Thema Wasser im Fokus
Graun - Die Versorgung der Bevölkerung mit gutem Trinkwasser und die Entsorgung der Abwässer gehören zu den ureigensten Aufgaben jeder Gemeinde. Die Erderwärmung und deren Folgen, wie etwa der Gletscherschwund, der Rückgang der Niederschläge oder die Zunahme von Trockenperioden, stellen die Verwaltungen vor neue Herausforderungen. Um sich ein Bild davon zu machen, wie es derzeit in der Gemeinde Graun rund um das vielschichtige Thema Wasser bestellt ist, haben die Raiffeisenkasse Obervinschgau und Bürgermeister Franz Prieth am 20. September zu einem etwas anderen Wirtschaftsbeiratstreffen eingeladen. Man saß nicht irgendwo zusammen, dort begab sich auf eine nächtliche „Erkundungstour“. Zum Auftakt führte der Bürgermeister die rund 30 Teilnehmenden in das derzeitige Wassermanagement der Gemeinde ein. Angesichts der zunehmenden Wasserknappheit und der neuen Aufgaben, denen sich die Gemeinde auch in punkto Umwelt und Nachhaltigkeit zu stellen hat, werde man sich in Zukunft mit Antworten auf viele Fragen beschäftigen müssen. Die Palette reicht von der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung bis hin zur Wasserversorgung für die Landwirtschaft und den Tourismus, Stichwort Beschneiungsanlagen, sowie zur Nutzung der Wasserkraft für die Stromproduktion. Franz Prieth wörtlich: „Was und wie viel ist in Zukunft in der touristischen Entwicklung und in anderen Bereichen noch möglich? Wie viele neue Betriebe können wir noch zulassen? Wie groß ist derzeit der tatsächliche Wasserverbrauch? Wie sieht es mit dem Überlauf von Wasser aus?“. Dass die Wasserknappheit auch in der Stromproduktion zu spüren ist, zeigte sich bei der Besichtigung des Kraftwerks Rojenbach in Piz in Reschen. Wie EGO-Obmann Johannes Habicher ausführte, kann derzeit nur reduziert Strom erzeugt werden, „weil zu wenig Wasser fließt.“ Zumal die EGO keine sogenannte historische Genossenschaft ist, sei auch sie verpflichtet, sogenannte „Extraprofitti“ zu zahlen, wie dies der Staat infolge der Energiekrise vorgeschrieben hat. Habicher informierte auch über die Gründung und Entwicklung der EGO, den Bau des Kraftwerks Oschenberg, den Ausbau des Glasfasernetzes in der Gemeinde (bis zu jedem Haus) und weitere Maßnahmen und Projekte. Geplant ist der Bau des Wasserkraftwerks Karlinbach. Wie die Abwässer von Reschen, Graun und St. Valentin entsorgt werden, erklärten Georg Bauer und Helmuth Blaas an der Abwasser-Pumpstation bei der Kite-Zone in Graun, einer von insgesamt 4 Pumpstationen, über welche die Abwässer bis nach St. Valentin gepumpt werden, von wo sie dann Dank des Gefälles von allein bis zur Kläranlage nach Glurns abfließen. Ein nicht unerhebliches Problem stellt laut Bauer und Blaas das viele Küchenfett dar, das von Beherbergungsbetrieben und Privathaushalten in das Abwassernetz geleitet wird. Das Fett erkaltet, setzt sich an den Behältern der Pumpstationen fest und muss in der Regel zweimal im Jahr mühsam „abgekratzt“ werden. Die größte, noch anstehende Herausforderung im Bereich der Abwasserentsorgung ist laut dem Bürgermeister der schrittweise Bau des Abwassersammlers in Langtaufers, beginnend mit dem Abschnitt Graun-Pedroß. Nicht mehr die Nase zuhalten musste man sich bei der Besichtigung des neuen Trinkwasserreservoirs in St. Valentin (Valatsch). Walter Gostner führte die Gruppe in die technischen Details des Reservoirs ein, das mit zwei Behältern, die jeweils rund 300 Kubikmeter Wasser fassen können, ausgestattet ist. Das neue Reservoirs, gespeist mit gutem Quellwasser von der Haider Alm und errichtet während der Zeit der Pandemie mit Gesamtkosten in Höhe von rund 700.000 Euro, ist nunmehr das Herzstück der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung von St. Valentin. Abgeschlossen wurde die Besichtigungstour mit einem Umtrunk und Austausch in der „Hoader“ Feuerwehrhalle.