Wie die Hanni eine Unternehmerin wurde
Welches Bauernmädel hatte in den 50er Jahren schon 5 Jahre Oberschule hinter sich?
Latsch/Goldrain - Um das Leben einer Frau positiv zu gestalten, empfiehlt das Landesamt für Chancengleichheit 12 Impulse. Der letzte, der 12., lautet „Beginne den Tag mit einem Lächeln.“ Für Hanni Fuchs war der 8. Juni 2023 so ein Tag zum Lächeln, es war ihr 80. Geburtstag. Aber sie wollte keinen großen Zauber daraus machen. Heinz, ihr Mann, musste sie erst überzeugen. Wie er es eigentlich immer getan hatte in den 56 Ehejahren. Allerdings hatte er Mitstreiter bei seiner Überzeugungsarbeit. Da waren die Kinder, Karoline, Roland und Helene. Sollte das nicht reichen, wären die Schwiegerkinder samt den 9 Enkeln dran. Sollte die Oma es immer noch nicht einsehen, dass ihre Geburtstagsfeier für die Großfamilie wichtig ist, hätte man als letztes Aufgebot noch die 2 Urenkel schicken können. Hanni hat es nicht bereut. Die Stimmung war gut, das Essen im Latscherhof hervorragend und fast alle waren gekommen. Aus ihrem Leben erzählen wollte Hanni auf keinen Fall. Auch dazu musste sie erst überzeugt werden. Dabei gab es zwischen Hanni und dem Latscherhof eine sehr persönliche Beziehung. Aber dazu später.
Im gelb-grünen VW
Das Ehepaar Luis und Kreszenz Wielander bewohnte mit zwei Söhnen einen kleinen Bauernhof in Tschars. Das 3. Kind war ein Mädchen, Hanni. Nach ihr kam wieder ein Bub auf die Welt. Als Mädchen 5 Jahre in Meran eine Oberschule - zuerst die Kaufmännische Lehranstalt, dann die Handelsschule – zu besuchen, war nicht ohne. Sie ist immer gependelt. „Ich war ein Mama-Zotzer. Mir wäre in Meran derweillong geworden“, erklärte sie. Im Sommer 1960, sie war 17, machte die Familie einen Ausflug zum Latscher Bierkeller. Dort sei irgendwann ein groß gewachsener Mann an ihr vorbeigegangen, sei stehen geblieben, auf sie zu gegangen und habe sie zum Tanzen eingeladen. „So habe ich den Heinz kennengelernt.“ Am darauffolgenden Sonntag habe er sie abgeholt. Mit seinem gelb-grünen Volkswagen Käfer. „Ich hatte erwartet, dass so einer mit einem Motorrad kommt.“ Selbstverständlich mussten die Eltern um Erlaubnis gefragt und die Uhrzeit der Rückkehr festgelegt werden. Im Herbst sei Heinz nach Genua gefahren, um in einer großen Tischlerei eine Lehre anzufangen. Zu Weihnachten war er wieder zu Hause. „Was habe ich mich doch gefreut!“, erinnerte sich Hanni heute noch.
Es geschah im Latscherhof
1962 sei sie mit ihrer Cousine Erika zum Fußball-Schauen nach Latsch gefahren. Anschließend ging es zur Marende im Latscherhof. Heinz war dabei. Sein Vater Johann Fuchs war damals Präsident des SV Latsch. „Da hat es wieder gefunkt. Wir wurden ein Paar und so bin ich in eine Unternehmerfamilie gerutscht. 1967 haben wir geheiratet. In Latsch, weil die Schwiegereltern gleichzeitig den 25. Hochzeitstag feiern wollten. 1968 ist Karoline geboren, 1969 Roland und 1974 Helene.“ Heinz habe immer Visionen gehabt und sie sei immer 100 % hinter ihm gestanden. 1980 plante man die Verlegung des Betriebes in die Industriezone. Alles sei vorbereitet und vorfinanziert gewesen, aber eine gesetzliche Bestimmung verhinderte jede Baumaßnahme und die Zinsen schossen in die Höhe. „Uns ging es nicht mehr gut. Wir haben aber gekämpft und gebaut. Heinz hatte nie Angst.“ Dann kam der 3. Juli 1987. Heinz Fuchs war mit dem Auto verunglückt. Er saß im Rollstuhl, in der Reha-Klinik von Bad Häring, als die Nachricht kam, dass am 24. August die Wasser der Plima sein Lebenswerk weggeschwemmt hatten. Das war die Stunde der Hanni Fuchs. Mit vielen Freiwilligen und dem Mitarbeiter Martin Raffeiner versuchte sie zu retten, was zu retten war. Die Unternehmerfamilie Fuchs überstand auch das Katastrophenjahr 1987; ja, es öffnete sich ein neues, erfolgreiches Kapitel. Auch dabei hatte sich Hanni Fuchs mehrfach als umsichtige Verwalterin und entschlossene Unternehmerin bewährt.