Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ein Gemeinden übergreifendes Umfahrungskonzept überzeugte die Gemeindeverkehrskommission Partschins.
Partschins - Sie hat getagt. Endlich ist die Gemeindeverkehrskommission von Partschins zusammengekommen. Lang ersehnt nicht nur von den Räten der Neuen Bürgerliste und der Freiheitlichen. Referent und SS38-Koordinator Hartmut Nischler hatte den „medialen Auftritt“ der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt genutzt, um den 12 Kommissionsmitgliedern unter dem Vorsitz von Bürgermeister Luis Forcher eine Machbarkeitsstudie vorzustellen. Dazu kooptiert worden war der langjährige Gemeinderat und derzeit amtierende SVP-Ortsobmann Albert Gufler. Der „machbare Konsens“, der vorgestellt wurde, war das Ergebnis von unzähligen Sitzungen und Aussprachen zwischen den Gemeinden Marling, Algund, Partschins, Naturns und der Brauerei Forst. Unisono wurde von allen Kommissionsmitgliedern bestätigt, dass man endlich zu einer umfassenden Gesamtlösung gekommen sei. Hoffnung machte sich breit. Sprichwörtlich sah man endlich ein Licht am Ende einer mehr als 40-jährigen Suche nach Lösungen für das umfahrungsgeplagte Rabland. Die einstimmige Haltung der Beteiligten forderte geradezu die Frage: Wenn nicht jetzt, wann soll dann die Lebensqualität der Bürger erhöht werden.
Positives Gesprächsklima
„Endlich können wir über die Parteigrenzen hinaus zusammenarbeiten“, meinte Sabine Zoderer von den Freiheitlichen zum Gesprächsklima. Sie hatte Aussprache und Diskussionen als sehr positiv empfunden. Jutta Pedri als Vertreterin der Bürgerliste sprach von einem Projekt, das ihr als Rablanderin sehr am Herzen liege. „Das Projekt ist vorausschauend“, meinte sie. Natürlich könne man über Details diskutieren. Aber grundsätzlich sei bei diesem Projekt Weitsicht gegeben; zumal der ganze Vinschgau betroffen sei. Referent Nischler war selbst angenehm angetan vom Treffen, warnte aber und ersuchte, den Ball niedrig zu halten. „An sich wollte ich die Kommission noch nicht einberufen“, erklärte er. „Wir haben schließlich nichts in der Hand. Die Umfahrungsabschnitte sind vage Striche in der Landschaft. Viel besser wäre es, erst dann an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn der Landeshauptmann seine Zustimmung bereits gegeben hätte.“ Tatsächlich hatte der Abteilungsleiter für Mobilität und Umwelt in der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, Martin Stifter, das „geeinte Auftreten“ der Gemeinden inzwischen zur Kenntnis genommen. Die Machbarkeitsstudie mit technischem Bericht, Fotomontagen, Terminplan und Kosten-
schätzung, Lageplan mit Ausschnitten und Varianten, Stellungnahme und Berichte waren an Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landeshauptmannstellvertreter Daniel Alfreider bereits weitergeleitet worden. Mit hörbarer Erleichterung – nach telefonischer Rücksprache – sah Stifter auch in der „Einigkeit der Verkehrskommission“ in Partschins ein hoffnungsvolles Zeichen. Es sei ein zähes und vor allem geduldiges Ringen der beauftragten Planer Ingenieur Günther Rauch, Planpunkt GmbH, und Architekt Johannes Thaler, Büro konoA in Brixen, gewesen, erklärte er. Seit September 2019 sei die vorliegende Studie bereits die 13 Variante.
Verkehrstechnischer Lichtblick
Der Streckenabschnitt von 7,171 km sieht die Umfahrung der Örtlichkeiten Forst (Gem. Algund), Töll und Rabland (Gem. Partschins) vor und schließt die Anbindung an die heutige Straße bzw. Neuanbindung an den Hauptort Partschins ein. Die Trasse beginnt an der MEBO-Abzweigung nach Algund mit einem neuen Kreisverkehr, überquert mit einer etwa 100 m langen Brücke die Etsch und verschwindet in den ersten von drei Tunnel (763 m).Es folgten 321 m freie Umfahrung (möglich wäre auch im Nachhinein eine Anbindung an die Ortschaft Forst). Nach einer kurzen Galerie wird ein 2.597 m langer Tunnel die Ortschaft Töll umfahren. Dort ist durch eine 130 m lange Brücke über Vinschgerbahn, Etsch und Radweg die Anbindung mittels Kreisverkehr an die SS38 und an die Gemeinde Partschins vorgesehen. Nach der Anbindung mündet die Umfahrungsstraße in den 3. Tunnel (1.153 m, südlich vom Ortsteil Saring), der die Ortschaft Rabland umfährt und in Höhe der (Algunder) Örtlichkeit Ried die Talsohle erreicht. Die Straße soll dann in freier Strecke mittels Böschungen angehoben werden, um erneut mit einer ca. 135 m langen Brücke Bahnlinie, Etsch und Radweg zu queren. Ca. 300 m vor der Abzweigung nach Plaus erreicht die Umfahrungsstraße auf Naturnser Gemeindegrund neuerdings die SS38, wo wiederum ein Kreisverkehr den Knoten bildet. Für die drei Baulose wird mit Wettbewerb, Projektierung, Genehmigungen, Enteignungen, Ausschreibungen und Bauzeiten ein Zeitraum von 14 Jahren geschätzt. Es werden Gesamtkosten von 246 Millionen Euro angeführt.