Teile der Drusus-Kaserne unter Denkmalschutz
Schlanders - Die Landesregierung hat am 5. Dezember beschlossen, Teile der ehemaligen Drusus-Kaserne unter direkten Denkmalschutz zu stellen. Erhalten bleiben sollen demnach die Marmorfassade des Kommandogebäudes, das im Oktober 2022 teilweise abgerissen wurde, die sogenannte Villa Wielander, die einst als Wohnung für unverheiratete Offiziere diente, die noch bestehenden Wachtürme sowie Teile der Umfassungsmauer. „Das derzeit noch weitgehend intakte Kasernenareal ist von großer kultur- und bauhistorischer Bedeutung“, hatte die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre argumentiert. Nicht betroffen von der Denkmalschutzbindung ist die „Palazzina Servizi“, wo sich die „BASIS Vinschgau Venosta“ befindet. Laut der Landesregierung ist dieser Gebäudeteil zu erhalten. Es werde Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger sein, im Zuge der Erstellung des Gemeindeentwicklungsprogramms über die Art der Unterschutzstellung zu entscheiden. In der Villa Wielander soll eine Dokumentationsstelle entstehen, die laut Dalla Torre „eine Geschichtsverarbeitung und Erinnerungskultur in Zusammenhang mit dem bedeutenden Technischen Kulturgut der Drususkaserne ermöglichen und fördern soll.“ Bürgermeister Dieter Pinggera gibt sich mit dem Kompromiss grundsätzlich zufrieden. Nicht gerechnet hatte man mit der Unterschutzstellung der Marmorfassade. An der schrittweisen, auf viele Jahre ausgelegten Umsetzung des Konzeptes für die Nachnutzung des Areals könne festgehalten werden. Zurzeit warte man auf ein letztes Gutachten für das Abbruchkonzept. Für den Gebäudeteil der „Palazzina Tagliamento“ an der Kortscher Straße, wo die Kreativwerkstatt untergebracht ist, sei eine Verlängerung der Nutzungsleihe möglich.
Konträre Stellungnahmen
Während die teilweise Unterschutzstellung für manche zu weit geht, wie etwa für die Vinschger Schützen (siehe Seite 14), spricht die „Initiative Drususkaserne IDruKas“ von einer Minimallösung, die als Kompromiss die äußersten Umfassungs-Elemente des Kasernenareals (Villa Wielander, Umfassungsmauer und Wachtürme) als schützenswert einstuft. „Dieser Kompromiss unterstreicht den Willen der Gemeinde, das Immobilienprojekt (mittels Totalabbruch des Gebäudebestands) und die damit verbundene Privatisierung des Areals, weiterhin zu verfolgen und voranzutreiben“, heißt es in einer Aussendung. Die Gesamtheit der Kasernenanlage als Ensemble werde zerstört, „die Erhaltung der peripheren Begrenzungselemente widerspricht der beschlossenen Öffnung des zukünftigen Quartiers.“ Die Villa Wielander gelte als das Gebäude mit der schlechtesten Bausubstanz auf dem Areal. Die Absicht, dieses Gebäude zu erhalten, „ist augenscheinlich seinem Standort, ebenfalls am äußersten Rande des Geländes, zuzuschreiben.“ Dies verdeutliche die Absicht seitens der Gemeinde, „weiterhin das Areal im Kern neu zu bebauen.“ Die Villa Wielander könne niemals die Bedeutung der drei (vom Denkmalamt als schützenswert eingestuften) Gebäuderiegel aufwiegen, daher sei die Bezeichnung „Kompromiss“ irreführend. „Als IDruKas geht es uns nicht um eine strikte Konservierung von Bauelementen, sondern um einen breiteren Blick, der sowohl die Nachhaltigkeit als auch die bedarfsgerechte Umgestaltung von historischem Bestand beinhaltet. Diese Werte finden mit dem Beschluss der Landesregierung bedauerlicherweise keine Beachtung“, schreiben Gabriel Prenner, Gerda Platzgummer, Claudia Aimar und Daniel Costa im Namen der Initiative. Zumal die umfangreiche Bauforschung seitens des Landesdenkmalamtes im Frühjahr 2024 veröffentlicht werden soll, fordert die Initiative, „diese Veröffentlichung abzuwarten und bis dahin die Planungs- und Bauarbeiten weiter ruhen zu lassen.“