahren auf der Stelle trete: „Wir haben hier eigentlich nur das Skifahren im Winter und das Wandern im Sommer. Wirklich neue Angebote, wie wir sie in Nachbargemeinden beobachten können, etwa im Bereich Mountain-Biken, gibt es hier bis dato leider nicht.“ Als positiven, nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt des neuen Camper-Stellplatzes wertet Reinstadler auch den Umstand, dass das sogenannte wilde Campen zum Großteil ausbleiben dürfte. „Wer wild campiert, gibt wenig aus und lässt oft nur den Abfall zurück. Da ist es doch besser, wenn man einen geregelten Stellplatz vorfindet, wo das Abwasser entsorgt wird, wo es eine Stromverbindung gibt, Chemietoiletten und weitere Vorrichtungen“, ist Reinstadler überzeugt. Außerdem zahlen die Camping-Gäste auch Abgaben. Was den Verkehr betrifft, so werde die Zu- und Abfahrt mit Hilfe einer Ampel geregelt werden. Der neue Camper-Stellplatz soll übrigens das ganze Jahr über geöffnet bleiben.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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