Die Seniorenstruktur St. Antonius in Prad soll quantitativ und qualitativ erweitert werden.
Im Bild (v.l.): Moderatorin Daria Habicher, Greta Brenner (Liste „Für Prad“), Referent Adrian Alin Gamper, Vizebürgermeisterin Michaela Platzer, Bürgermeister Rafael Alber, die Referenten Alois Lechner, Roman Stecher und Kurt Agethle sowie Alfred Theiner (Freies Bündnis Prad)

Wasser aus Sulden für Prad

5,7 Mio. Euro-Projekt vorgestellt. „Betreutes Wohnen plus“ auf der Zielgeraden.

Publiziert in 31-32 / 2021 - Erschienen am 29. September 2021

Prad - Trotz der Corona-Krise und der damit verbundenen neuen Herausforderungen ist es der Gemeindeverwaltung von Prad, die seit einem Jahr im Amt ist, gelungen, neben etlichen kleineren Projekten auch große Vorhaben anzugehen bzw. fortzuführen. Auf der Zielgeraden befindet sich mittlerweile das Projekt „Betreutes Wohnen plus“. „Aufbauend auf die Vorarbeiten der Vorgängerverwaltung konnte nun der Grundstein für die Umsetzung dieses Vorhabens gelegt werden“, sagte Bürgermeister Rafael Alber bei einer Bürgerversammlung am 13. September. Die Versammlung fand in Präsenz im Nationalparkhaus „aquaprad“ statt und konnte zugleich über YouTube mitverfolgt werden. Alber erinnerte daran, dass die Landesregierung das Pilotprojekt „Betreutes Wohnen plus“ im Juli auf Vorschlag der Landesrätin Waltraud Deeg gutgeheißen hat. Im Vorfeld hatte es mehrere Treffen und Aussprachen gegeben, u.a. auch mit Vertretern der Gemeinden Schluderns und Stilfs sowie mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und seiner Stellvertreterin Waltraud Deeg. Für den 30. September kündigte der Bürgermeister eine Pressekonferenz an, bei der in der Wohngemeinschaft St. Antonius in Prad im Beisein der Landesrätin Deeg und von Vertretern der Gemeinden Prad, Stilfs und Schluderns sowie der Bezirksgemeinschaft eine gemeinsame programmatische Erklärung bezüglich des Projektes „Neubau Seniorenwohnheim in Schluderns“ und des Pilotprojektes „Betreutes Wohnen plus in Prad“ unterzeichnet werden soll.

Seniorenstruktur wird erweitert

Mit Details zum Lösungsmodell „Betreutes Wohnen plus“ wartete die Vizebürgermeisterin Michaela Platzer auf. Das Modell sei notwendig, um dem Bedarf und auch der Nachfrage nach Betreuung und Pflege gerecht werden zu können. Das „Betreute Wohnen plus“ sehe eine 24-stündige häusliche Betreuung an 365 Tagen im Jahr vor. Geplant sei eine Nachtpräsenz nach 17 Uhr sowie auch eine Präsenz an Wochenenden. Die derzeitige Seniorenstruktur St. Antonius soll quantitativ und qualitativ erweitert werden. So sollen in den zwei Obergeschossen des geplanten Zubaus 16 Zimmer dazukommen. „Zusammen mit den bestehenden 13 Wohnungen werden wir somit insgesamt 29 Wohnplätze anbieten können. 22 davon sind für betreutes Wohnen bestimmt,“ führte Platzer aus. Die Kindertagesstätte, die derzeit als Übergangslösung in der Mittelschule (Ex-Hausmeisterwohnung) untergebracht ist, soll laut Rafael Alber im Erdgeschoss des Zubaus eine neue Bleibe finden.

Für sanfte Übergänge

Das Modell „Betreutes Wohnen plus“ ist laut Platzer für Menschen gedacht, die einen hohen Grad an Selbstständigkeit haben. Der Fokus werde auf sanfte Übergänge gelegt, „um die Menschen nicht aus ihrem gewohnten Kontext zu reißen, sondern stufenweise intensiver zu betreuen: begleitetes Wohnen, betreutes Wohnen und betreutes Wohnen plus. Ausdrücklich bedankt hat sich die Vizebürgermeisterin bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe: Karin Tschurtschenthaler, Walburg Wielander, Sibille Tschenett, Karl Bernhart und Reinhard Mahlknecht. Bei der Diskussion warf eine Bürgerin ein, dass ihr der Erweiterungsbau wie eine „Kasernierung“ vorkomme. Der Bürgermeister und seine Stellvertreterin sagten, dass neben den Zimmern auch Gemeinschafts- und Freiräume vorgesehen sind und die konkrete Planung erst erfolgen müsse. Karl Bernhart und Udo Thoma erinnerten an die 5-jährigen Vorarbeiten für das Pilotprojekt. „Es mussten sowohl der politische Bezirk als auch die Vinschger Seniorenwohnheime überzeugt bzw. miteinbezogen werden“, so Bernhart.  

