Diese Skizze veranschaulicht die ins Auge gefassten Nutzungsbereiche des Kapuzinerangers und der weiteren Flächen.
Dieter Pinggera
Kurt Kußtatscher

Weiterer Schritt in Richtung „Wohlfühlort“

Ergebnisse der Bürgerbeteiligung „Kapuzineranger“ vorgestellt.

Publiziert in 18 / 2023 - Erschienen am 10. Oktober 2023

Schlanders - Die Schaffung eines Wohlfühlortes für Mensch und Natur mitten in Schlanders: Das ist der Leitgedanke für die zukünftige Nutzung des Kapuzinerangers und weiterer Flächen der Klosteranlage, die von der Gemeinde Schlanders im Jahr 2021 für rund 2,5 Millionen Euro angekauft worden ist. Im September 2022 fand eine öffentliche, gut besuchte Begehung mit einer anschließenden Bürgerversammlung statt, wobei viele Vorschläge, Inputs und Anregungen für die Nachnutzung der verschiedenen Bereiche aufs Tapet gebracht wurden. Im Anschluss an Analysen und Vorarbeiten sowie an die Erstellung eines Grobkonzeptes haben sich 5 Arbeitsgruppen in der Zeit von Ende Mai bis Ende Juni 2023 in maßgeblicher Begleitung von Kurt Kußtatscher (freiberuflicher Biologe, Sortengarten Südtirol) mit 5 Themenbereichen befasst. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden am 27. September auf Einladung der Gemeinde im Kulturhaus vorgestellt. Bürgermeister Dieter Pinggera dankte allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich aktiv eingebracht hatten.

5 Themenbereiche
Einer der Grundsätze aller Nutzungsvorschläge besteht darin, keinerlei Kunstbauten zu errichten, sondern Altes nach Möglichkeit zu erhalten bzw. wieder auf Vordermann zu bringen, sowie stets die Aspekte der Ruhe, Erholung und naturnahen Anbauweise im Visier zu behalten. Ebenso klar ist, dass die Missionare des Heiligen Franz von Sales als Nachnutzer des Kapuzinerklosters in ihrem Sein und Wirken ungestört bleiben sollen. 4 Arbeitsgruppen haben sich intensiv mit den Themen Ruhebereich, Hochstamm-Obstgarten, Gestaltung von Freiflächen sowie Gemeinschaftsgarten auseinandergesetzt. Für alle vier Nutzungsvorhaben sind entsprechende Flächenbereiche vorgesehen. Die wohl wichtigste Maßnahme besteht darin, anstelle der derzeitigen, intensiv bewirtschafteten Bio-Apfelanlage einen begehbaren Streuobstgarten mit typischen Vinschger Sortenbäumen anzulegen. Als erhaltenswert wurden die Umfriedungsmauer, der Friedhof, die barocke Garten-Grotte, die Wetterstation und weitere Bauelemente eingestuft. Die Palette der Nutzungsmöglichkeiten der verschiedenen Bereiche ist äußerst vielseitig. Sie reicht von der Schaffung von Orten der Ruhe und Erholung bis hin zu Freiräumen für kleinere kulturelle Veranstaltungen sowie für soziale Interaktion. Auch didaktische Nutzungsmöglichkeiten für Schulen und Kindergärten werden angedacht. Im Detail nachzulesen sind die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen auf der Homepage der Gemeinde.

Die Frage der Organisation und Führung
Mit der zentralen Frage der Organisation und künftigen Führung des Kapuzinerangers und der weiteren Flächen hat sich eine eigene Arbeitsgruppe befasst. Einig ist man sich darin, dass es klare Regeln braucht, sprich eine „Hausordnung“. Zugänglich sein sollte der Kloster-Anger zum Beispiel nur tagsüber. Namhaft zu machen sei außerdem eine Ansprechperson im Rathaus, bei der alle Fragen und Anliegen im Zusammenhang mit dem Kloster-Anger und der weiteren Bereiche zusammenlaufen. Eine eigene, untergeordnete Organisationsstruktur wird für den geplanten Gemeinschaftsgarten vorgeschlagen.

Noch etliche offene Fragen
Welche Art von Führungsgremium eingesetzt wird, ist derzeit noch offen. Wie der Bürgermeister im Rahmen der Diskussion meinte, könne er sich dafür die Gründung eines eigenen Vereines vorstellen. Zur Frage, wie es um die Wassernutzung steht, meinte Dieter Pinggera, dass der Erhalt einer eigenen Beregnungswasser-Konzession mehr als schwierig sei. Als Alternative könnte man einen unterirdischen Bewässerungstank ins Auge fassen, in dem zusätzlich zum Beregnungswasser auch das Regen- bzw. Oberflächenwasser gesammelt wird. Ein eventuelles Waalsystem könnte mit einer Zirkulationspumpe betrieben werden.

Wann beginnt die Umsetzung?
Noch offen ist derzeit auch, wann und welche Maßnahmen die Gemeinde konkret setzen wird. Dieter Pinggera: „Sobald wir die Schätzung der Ablösesumme, die dem Pächter zusteht, auf dem Tisch haben, werden wir entscheiden, ob wir die Summe zahlen oder den Vertrag um ein Jahr verlängern.“ Eine besondere Eile sieht der Bürgermeister nicht. Zur Frage nach den Kosten meinte er, dass die Weichen für erste Investitionsmaßnahmen im Zuge der anstehenden Haushaltsplanung gestellt werden sollen. Als keineswegs erdrückend dürften sich die Führungskosten auf den Haushalt auswirken. Kurt Kußtatscher verwies mehrfach darauf, „dass es sich um ein Zukunftsprojekt für Schlanders handelt, das langsam und zusammen mit der Bevölkerung wachsen soll.“ Gemessen an der Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die am 27. September in das Kulturhaus gekommen waren, scheint das Interesse nicht überwältigend zu sein. Es waren nur rund 50 Personen im Saal, darunter viele, die sich bereits in den Arbeitsgruppen engagiert hatten. Wichtig ist laut Pinggera, „dass die Kerngruppe weiterhin am Ball bleibt.“ Wer Interesse hat, mitzudenken und mitzuwirken, auch was das künftige Führungsgremium betrifft, kann sich gerne über E-Mail melden (kapuzineranger@schlanders.it). Das Wort Tiefgarage fiel nur einmal, und zwar aus dem Mund von Franz Winkler. Er sei froh, dass das Thema „Tiefgarage im Kapuzineranger“ nun ein- für allemal vom Tisch zu sein scheint.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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