Das Bild links zeigt die Zufahrt zum Rabensteinhof nach einem Lawinenabgang 2018.
Eine Aufnahme der Arbeiten (Herbst 2019) für den Bau einer neuen Zufahrt zum Nachbarhof.
Hubert Pixner und Verena Mayr wollen nun privat eine Seilbahn bauen. Im Bild die Bergstation der derzeitigen Materialseilbahn.
Neben Freilandeiern von Legehennen sollen am Rabensteinhof in Zukunft auch Wachteleier erzeugt werden. Im Bild einige der heranwachsenden Wachteln.
Die Freilandeier von rund 2.000 Legehennen sichern der Familie ein geregeltes Einkommen.
Ein Blick in den Sortier- und Verpackungsraum.
Verena Mayr mit den drei Kindern

Stuff und frustriert

Zufahrt zum Rabeinsteinhof soll nach jahrelangem Zuwarten nun endlich verbessert und gesichert werden. Der Familie wäre eine neue Seilbahn viel lieber.

Publiziert in 39-40 / 2020 - Erschienen am 12. November 2020

Partschins - Nach jahrelangem Hinhalten, leeren Versprechungen und tauben Ohren bei Politikern und zuständigen Stellen haben sich bei Hubert Pixner und Verena Mayr, die den Rabensteinhof am Partschinser Sonnenberg bewirtschaften, Ohnmacht und Frust breitgemacht. Es war vor 8 Jahren, als Hubert Pixner beim Bodenverbesserungskonsortiums Sonnenberg Naturns-Partschins um die Asphaltierung des letzten, 900 Meter langen Teilstückes der Zufahrtsstraße zum Hof ansuchte. Hubert hatte sich schon 3 Jahre zuvor entschlossen, den Hof seins Vaters Alois nach 15-jährigem Stillstand auf wirtschaftlich neue Beine zu stellen. Weil die Milchviehhaltung kaum Aussichten bot, am Hof, der auf 1.312 Metern Meereshöge liegt und viele Erschwernispunkte aufweist, als Vollerwerbsbauer überleben zu können, stellte er auf die Produktion von Freilandeiern um. Das Konzept erwies sich als erfolgreich und die „Rabensteiner Freilandeier“ von ca. 2.000 Legehennen fanden guten Absatz. Das seit jeher größte Problem war - und ist immer noch - das letzte Teilstück der Zufahrt. Abgesehen davon, dass es teils keine Leitplanken gibt, weist der Schotterweg noch weitere Sicherheitsmängel auf. Besonders arg wird die Situation, wenn Lawinen abgehen oder wenn es stark regnet. Dass es einige Zeit brauchen würde, um das Problem zu lösen, war von Anfang an klar, „aber dass man uns so lange hinhalten würde, hätten wir uns nicht gedacht“, stimmten Hubert Pixner und Verena Mayr kürzlich bei einem Gespräch vor Ort überein. Das Paar hat mittlerweile 3 Kinder, eines davon besucht schon den Kindergarten in Plaus.

Jahrelanges Zuwarten

Als die Familie Ende 2017, also 5 Jahre nach dem Gesuch für die Asphaltierung der Zufahrt, erfuhr, dass bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ein genehmigtes Projekt vorlag, war die Enttäuschung groß. Hubert Pixner wandte sich schriftlich an alle Zuständigen und forderte sie dazu auf, sich endlich um die Instandhaltung der Zufahrtsstraße zu kümmern. Zu dieser Zeit war Verena bereits auf den Hof gezogen. Sie arbeitete damals noch als Lehrerin im Tal und musste die gefährliche Zufahrt somit fast täglich mit dem zu dieser Zeit 1-jährigen Sohn nutzen. Das Schreiben der Familie führte aber zu keinem Erfolg. Im April 2018 wandte sie sich die Familie an Landesrat Arnold Schuler, „nachdem die Zufahrtsstraße durch einen Schneelawinenabgang unpassierbar war und wir uns in einer wirklich prekären Lage befanden.“ Verena musste mit dem 1-jährigen Sohn für 2 Wochen nach Plaus zu ihren Eltern ziehen. Die Straße sei trotz Versprechungen der Gemeinde Partschins nicht freigebaggert worden: „Erst nach über 2 Wochen, nachdem ich die Schneelawine bereits selbst mit dem Privatbagger geöffnet hatte, kam überraschend ein Räumungsfahrzeug der Gemeinde“, erinnert sich Hubert. Schuler habe sich zu Beginn zwar telefonisch gemeldet, dann aber nichts mehr hören lassen.