„Genug Wasser für Generationen“

Eine endgültige und dauerhafte Lösung zeichnet sich in Prad bezüglich des Dauerbrenners Trinkwasser ab. Dieses Thema hatte die Gemüter in der Vergangenheit oft hochgehen lassen. Um die Vorfeld-Emotionen dieses Mal in Schach zu halten, wurde laut dem Bürgermeister ganz bewusst hinter den öffentlichen Kulissen gearbeitet. Nicht, um etwas zu verheimlichen, sondern um emotionsfrei zu einer Lösung zu kommen. Am 13. September ließ Rafael Alber die Katze erstmals öffentlich aus dem Sack. Schon kurze Zeit nach den Gemeinderatswahlen habe er beim Stilfser Bürgermeister Franz Heinisch in Sachen Trinkwasser vorgefühlt und sei sofort auf ein offenes Ohr gestoßen. Der Vorschlag, einen Teil des Wassers der Rosim-Quellen in Sulden nach Prad zu leiten, wurde vertieft und überprüft. Auch der Ausschuss der Gemeinde Stilfs und der Wasserwart wurden involviert. Gleichzeitig ließ die Gemeinde Prad die Wasserqualität untersuchen und eine Machbarkeitsstudie erstellen. In der ersten Augusthälfte wurde das Projekt den Gemeinderäten von Stilfs und Prad im Rahmen informeller Sitzungen vorgestellt und jeweils positiv bewertet. „Den Auftrag für die Einleitung des Wasserrechtsverfahrens haben wir bereits erteilt“, freute sich der Bürgermeister.

„Gute Qualität und mehr als genug“

Zusammenfassend meinte Alber, „dass das Prader Trinkwasserproblem mit diesem Projekt für die nächsten Generationen dauerhaft gelöst werden kann.“ Das Wasser sei gemäß den ersten Untersuchungen von hoher Qualität und stünde in mehr als ausreichender Menge zur Verfügung. Der erste Teil der Leitung von den Quellen bis zur Kläranlage in Sulden müsste neu verlegt werden. Der Abschnitt von der Kläranlage bis Gomagoi könnte Hand in Hand mit der geplanten Verlegung des Abwasserhauptsammlers mitgebaut werden. Auf Synergien könne man auch bei weiteren Abschnitten zurückgreifen. So soll das Teilstück von Gomagoi bis Stilfser Brücke im Rahmen der Errichtung des zweiten Bauloses der Radroute Prad-Gomagoi gebaut werden und das Teilstück von Stilfser Brücke bis zum E-Werk in Prad Hand in Hand mit weiteren Vorhaben: Druckleitung des E-Werks, erstes Radroute-Baulos, Beregnungsleitung (Bonifizierungskonsortium Vinschgau). Das letzte Teilstück der Trinkwasserleitung bis zum Reservoir „Theinen“ soll neu gebaut werden. Die ersten Arbeiten zum Bau der Radaufstiegsspur in Prad hätten laut Alber schon beginnen müssen. Geplant ist zunächst eine Begradigung bzw. teilweise Verlegung der Staatsstraße in der Örtlichkeit „Schmelz“, um durch eine bergseitige Verschiebung ausreichend Abstand zum Suldenbach zu gewinnen. Das „Freilichtmuseum“ mit den Totempfählen, bemalten Steinen und anderen Kunstinstallationen von Lorenz Kuntner („Der mit dem Windhauch spricht“) muss zumindest teilweise weichen. Wie der Gemeindereferent Alois Lechner informierte, werden sich die reinen Baukosten der ca. 16 Kilometer langen Trinkwasserleitung auf 3,7 Millionen Euro belaufen. Zusammen mit allen technischen Spesen und Nebenkosten sowie dem Bau zwei kleiner Wasserkraftwerke entlang der Leitung sei mit Gesamtausgaben in Höhe von etwa 5,7 Mio. zu rechnen. Die Kraftwerke, deren Bau ca. 640.000 Euro kostet, sollen unterhalb des Trus-Hofes bzw. im Bereich „Theinen“ entstehen. „Wir gehen davon aus, dass die Werke eine Rendite von 120.000 bis 140.000 Euro pro Jahr abwerfen werden“, so Lechner. Der Gemeinde Stilfs sei eine 40-prozentige Beteiligung an einem der Werke zugesichert worden. Außerdem wurde mit der Gemeinde Stilfs vereinbart, dass sie bei Bedarf bzw. in Ausnahmefällen das Trinkwasser der Rosim-Quellen mitverwenden kann. Laut Lechner sei damit zu rechnen, „dass wir den nicht unproblematischen Tiefbrunnen in der ‚Kultur’ bzw. auch andere bestehende Quellen werden auflassen können, sobald das Trinkwasser aus Sulden fließt.“ Klar angedeutet hat er auch, „dass das Trinkwasser in Zukunft teurer werden wird.“

Für konstruktives Miteinander

Das Gemeinderatsmitglied Greta Brenner hielt im Namen der Liste „Für Prad“ fest, dass unterschiedliche Meinungen im Gemeinderat zwar gerechtfertigt und auch gut seien, „aber ich wünsche mir, dass das Miteinander überwiegt und nicht das Gegeneinander.“ Als Herzensanliegen des „Bündnisses für Prad“, das mit Kurt Agethle im Ausschuss vertreten ist, nannte Alfred Theiner das Thema Ärzteambulatorium. Es sei leider nicht leicht, eine gemeinsame Heimstatt für die medizinischen Dienste zu finden. Bei der Diskussion wurde u.a. das Thema der Grundschulerweiterung aufgeworfen. „Wir haben uns für einen gangbaren Weg entschieden und werden diesen nun zunächst der Grundschule vorstellen“, sagte die Vizebürgermeisterin.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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