„Wir warten auf Konzept der Lasa“
Geplanter Lohnausgleich für rund 30 Mitarbeitende Thema im Rat.
Laas - Die von der Lasa Marmo GmbH angekündigte Überstellung von rund der Hälfte der Belegschaft in die Lohnausgleichskasse war natürlich auch Thema bei der Sitzung des Laaser Gemeinderates am 30. November. Die Bürgermeisterin Verena Tröger informierte den Rat über die bisherigen Geschehnisse. Demnach sei sie von Paul Graf, dem Geschäftsführer der Lasa Marmo, am 17. November telefonisch über die bevorstehende Maßnahme in Kenntnis gesetzt worden. 4 Tage nachher seien bei einer Aussprache zwischen Vertretern der Gemeinde, der Eigenverwaltung Laas und der Lasa Marmo weitere Details bekannt geworden. Begründet habe die Lasa den geplanten Lohnausgleich mit einer derzeit eher schlechten Auftragslage und damit, dass es im Weißwasserbruch zu wenig weißen Marmor gebe, sodass eine Erschließung des Jennwandbruchs notwendig sei. Von den 65 Mitarbeitenden sollen 30 in den Lohnausgleich geschickt werden. Tröger: „Es geht um 30 Arbeitsplätze, sprich um 30 Familien, und auch um den Wirtschaftsstandort Laas.“ Die Bürgermeisterin erinnerte auch an die insgesamt rund 120 Entlassungen seitens des Unternehmens HOPPE. Von den 30 betroffenen Personen der HOPPE in Laas hätten die meisten bereits im Vorfeld gekündigt, eine andere Arbeit gefunden oder seien vorzeitig in den Ruhestand getreten. In Sachen Lasa Marmo wolle sich die Gemeinde in aller Transparenz zusammen mit der Eigenverwaltung und dem Bruchbetreiber um eine bestmögliche Lösung bemühen.
„Es ist die Lasa, die liefern muss“
Oswald Angerer, der Präsident der Eigenverwaltung, wartete unter Punkt „Allfälliges“ mit Fakten und Zusatzinformationen auf. Fakt sei zunächst, dass die Fraktion, sprich über 50 Prozent der Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger, Eigentümerin der Brüche ist. Der Pachtvertrag mit der Lasa Marmo GmbH für den Abbau im Weißwasserbuch laufe noch bis 2033. Fakt sei außerdem, dass die Lasa die Erschließung des Jennwandbruchs und eine Straße bis zum Bruch „unbedingt will“. Darin sieht Angerer auch den Grund für die seinerzeitige Stilllegung der Schrägbahn. Die Thematik sei komplex und es gebe viele offene Fragen, die bis dato noch nicht geklärt seien, sagte Angerer: Was geschieht mit dem Abraum? Darf im Nationalpark und in einem Natura-2000-Gebiet überhaupt eine Straße gebaut werden? Wie steht es mit den Schürfrechten? 75 Prozent der Marmorgewinnungsrechte in der Jennwand gehören der Lechner Marmor AG, die seit 2008 Eigentümerin der Lasa Marmo GmbH ist, und 25 Prozent einem Laaser Bürger (Reinhold Tappeiner). Zusammenfassend hielt Angerer fest, dass es die Lasa sei, die ein Gesamtkonzept zu liefern habe. Erst dann sei abzuschätzen, wohin die Reise geht. Auch die Bürgermeisterin meinte, dass die Lasa ein Konzept für die Erschließung liefern solle: „Die Fraktion hat ein Seilbahnprojekt erarbeiten lassen und dieses auch vorgestellt. Von der Lasa ist bisher kein Konzept gekommen.“ Laut Angerer sei es die Lasa gewesen, „die die Lawine über die Presse losgetreten hat.“ Wie ein Mitarbeiter der Lasa dem der Vinschger bestätigte, hätte sich nicht nur er sehr darüber gewundert, wie rasch das Ganze an die Öffentlichkeit kam: „Man hat uns am Vormittag des 17. November diese schlechte Botschaft überbracht und am Abend war schon alles in den Medien. Wer hat diese wohl informiert?“ Überzeugt gab sich Oswald Angerer, dass es unabhängig von der jetzigen Diskussion eine Umfahrung zur Entlastung der betroffenen Wohngebiete in Laas auf jeden Fall brauche. Es gehe nicht nur um die Beförderung der Marmorblöcke, sondern auch um den Transport von Holz und um weitere Zwecke. Die Ratsmitglieder Reinhard Spechtenhauser und Hugo Trenkwalder freuten sich über diese positive Einstellung für eine Umfahrung.
Was geschieht jetzt konkret?