Alte Seilbahn instandgesetzt

Um die Bewirtschaftung des Hofs weiterhin zu ermöglichen, hat sich Hubert Pixner entschlossen, die alte Materialseilbahn wieder instand zu setzen, die über 25 Jahre stillgestanden war. Mit der elektrisch betriebenen Seilbahn können die Freilandeier ins Tal nach Rabland transportiert und von dort von Hubert Pixners Bruder zu den Verkaufsstellen gebracht werden. „Dank der Seilbahn ersparen wir uns viele Autofahrten ins Tal“, so Hubert und Verena. Zudem sei die Seilbahn umweltfreundlicher und kostengünstiger. Ideal wäre es, sie zu erneuern und für einen beschränkten Personentransport zu nutzen. „Die Politiker predigen täglich, wie wichtig es ist, umweltfreundliche Alternativen zum Auto zu schaffen“, so Hubert und Verena, „in Wirklichkeit sehen die Dinge aber leider anders aus.“ Nachdem die Forstbehörde das Projekt „Zufahrtstraße Rabenstein“ wegen zu hoher Kosten abgelehnt hatte, fühlte sich die Familie in ihrem Besterben, die Seilbahn zu erneuern, bestätigt. Sie wandte sich im August 2018 erneut an Landesrat Schuler, der sie daraufhin an das Amt für Bergwirtschaft weiter verwies. „Dort sagte man uns, dass man von einem Projekt der Zufahrtsstraße noch nichts weiß“, so Hubert und Verena. Die Seilbahn-Idee sei auch dort nicht gut angekommen, „obwohl wir eine 20-prozentige Selbstbeteiligung an den Kosten zugesagt haben, wie es bei Förderungen von Seilbahnen vorgesehen ist.“ Beim Gespräch wurde vorgeschlagen, sich bei einem Ortsaugenschein die Situation nochmals anzuschauen und das Projekt der Zufahrt endlich anzugehen. Es wurde festgestellt, dass es dringend notwendig sei, die Zufahrt zu sichern und zu asphaltieren sowie eine Lawinenschutzgalerie im Bereich der Bachschlucht zu errichten. Es kam zur Projektierung und Genehmigung. Konkret angelaufen sind die Arbeiten bisher nicht.

Noch keine konkreten Arbeiten

Ende Oktober 2019 wollte die Familie vom Obmann des Konsortiums, Erich Müller, erfahren, wann die Arbeiten endlich beginnen. Er meinte, dass es für dieses Jahr nun doch keine Finanzierung mehr vom Land geben würde.“ Nicht wenig gestaunt hat die Familie, als zwei Wochen später mit den Arbeiten für die Errichtung einer neuen Zufahrt zum Nachbarhof Breiteben begonnen wurde. Dieser Hof wurde vor ca. 6 Jahren an einen Mann verkauft, welcher weder am Hof wohnt, noch dort Wirtschaft betreibt und trotzdem eine Zufahrt finanziert bekommt. Die Vorbesitzer, ein älteres Ehepaar, leben noch am Hof, da sie das Wohnrecht haben, wollten in den 1990er Jahren, als ihr Hof erschlossen werden sollte, jedoch keine Zufahrt und wehrten sich beim damaligen Landeshauptmann Luis Durnwalder dagegen. Der Breiteben-Hof stand in den letzten Jahren immer wieder zum Verkauf und vor kurzem wurde der Hof weiterverkauft, während der laufenden Bauarbeiten. Gebaut wird die Zufahrt von der Forstbehörde. „Wir können nicht nachvollziehen, dass es für dieses Projekt plötzlich eine Finanzierung gab, während für uns, die wir hier auf dem Hof leben und wirtschaften, keine Geldmittel bereitstehen.“ Außerdem hätten diese Arbeiten die Zufahrt zum Rabensteinhof zusätzlich beeinträchtigt, da die Schotterstraße durch Bagger und LKW stark beansprucht wird. Im November 2019 sprach die Familie erneut bei Landesrat Schuler vor. Er sagte sinngemäß, dass das Land nur ein Projekt fördern könne, entweder das Zufahrts-Projekt oder die Erneuerung der Materialseilbahn. Im Falle der Seilbahnvariante müsste das Straßenprojekt zurückgezogen werden. Diesen Rat hat die Familie befolgt und die beiden Projekte beim Land auf Eis legen lassen. Heuer im Frühjahr habe sich Helmut Müller, dessen Firma viele Arbeiten im Auftrag des Konsortiums durchführt, „sehr aufgebracht gemeldet und sich über den Rückzug der Projekte Asphaltierung und Galerie geärgert.“ Es wurde ein weiterer Besprechungstermin mit Helmut Müller, Erich und dem Zuständigen für Finanzierung, Emilio Dallagiacoma, vereinbart. Dallagiacoma teilte mit, dass das Land eine Hoferschließung über eine Straße bevorzuge, jedoch eine Seilbahn nicht ausgeschlossen sei. In einem solchen Fall müssten die zwei anderen Projekte allerdings zurückgezogen werden. „Dagegen setzte sich Helmut Müller vehement zur Wehr“, so Hubert und Verena, da das Konsortium so auf den Kosten der Projekte sitzen bleiben würde. Sie hätten Müller sogar angeboten, „die Asphaltierung aus eigener Tasche zu bezahlen, weil genau für dieses Projekt im Jahr 2012 angesucht wurde, nicht aber für die Errichtung der Galerie.“ Daraufhin haben sich Landesrat Schuler und Helmut Müller zu einem Gespräch getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten, „was wir nicht nachvollziehen können, da Herr Müller aus unserer Sicht dabei nur sein privates Interesse verfolgte, da dieses Anliegen nicht seiner Zuständigkeit obliegt.“

