Viel Diskussionsbedarf zur Bahn
Runder Tisch in Naturns: Elektrifizierung und Sperre der Vinschger Bahn, weitere Arbeiten, Investitionen und mehr.
Naturns - Das Thema Zugverkehr brennt unter den Nägeln. Auch den Verantwortlichen in den Gemeindestuben. Um über die aktuelle Situation zu informieren und darüber zu sprechen, hat Walter Weiss, der Präsident des Vereins „Freunde der Eisenbahn“ am 22. November zum elften runden Tisch mit dem Fokus auf die Mobilität in den Bezirken Burggrafenamt und Vinschgau eingeladen. Es war wieder an der Zeit, schließlich hatte die letzte Diskussionsrunde zu diesem Thema 2019 stattgefunden. „Insbesondere bei der Vinschger Bahn gibt es Rede- und Informationsbedarf“, erkannte der Naturnser Bürgermeister Zeno Christanell bei seinen Grußworten im Ratssaal der Gemeinde Naturns. Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider berichtete über die aktuelle Situation in Südtirol und stellte einige Verkehrsdaten vor. Vor allem im Westen des Landes, sprich im Vinschgau, sowie im Osten gebe es erhebliche Verkehrsprobleme auf den Straßen. „Neue Straßen zu bauen ist keine Lösung, wir müssen in den Zug investieren“, betonte Alfreider. Hindernisse im Zugverkehr seien neben den zahlreichen Bahnübergängen vor allem die Strecken, wo die Züge noch mit Dieselkraftstoff betrieben werden, wie eben im Vinschgau. Aus diesem Grund sei zum Beispiel ein Umstieg in Meran nötig, wo die Linie dann elektrifiziert ist. An der Elektrifizierung der Vinschger Bahn werde weiter auf Hochdruck gearbeitet. „Hierbei muss man Kompromisse eingehen. Elektrifizierung bedeutet nicht nur einige Masten zu montieren und Stromkabel zu verlegen, sondern da steckt viel mehr dahinter“, unterstrich der Landesrat. So seien die Arbeiten an der Sicherheits- und Signaltechnik aufwendig. Die Vinschger Bahn bekomme hierbei die „absolut neueste Technologie“.
Vinschger Bahnlinie lange gesperrt
Alfreider stellte den „Fahrplan“ der weiteren Arbeiten vor: Ab Februar 2025 erfolge zwischen Mals und Eyrs das Einschalten der Oberleitung, dann Zertifizierung und Zulassungen, ab April/Mai 2025 sollen erste Testfahrten im Vinschgau anstehen. Ab November 2025 wird dann endgültig auf der gesamten Strecke zwischen Meran und Mals auf die Elektrifizierung umgestellt. Der Abschnitt zwischen Laas und Mals werde ab Mitte Februar gesperrt, ab Ende Oktober werde auch der Abschnitt zwischen Laas und Meran gesperrt, womit die gesamte Vinschger Bahnlinie dann bis zum Frühjahr 2026 gesperrt bleibe. Alfreider bedauerte dies, aber es gehe nicht anders. „Einschränkungen sind notwendig, man kann nicht ohne diese bauen“, erklärte er. In der Kommunikation hierbei sei aber einiges schiefgelaufen, gestand der Landesrat. Die Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Roselinde Gunsch, ergänzte, dass die Nachricht der Sperre auch für die Amtsträger/innen im Vinschgau absolut überraschend gekommen sei. „Wenn es nicht nötig wäre, würde es aber sicherlich nicht gemacht werden“, so Gunsch. Dies müsste der Bevölkerung auch verständlich gemacht werden. Die Sperre sei für eine lange Zeit, der ohnehin verkehrsgeplagte Vinschgau stehe vor großen Herausforderungen. „Der Schienenersatzverkehr muss in diesem Zeitraum unbedingt klappen“, forderte die Bezirkspräsidentin.
Große Investitionen
Alfreider erinnerte an die vielen Vorteile der Elektrifizierung und der neuen Züge. Pro Fahrt können, gemessen an der Sitzplatzanzahl, über 25 Prozent mehr Fahrgäste komfortabel transportiert werden. Alfreider unterstrich, dass massiv in die Mobilität investiert werde. So betragen die Kosten für die Elektrifizierung der Vinschger Bahn rund 90 Millionen Euro, zudem kauft das Land 15 neue Züge an, ein Zug kostet elf Millionen. Dies alles werde durch EU-Gelder und den Landeshaushalt finanziert. Außerdem habe man in den vergangenen Jahren rund 500 Millionen aus Rom für Arbeiten am Bahnnetz „holen können“, wie etwa für die Riggertaschleife und Co. „Wir selber könnten diese Sachen mit dem Landeshaushalt nie finanzieren“, betonte Alfreider. Hierfür brauche es Verhandlungsgeschick.
Zugverkehr „stabiler und schneller machen“
Das Ziel des Landes sei es „den ganzen Zugverkehr in Südtirol stabiler und schneller zu machen“, so Alfreider. Unbedingt notwendig sei der Ausbau der Bahnverbindung Bozen-Meran. Heute werden für diese Strecke 44 Minuten benötigt, nach dem Ausbau wären es nur mehr 26 Minuten. Dies dürfte aber noch viele Jahre dauern. Roselinde Gunsch unterstrich, dass der Ausbau der Zugstrecke von Meran nach Bozen fundamental sei, um auf den Pkw zu verzichten, aktuell dauere die Zugfahrt einfach zu lange, mit dem eigenen Auto könne die Strecke dank der Mebo viel schneller bewältigt werden.