Wie können 10 Milliarden Menschen satt werden?

Publiziert in 43 / 2016 - Erschienen am 3. Dezember 2016
Schlanders - Vorschläge und Überlegungen dazu konnten kürzlich rund 100 Personen auf Einladung des Kulturhauses Karl Schönherr und der Umweltschutzgruppe Vinschgau in Schlanders bei einem Film von Valentin Thurn erleben und diskutieren. Der Regisseur zeigte dabei erschreckende und hoffnungsvolle Seiten der Frage auf. Thun ging der Frage nach, wie die für 2050 erwarteten 10 Milliarden Menschen ernährt werden können, wo doch heute schon über eine Milliarde Menschen hungert und unterernährt ist. Aufgezeigt wurden Lösungsbeispiele aus der konventionellen Landwirtschaft, aus den Labors des Saatgutherstellers Bayer mit genetisch veränderten Pflanzen und, was noch gefährlicher ist, mit den Hybridpflanzen, die weltweit gutgläubige Bauern in die Falle mit dem Versprechen üppiger Ernten locken. Es wurden auch die eigenen Samenbanken beispielsweise in Indien gezeigt, aber auch das Zocken bei den Getreidepreisen auf der Börse, die vorgeben, den Hunger der Welt durch Erhöhung der Preise bekämpfen zu wollen. Aus vielen Studien geht jedoch hervor, dass wir heute schon genug Nahrungsmittel hätten, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren, wenn nicht der übertriebene Fleischkonsum mehr als die Hälfte der Getreideproduktion für Tierfutter verschlingen würde, geschürt und bedient aus den schrecklichen Ställen der Massentierhaltung. Dazu kommt noch die Verschwendung von Lebensmitteln in der Landwirtschaft, dem Handel und nicht zuletzt auch in der eigenen Küche. Im Anschluss an den Film gab es eine Publikumsdiskussion, moderiert von Markus Lobis. Dabei ging es um den Erfahrungsaustausch über bereits bestehende positive Projekte zum biologischen Anbau und zur besseren Verwertung von Lebensmitteln wie beispielsweise durch gemeinschaftliche Führung eines Bauernhofes, die teils noch zu wenig bekannten Aktivitäten von Biobauern und Sozialgenossenschaften wie VINTERRA in Mals. Samenbanken versuchen auf lokaler Ebene zur Verringerung der Abhängigkeit von Hybridsorten ihren Beitrag zu leisten. Die Versuche zum Aufbau von Vermarktungsstrukturen für biologisch angebaute Lebensmittel sind noch zu wenig bekannt. Positiv aufgenommen wurde auch, dass bei den Landwirten und Obstbauern auch im Vinschgau ein Umdenken in Richtung naturnaher und biologisch nachhaltiger Produktionsmethoden spürbar sei, auch wenn es sicher noch länger dauern wird, bis daraus wirtschaftlich tragbare Modelle sich entwickeln werden. Dazu wurde auch die Unterstützung von Politik und landwirtschaftlichen Verantwortungsträgern eingefordert. Denn was heute von „Spinnern“ vorgeschlagen wird, könnte in naher Zukunft schon ein Erfolgsrezept sein. Frie
Friedrich Haring
Friedrich Haring
Vinschger Sonderausgabe

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