„Eine Galerie bringt uns wenig“

Eine teure Galerie bringe dem Hof im Verhältnis zur Seilbahn nichts, da diese nur in einer Notsituation nützt, die Seilbahn hingegen täglich, bei ungefähr gleichen, wenn nicht geringeren Kosten für die Steuerzahler, so Pixner. Man habe dem Landesrat Schuler erneut vorgeschlagen, dass sich das Land am Bau der Seilbahn beteiligen und dafür das sehr viel teure Projekt der Zufahrtsstraße auflassen könnte. Hubert: „Somit wäre beiden Seiten geholfen, das Land spart fast die Hälfte an Steuergeldern, da der Neubau der Materialseilbahn ca. 550.000 Euro kosten würde und wir im Gegensatz zur Zufahrtsstraße selbst 20% mitfinanzieren würden. Ebenso würden wir nach der Austragung aus dem öffentlichen Straßennetz für die Instandhaltung der Straße selbst sorgen.“ Schuler hat die Familie daraufhin wissen lassen, dass mit der Förderung einer Seilbahnvariante ein Präzedenzfall geschaffen werden und er in „Teufels Küche“ geraten könnte. Was die Familie grundsätzlich als unkorrekt und unverständlich bezeichnet, „ist die Tatsachte, dass wir de facto noch immer dort stehen, wo wir vor 8 Jahren waren, aus welchen Gründen auch immer.“ Dabei gebe schon allein der Hausverstand vor, dass eine Seilbahn aufgrund vieler Aspekte die bessere Lösung wäre, aus wirtschaftlicher Sicht ebenso, wie aus finanzieller und privater. Das Projekt der Seilbahn ist inzwischen bereits genehmigt, die Baukonzession wurde erteilt. 

Finanzierungsdekret unterzeichnet

Wie Landesrat Arnold Schuler am 4. November dem der Vinschger bestätigte, hat er das Finanzierungsdekret für die Asphaltierung der Zufahrt und den Bau der Galerie bereits unterschrieben. Das Dekret sieht die Ausschüttung von 500.000 Euro vor, was laut der Familie für beide Projekte (Asphaltierung und Galerie) jedoch sicher nicht reichen werde. Nicht vorstellbar sei es laut Schuler, dass das Land sowohl das Zufahrtsprojekt als auch die Seilbahn mitfinanziert: „Beides geht nicht.“ Dies ist der Familie auch bewusst. Sie hat nie auf beide Finanzierungen bestanden, sondern lediglich auf den Wechsel von Straße zu Seilbahn. Der Landesrat gibt auch zu bedenken, dass eine Materialseilbahn aus Sicherheitsgründen nicht für einen Personentransport genutzt werden kann. Die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen des Staates schließen eine solche Nutzung aus. Um eine Änderung der Bestimmungen zu erreichen, wären u.a. langwierige Verhandlungen mit Rom zu führen, wobei die Erfolgsaussichten mehr als fraglich seien. Die Familie dazu: „Dass das Land (AVS) jedoch täglich Personen von Alm- und Schutzhütten mit solchen Seilbahnen transportiert, wird außer Art gelassen.“ Fest steht laut Schuler auch, „dass es die Straße ohnehin braucht, denn die Kinder müssen in jedem Fall über die Straße zum Kindergarten bzw. später zur Schule gebracht werden.“ Für die Familie ist jedoch klar, „dass die Kinder mit der Seilbahn zur Schule und zum Kindergarten gebracht werden, denn wir werden nun privat eine Seilbahn erbauen, nach allen für andere Länder, wie etwa Deutschland oder Österreich, vorgeschriebenen Sicherheitsbestimmungen und hoffen, dass auch unser Land irgendwann nachzieht und endlich passende Gesetze für die private Seilbahnnutzung erarbeitet, was schon lange dringend nötig wäre, da wir nicht die einzigen sind, die den Bau einer privaten Seilbahn in Erwägung ziehen.“ Was die Galerie betrifft, stellt Schuler fest, dass damit nicht nur die Zufahrt zum Rabensteinhof gesichert werde, sondern auch jene zum Nachbarhof. Auf diesen wird laut der Familie immer wieder Bezug genommen, „obwohl wir diejenigen sind, welche hier wohnen. Wer weiß, ob auf Breiteben in den nächsten 10 Jahren überhaupt jemand wohnen wird.“. Mit dem Beginn der Arbeiten ist laut Schuler in absehbarer Zeit zu rechnen. Hubert und Verena tun sich indessen schwer, „überhaupt noch etwas zu glauben.“ Woran sie trotz allem glauben, ist ihre Idee der Seilbahn. Auch wenn sie (vorerst) nicht für den Personentransport genutzt werden dürfe, wollen sie alles daransetzen, sie zu erneuern, „denn sie ist unsere Lebensader.“

Josef Laner
Josef Laner

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