Was sich in der Causa Lasa Marmo in nächster Zeit konkret tun wird, speziell was die Arbeitsplätze betrifft, ist noch nicht ganz klar. Die Bürgermeisterin kündigte für den 7. Dezember ein weiteres Treffen aller Beteiligten an. Wie Thomas Sigmund, der Pressesprecher der Lasa Marmo, am 1. Dezember dem der Vinschger bestätigte, werde an der Überstellung von rund der Hälfte der Mitarbeiter in die Lohnausgleichskasse kein Weg vorbeiführen. Als Termin werde der Februar 2024 ins Auge gefasst. Derzeit würden Einzelgespräche geführt, Urlaubszeiten könnten abgebaut werden. Zur Sache selbst meinte Sigmund, dass die Erschließung des Jennwandbruchs für das Unternehmen unumgänglich, ja überlebenswichtig sei: „Wir ‚stochern’ im Weißwasserbruch nur noch herum. Ausreichend weißen Marmor, wie ihn der Markt verlangt, gibt es nicht mehr.“ Unter der Knappheit an weißem Marmor leide die Lasa schon seit Jahren: „Zwei Großaufträge aus den USA konnten nicht angenommen werden.“ Probebohrungen hätten ergeben, dass im hinteren Bereich des Weißwasserbruchs weißer Marmor zu finden sei und dass zurzeit mit Hochdruck Stollen in diese Bereiche vorgetrieben werden, aber aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen sehe die Lasa Marmo in der Erschließung des Jennwandbruchs die einzige wirkliche und dauerhafte Möglichkeit, „um das Überleben des Unternehmens und den Produktionsstandort in Laas zu sichern.“
„Wir machen nicht ‚Druck’“
Zum Vorwurf, die Lasa wolle lediglich „Druck“ machen, um zur Erschließungsstraße bis zum Jennwandbruch zu kommen, meinte Sigmund, „dass dieser Vorwurf weder haltbar ist, noch eine faktische Grundlage hat.“ Der Vorwurf täusche wohl über den Ernst der Lage und die Tatsache hinweg, „dass es um die Zukunft der Laaser Marmorindustrie geschehen ist, wenn jetzt nicht dringend gehandelt wird.“ Sicher könne der Weißwasserbruch auch noch weiterhin ausgebeutet werden, „allerdings kriegen wir zurzeit mehrheitlich nur das farbige Material ans Tageslicht.“ Ursprünglich sei geplant gewesen, den Marmor aus dem Jennwandbruch über eine Seilbahn und die Schrägbahn abzutransportieren. 2009 wurde die Schrägbahn Eigentum der Fraktion Laas. Sigmund: „2012 baute die Lechner Marmor AG eine Seilbahn vom Jennwandbruch hinunter ins Laaser Tal, um die behördlichen Auflagen zu erfüllen und die Erschließung des Jennwandbruches einzuleiten.“ Dass der Abbau in der Jennwand nicht beginnen konnte, sei neben den Auflagen bezüglich des Transports und neben betriebswirtschaftlichen sowie logistischen Gründen vor allem auf das Schüttverbot zurückzuführen: „Um den Bruch zu aktivieren, wären rund 30.000 Kubikmeter Abbaumaterial angefallen. Dieser Abraum hätte mit der Seil- und Schrägbahn ins Tal gebracht werden müssen.“ Im Göflaner Mitterwantlbruch gebe es laut Sigmund kein „Kippverbot“. Dort könne der Abraum vor Ort zu Schotter aufgearbeitet werden. Außerdem sei der Göflaner Bruch auch vollständig über die Straße erschlossen. Die Schrägbahn in Laas habe man 2019 aus Sicherheitsgründen außer Betrieb nehmen müssen. Die von der Eigenverwaltung ins Auge gefasste Seilbahn wäre eine Alternative, „doch hier sind viele Fragen zu klären, insbesondere die Finanzierung.“ Das Seilbahnprojekt „Loch- Weißwasserbruch und Weißwasserbruch-Jennwand“ würde insgesamt rund 21,4 Millionen Euro kosten. Die Lechner Gruppe (Lechner Marmor AG und Lasa Marmo GmbH) bevorzuge eine Straßenerschließung. Diese Alternative wäre am einfachsten umsetzbar. Nicht unerwähnt ließ Sigmund, dass die Landesverwaltung den Jennwandbruch im neuen Parkplan als D3-Zone vorgesehen habe, „sodass die Erschließung des Jennwandbruchs mittels Straße möglich ist.“ In einem Beschluss der Landesregierung vom 27.11.2018 heißt es unter anderem, „dass der Abtransport des Marmors im Nationalpark Stilfserjoch in Zukunft auf modernsten und absolut innovativen Technologien beruht und mittels wasserstoffbetriebener Transportfahrzeuge über die Straße erfolgt“ und „dass die Schrägbahn auch einer touristischen Nutzung zugeführt wird.“ Die Lechner Marmor AG habe der Fraktion Laas mehrfach eine „Beteiligung an der Marmorgewinnung in der Jennwand“ angeboten.
„Rasche Lösung ist nicht möglich“
Angesichts der Tatsache, dass die neue Landesregierung noch nicht bestellt ist und dass bei diesem komplexen Thema viele Landesämter bzw. politisch Verantwortliche involviert sind, wäre es laut Oswald Angerer illusorisch, an eine rasche Lösung, etwa noch innerhalb 2023, zu glauben. Der Fraktionspräsident erklärte sich bereit, den Gemeinderat auch bei künftigen Sitzungen über den jeweiligen Stand der Dinge zu informieren. Die Bürgermeisterin nahm dieses Angebot dankend an. Aus den Reihen von Ratsmitgliedern hieß es, dass das Thema Marmor miteinander anzugehen sei: „Es ist zu begrüßen, dass nun auch im Gemeinderat offen und offiziell darüber geredet wird.“ Informiert hat Angerer den Rat auch darüber, dass er der Lasa bzw. den Investoren aus der Schweiz die Abhaltung einer Volksbefragung vorgeschlagen habe, „doch davon wollten die sonst referendumsfreudigen Schweizer nichts wissen.“